»Uns fehlt ein Leader«

20.5.2010, 00:00 Uhr
»Uns fehlt ein Leader«

© Kohler

Nach gutem Start legte Ihr Team in den letzten sieben Spielen eine schwarze Serie von 1:13 Punkten hin. Wie konnte das passieren, Herr Jahn?

Jahn: Das tut noch immer unheimlich weh. Weil es schon früh auf eine gesicherte Saison hinauslief, nahm sich vielleicht der eine oder andere ein bisschen was raus. Einer ging mal 14 Tage nach Amerika, bei anderen zwickte es hier und da. Hätten wir nicht schon vor dem wichtigen Spiel gegen den späteren Relegationsteilnehmer Landshut viele Punkte dummerweise abgegeben gehabt, wäre Euphorie da gewesen und wir hätten eine gewisse Rolle gespielt.

Aber Ihr Team zeigte doch deutliche Schwächen . . .

Jahn: Grundsätzlich läuft eine Saison nicht so, weil Schiedsrichter schlecht waren oder wegen anderer äußerer Einflüsse. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Ich habe den Spielern auch schon statistisch nachgewiesen, wo die Probleme liegen.

Was lesen Sie aus den Statistiken?

Jahn: Am Anfang waren die Werte noch gut, dann wurden sie schwächer und am Ende richtig schlecht. Das deckt sich mit dem Saisonverlauf. Auch eine Aufschlüsselung der Trefferleistung unserer Rückraumschützen läuft darauf hinaus.

Hätten Sie selbst auch mehr auf die Spieler einwirken müssen, als sich der Schlendrian einschlich?

Jahn: Man macht sich da natürlich Gedanken, aber wenn ein Spieler sagt, er muss für eine Klausur lernen, dann kann ich ihn nicht zum Training befehligen - zumal, wenn die Saison praktisch schon gelaufen ist. Wenn er weiß, dass noch etwas geht und wir oben dran sind, wird der Spieler gar nicht erst im Training fehlen. Als Trainer kann man nur begrenzt Einfluss nehmen. Aber wenn du einen hast, der ein Standing hat wie die ehemaligen Weltklassehandballer Stefan Lövgren oder Markus Baur es in ihren Teams hatten, dann kann so einer schon was bewirken. Wir haben aber keinen echten Leader.

Kommen für die neue Saison Verstärkungen?

Jahn: Mit Florian Funke vom HC Erlangen kommt ein linker Rückraumspieler mit Perspektive, der vor allem seinem Bruder Benny Konkurrenz machen kann. Philipp Eyrich und Christian Rückert kehren zurück. Und dann sind wir noch an einem Kreisläufer, einem Linkshänder und zwei Torhütern dran.

Fast noch wichtiger werden Veränderungen in Sachen Disziplin sein. Was haben Sie da vor?

Jahn: Das Druckmittel muss der Erfolg sein. Wegen dieses Erfolges muss der Spieler sagen, da will ich unbedingt dabei sein. Das nennt man in der Pädagogik intrinsische Motivation.

Stehen Aufwandsentschädigungen beispielsweise für Fahrten zu Spielen zur Debatte?

Jahn: Wir werden zwei kleine Busse haben, mit denen wir zu Auswärtsspielen fahren. Darüber hinaus haben wir eine Lösung in Sachen Physiotherapie gefunden. So gut wie möglich werden wir da jemanden im Abschlusstraining haben, beim Spiel aber auf jeden Fall. Ansonsten sind weder Entschädigungen noch Prämien vorgesehen. Die gäbe es erst ab der Bayernliga, wo es nicht mehr ohne ginge.

Im letzten FN-Interview sprachen Sie davon, es solle mittelfristig in Richtung Bayernliga gehen. Gilt das eigentlich noch?

Jahn: Ich denke schon. Sollten wir wieder eine Gelegenheit haben, wie im Laufe dieser Saison, auch in Richtung Aufstiegsrelegation blicken zu können, dann darf diese auf gar keinen Fall vergeben werden. Interview: MARKUS RIEDL