Verschnaufpause für die Flüchtlingshelfer

2.4.2016, 10:00 Uhr
Verschnaufpause für die Flüchtlingshelfer

© Archivfoto: Pfrogner

Die Regierung von Mittelfranken hat auf die völlig veränderte Situation bereits reagiert: Das Netz aus Flüchtlingsquartieren, das in den vergangenen Monaten aufgebaut wurde, um die zeitweise völlig überlastete Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber (ZAE) in Zirndorf zu entlasten, wurde zuletzt deutlich verkleinert. 14 Dependancen und Notunterkünfte der ZAE wurden seit Anfang März im gesamten Regierungsbezirk aus der Nutzung genommen, 3092 Plätze fallen damit weg, teilte die Regierung auf FN-Nachfrage mit. Geräumt hat man vor allem Objekte, die anderweitig gebraucht werden, wie Turnhallen.

In Fürth und im Landkreis hat man dagegen auf weitere Schließungen – die Kiderlin-Halle ist schon seit Januar wieder frei – verzichtet. Neben der Nähe zu Zirndorf dürfte ausschlaggebend dafür sein, dass der Regierung hier Objekte zur Verfügung stehen, die sie langfristig nutzen kann, weil die Gebäude vorher leer standen wie das frühere Möbelhaus Höffner oder eigens aufgebaut wurden wie der Komplex aus Leichtbauhallen in der Südstadt. Schließungen in Stadt und Landkreis Fürth seien derzeit nicht geplant, sagt Regierungssprecherin Ruth Kronau-Neef.

Die sinkenden Flüchtlingszahlen aber machen sich auch hier bemerkbar. Die ZAE, ausgelegt für 650 Bewohner, beherbergt aktuell rund 500 Menschen, das Höffner-Haus rund 300 Asylsuchende – 500 weniger als im Herbst 2015. Im Komplex in der Südstadt leben rund 100 Menschen, wo 400 Platz hätten. Dazu kommen nach Angaben der Regierung 307 im früheren Praktiker-Baumarkt in Zirndorf, 84 in der Dependance in Veitsbronn, 50 in Obermichelbach und 23 in Ammerndorf.

Wie berichtet, lassen sich zwei Hauptursachen dafür ausmachen, dass die ZAE und ihre Außenstellen weit weniger Geflüchtete versorgen müssen als vor einem halben Jahr: Einerseits ist die Balkanroute inzwischen geschlossen, vielen Menschen ist der Weg nach Deutschland versperrt. Andererseits wurden in den vergangenen Monaten eine Reihe Erstaufnahmeeinrichtungen in anderen bayerischen Regierungsbezirken geschaffen.

Wie sich die Zahlen entwickeln, kann freilich niemand vorhersagen. Sozialreferentin Elisabeth Reichert ist daher froh, dass das Höffner-Haus und die Südstadt-Hallen noch bis mindestens September 2017 genutzt werden können. „Das gibt eine gewisse Sicherheit, dass wir nicht wieder Turnhallen belegen müssen.“

Für die Helfer in den Notunterkünften bedeuten die rückläufigen Belegungszahlen eine Verschnaupfpause nach anstrengenden Monaten. Die Hilfsangebote werden in der Regel aufrechterhalten, doch pro Schicht werden jetzt oft weniger Ehrenamtliche gebraucht, ob es nun um Deutsch-Kurse, die Kleiderkammer oder Kinderbetreuung geht. Man kann sich besser abwechseln und sich intensiver um die Menschen kümmern, die da sind, sagt Roland Aechtner vom Helferkreis Obermichelbach. Dass sich die Lage entspannt habe, „tut allen gut“, meint er. Auch den Asylsuchenden gebe es etwas mehr Privatsphäre in den Übergangsquartieren.

In Fürth ist zudem zu beobachten, dass sich die Hilfe verändert: Konzentrierten sich die Angebote anfangs auf das Höffner-Haus und somit auf Flüchtlinge, die neu in Deutschland angekommen sind, rücken nun zunehmend die Gemeinschaftsunterkünfte in den Fokus. Etliche Begegnungsprojekte sind hier entstanden. In diesen Unterkünften wohnen Asylbewerber weitaus länger als in den Aufnahmeeinrichtungen – nämlich bis über ihren Antrag entschieden ist.

Wer helfen will, findet Mitmachmöglichkeiten unter www.fluechtlingshilfe-fuerth.de