Unverfroren und voller Gefühl

19.12.2014, 13:00 Uhr
Unverfroren und voller Gefühl

© Foto: Tim Händel

In der Fachliteratur wird das Phänomen „Last-Christmas-Allergie“ noch viel zu wenig beachtet. Doch es gibt Linderung. Das Heilmittel für gequälte Ohren mit Kitschpfropfen heißt Veronika Zunhammer.

Der jungen VoKalistin, die im Chiemgau aufwuchs und heute in München lebt, gelingt im kleinen Kufo-Saal ein Kunststück. Wenige Konzertminuten nur, dann ist jeder versöhnt, der auf den üblichen gefühligen Weihnachtssong-Mix mit Unwohlsein reagiert. Ihre Stimme verführt mit der Art von Natürlichkeit, die aus intensiver Arbeit erwächst und aus dem Selbstverständnis, genau das zu tun, was in diesem Moment richtig klingt. Ungekünstelt und glasklar wird bei ihr, was allzu oft mit Zuckerguss verkleistert daher kommt.

Mit Veronika Zunhammer steht ein hochkarätiges Quartett auf der Fürther Bühne. Dank Christian Elsässer am Piano und Henning Sieverts am Bass sind gleich zwei Echo-Preisträger dabei, dazu gesellt sich Schlagzeuger Fabian Rösch. Gemeinsam haben sie die aktuelle CD der Sängerin „Weihnachtssterne am Jazzhimmel“ eingespielt. Zunhammer verrät: „Für die Aufnahmen in einem Studio des Bayerischen Rundfunks haben wir die heißesten Tage im Juli dieses Jahres erwischt.“ Vertrautes wie „Leise rieselt der Schnee“ steht auf dem Programm und hat plötzlich einen mitreißenden Beat. Elsässer lässt buchstäblich die Flocken tanzen, und das alte Kinderlied ist erleuchtet.

Unverfroren ist im schönsten Sinne, was den Klassikern widerfährt. Friedrich Spees „Zu Bethlehem geboren“, das zu Beginn des 17. Jahrhunderts zum ersten Mal erklang, erlaubt sich als von Herzen fröhliche Swingnummer daherzukommen. Von berührender Innigkeit ist die alte Weise „Es wird scho glei dumpa“, weil sie schlicht bleiben darf – obwohl sie virtuos interpretiert wird. Auch neue Nummern sind dabei, Eigenkompositionen von Zunhammer, die eine wundersame Brücke schlägt zwischen den Zeiten etwa, in denen Joseph von Eichendorff sein Weihnachtsgedicht schrieb, und unseren Tagen. Doch Zunhammer glückt noch mehr, selbst die Vertonung eigener Texte gelingt ihr mit der gleichen Wahrhaftigkeit, die die anderen Lieder auszeichnet.

Auch Kufo-Programmchefin Annette Wigger habe nicht mehr als das erste Lied vor dem Engagement der Formation gekannt, verrät Veronika Zunhammer ihren Zuhörern. Voll Vertrauen auf das, was kommen mag, habe sie trotzdem die „Weihnachtssterne am Jazzhimmel“ auf den Spielplan gesetzt.

Was für eine kluge Entscheidung.

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