Unterwegs von Galaxie zu Galaxie

8.7.2018, 12:27 Uhr
Unterwegs von Galaxie zu Galaxie

© Foto: Markus Kohler

Gitarren-Heroen, da stellt man sich für gewöhnlich langhaarige Zausel vor, die ihre Mähne schütteln, mit dem Instrument posieren oder mit dem Gitarrenhals außermusikalische Verrenkungen anstellen. Es geht aber auch anders: Drei Musikerinnen, gerade so um die 20 Jahre jung, lehren die Herren der Schöpfung das Fürchten. Und zwar auf der Akustik-Gitarre.

Und da sind wir schon beim nächsten Klischee: Frau und Klampfe, das bedeutet Songs, die irgendwas mit Frieden und Liebe und Toleranz zu tun haben. Nein, das trifft hier ebenfalls nicht zu. Das Trio pflegt größtenteils rein instrumentale Musik, der Worte machen sie nicht allzu viele.

Ursprünglich als Hof-Konzert unter freiem Himmel anvisiert, verlegte das Wetter Künstlerinnen wie Publikum beizeiten ins Hinterzimmer der Kofferfabrik. Was der Stimmung keinen Abbruch tat, im Gegenteil. Und nein, die drei Virtuosinnen traten nicht gemeinsam auf, sondern bestritten nacheinander für jeweils 45 Minuten die Szene.

Den Anfang machte Talia Rubenstein aus Boston. Und was die burschikose Virtuosin brachte an Fingerpicking und ganz vertrackten Rhythmen inklusive Gepoche auf dem Korpus, bis die Saiten platzen, ließ die Münder allseits offenstehen. Entspannung fand das Publikum bei einer Jazz-Einlage auf der E-Gitarre, worin Talia Rubenstein mit einem frisch gewonnenen Co-Musiker am Kontrabass lässig herummäanderte. Wenn die Amerikanerin mit 20 Jahren schon so drauf ist, wie wird sie erst mit 30 sein?

Dieselbe Frage kann man auch bei Julia Lange stellen. Die 19-Jährige, die schon in Hongkong aufgetreten ist, studiert in Dresden akustische Gitarre. Aber wenn man ihr zuhört, fragt man sich, was die ihr dort noch groß beibringen wollen.

Am Grunde des Brunnenschachts

Spanische Gitarrenmusik hat es Lange angetan, das Zirpen ihrer Gitarre unterlegt sie per Tonabnehmer mit leichtem Hall, was ihrer Musik etwas sanft Geisterhaftes, Entrücktes verleiht. So, als spiele eine verwunschene Prinzessin mit langem goldenem Haar am Grunde eines Brunnenschachts. Erdung zu handfesteren Gefilden stellt die junge Dame mit der Western-Gitarre und Standards wie "Fly Me To The Moon" her.

Den Abschluss macht Jacky Bastek mit ihren Songs. Sie als Einzige singt zu ihrer Musik und hat so einiges zum Erzählen. So etwa von ihrer Herkunft aus dem Taunus, aus einem Haus auf halbem Weg zwischen zwei Dörfern, "wo die Leute sich fragen: Oh Gott, wer wohnt da bloß?" Oder von der Mühsal des Songwritings unter einem Dozenten, der alles besser weiß und dem sie mit Blues Honig um die Ohren schmiert, "weil der den Blues unheimlich gerne mag".

Auch dürfte Jacky Bastek die einzige weit und breit sein, die dem Astrophysiker Stephen Hawking ein Liebeslied gewidmet hat, "obwohl mein Dozent das überhaupt nicht cool findet." Egal, mit "Space and Time", inspiriert von Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit" nimmt Jacky Bastek ihre Zuhörer mit durch Raum und Zeit, hupft von Galaxie zu Galaxie und zwischen Morgen und Gestern. Vielleicht findet sie ja in einem Paralleluniversum Jimi Hendrix, der steinalt geworden ist.

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