Versteckte Firma gießt Salz in Autokolben

20.7.2014, 11:00 Uhr
Versteckte Firma gießt Salz in Autokolben

© Heinz Wraneschitz bildtext.de

Wer nicht ganz genau aufpasst, findet es nicht, das kleine Messingschild an der schmalen Einfahrt zur Emil Müller GmbH neben der schmalen Ortsverbindungsstraße von Wilhermsdorf nach Dürrnbuch. Hinter Hecken und hohen Bäumen versteckt steht eine Reihe älterer Gebäude. Von außen deutet nichts darauf hin, aber hier residiert ein High-Tech- Unternehmen von Weltruf.

„Willkommen in der Welt der wasserlöslichen Gießkerne“, begrüßt die Geschäftsführerin Gudrun W. Schiller gern die Gäste des vielleicht größten Arbeitgebers im Markt am Ende des Zenngrunds. Seit 2007 leitet die Werkstoff- Ingenieurin das Unternehmen. Seither gehört es auch zur weltweit agierenden und in Baden-Württemberg beheimateten CeramTec-Gruppe mit über 400 Millionen Euro Umsatz, 18 Produktionsstandorten in vielen Ländern und gut 3600 Mitarbeitern.

1921 wurde das Familienunternehmen Emil Müller in Zirndorf gegründet, später zog es nach Wilhermsdorf um. Ursprünglich stellte man Blechverpackungen, etwa für Buntstifte, her; noch bis 2009 blieb man dabei. Doch schon lange vorher, als in den 1980er Jahren der Dieselboom bei Autos begann, setzte das Unternehmen einen neuen Schwerpunkt. Deshalb hat Emil Müller heute mehr als 20 Jahre Erfahrung mit wasserlöslichen Gießkernen aus Salz. Und jede Menge Patente auf diesem Gebiet. Die Einbuchtungen von Kolben lassen sich beispielsweise mit solchen Salzkernen herstellen oder Aussparungen im Kühlwassermantel von Motoren. Nach der Herstellung der Aluminiumteile im Kokillen-, Niederdruck- oder Druckguss werden die Salzkerne einfach mit Wasser ausgespült. Die umweltfreundliche Entsorgung sei kein Problem.

Acht Tonnen Kochsalz pro Woche verarbeitet die Firma. Etwa ein Drittel davon wird vor der Produktion der in Öfen gesinterten Kerne ausgesiebt. Denn die Gleichmäßigkeit der Salzkristalle sei wichtig, sagt Betriebsleiter Siegfried Patzer.

Ein Lager für die fertigen Teile gibt es in Wilhermsdorf nicht: Wie in der Autozulieferbranche üblich wird „Just in Time“ gefertigt, also auftragsgebunden. Und das im Drei-Schicht- Betrieb an sechs Tagen pro Woche.

Von den Mitarbeitern ist etwa ein Fünftel hochqualifiziert, von der Entwicklung bis zur wichtigen Qualitätssicherung. Ausbildung schreibt das Unternehmen ebenfalls groß. Doch auch als Arbeitgeber für Unqualifizierte ist Emil Müller wichtig, wie Walter Gieler bestätigt, der Wirtschaftsförderer des Landkreises Fürth.

Allein in Wilhermsdorf werden jährlich „50 Millionen Salzkerne für unterschiedliche Anwendungen“ hergestellt. Doch der hiesige Werkzeugbau und die Entwicklung arbeiten auch für die drei Müller-Tochtergesellschaften in der Türkei, in Brasilien und Mexiko. Die firmieren allesamt unter dem Firmennamen „PressSinterTechnik“, kurz PST.

Auf vielen Märkten habe man „keinen direkten Wettbewerber“, sagt Ingenieurin Schiller. So sei „bei Autos mit Xenon-Lampen immer CeramTec drin“. Doch um den Status als Alleinlieferant zu halten, müsse man sehr innovativ sein. Denn das Herstellungsverfahren sei grundsätzlich ziemlich wirtschaftlich; Werbung müsse man deshalb kaum betreiben.

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