Urbane Vorzüge: Vögel fühlen sich wohl in der Fürther City

1.2.2015, 17:00 Uhr
Urbane Vorzüge: Vögel fühlen sich wohl in der Fürther City

© Foto: Winckler

FÜRTH — Schon ein flüchtiger Blick in die Adenaueranlage genügt dieser Tage, um den riesigen schwarz-grauen Teppich auf großen Teilen des Rasens auszumachen. Starr und leblos ist er nicht, stattdessen wabert er von links nach rechts und auf und ab. Kein Wunder: Er besteht aus einem ganzen Schwarm Tauben, die unermüdlich ihre Schnäbel in den Boden rammen.

Drängt sich die Frage auf, was die Tiere dort eigentlich fressen, immerhin ist die Erde gefroren. Günter Löslein, Kreisvorsitzender des Landesverbands für Vogelschutz, hegt den Verdacht, dass Leute dahinter stecken, die den Tauben systematisch ordentliche Mengen an Futter hinwerfen. Samen und Körner zum Beispiel.

„Das ist aber strikt verboten“, betont der Experte, sonst vermehren sich die Tiere extrem. Die Stadt versucht seit geraumer Zeit, das Problem mit Bußgeldern in den Griff zu bekommen. Erfolglos.

Wenn der Tauben-Teppich hochschreckt, steigt er – immer schön synchron – auf und dreht eine elegante Runde, um sich auf dem Dach der Kreishandwerkerschaft an der Freiheit niederzulassen; wahlweise auch weiter südlich, auf dem Bahnhofsgebäude. Nicht etwa zufällig. Die schlauen Tiere suchen die Nähe zu einer weiteren Futterquelle, weiß Löslein: dem Wochenmarkt. Mit der Bereitstellung von Nahrung erfüllt Fürth bereits ein Grundbedürfnis.

Ein weiteres ist die Wärme. Während die Ringeltaube es vorzieht, den Winter im sonnigen Süden zu verbringen, harrt die Stadttaube lieber hier aus. Allzu beschwerlich ist das nicht, bieten doch die vielen fehlenden Ziegel auf den Dächern Zugang zu behaglichen Dachböden.

Nächster Punkt auf der Checkliste der geeigneten Lebensräume ist die Sicherheit. In Fürth haben Tauben kaum natürliche Feinde — ausgenommen zwei Wanderfalkenpaare in der Südstadt und in Burgfarrnbach. Doch Löslein winkt ab: „So viele Tauben fressen die auch nicht.“

Fazit: An die Tauben sollte man sich gewöhnen, auch wenn man sie gar nicht leiden mag. Denn die werde man so schnell nicht mehr los. „Sie fühlen sich in Fürth einfach sehr wohl.“

Die Vorzüge der Innenstadt haben auch andere Vögel längst für sich entdeckt. Für Amseln und Meisen etwa ist der Waldrand schon lange nicht mehr Ende des Lebensraums. Vielmehr werden Nachbars Garten und Parkanlagen zwitschernd in Beschlag genommen.

Dort warten — genau wie im Wald — proteinreiche Regenwürmer und süße Äpfel. Der große Unterschied: Hier sind sie sicher vor Feinden. „Habichte und Sperber zum Beispiel sind in der Stadt nicht so vertreten“, erklärt Günter Löslein.

Ein reiner Zufluchtsmechanismus oder ein ökologisches Kuriosum also ist die urbane Präsenz der Tiere nicht. Hier lebt es sich ganz einfach bequemer.

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