VHS-Versuchslabor: Der Vesuvausbruch in der Plastikflasche

22.4.2017, 10:00 Uhr
VHS-Versuchslabor: Der Vesuvausbruch in der Plastikflasche

© Foto: Thomas Scherer

Solch ein aufmerksames Publikum wünscht sich jeder Chemielehrer. Jungen und Mädchen um die zehn Jahre sowie ihre Mütter und vereinzelt auch Väter lauschen dem Chemiker der Universität Erlangen Christian Ehli. Der bringt in seinen Experimenten Küche und Chemielabor zusammen und verrät so einiges über die Lebensmittelchemie. Da kann man mit dem Titel des Vortrags nur noch stöhnen: "Mahlzeit!"

Gewissermaßen als Vorbereitung auf die bald anstehende Lange Nacht der Wissenschaften hatte Ehli Anfragen großer und kleiner Köche gesammelt, um die wichtigsten mit anschaulichen Beispielen zu beantworten. Zum Beispiel diese Frage: Gibt es Unterschiede zwischen Vanillepuddingpulvern, oder sind die alle gleich? Hierzu bittet Ehli zwei junge Freiwillige aus dem Publikum nach vorne. Die dürfen zwei Puddingpulver verschiedener Hersteller in Gläser schütten, mit Wasser mischen und verrühren.

Faszinierender Lichteffekt

Beide Gläser sind schön gelb. Nun durch ein Filter in ein weiteres Glas umschütten. Oha, die eine Flüssigkeit bleibt gelb, die andere ist beinahe farblos. Aber dann: Christian Ehli löscht das Licht und bringt eine UV-Lampe zum Glühen. In deren Schein luminesziert die farblose Flüssigkeit geisterhaft, die gelbe hingegen nicht. Grund: Dem gelben Pulver ist Karotin beigemengt, dem farblosen aber Riboflavin, das auch eingelegte Gurken so schmackhaft leuchten und Erdbeeren auf der Torte so rot und saftig scheinen lässt.

Zu den oft kolportierten Märchen der Sparsamkeit gehört der Tipp, beim Kochen von Spaghetti könne man durch Salz die Temperatur um bis zu fünf Grad erhöhen, weshalb man den Herd nicht so lange hochstellen müsse. Christian Ehli hat das im Labor überprüft und im Prinzip für richtig befunden. Allerdings bei einer Zugabe von 284 Gramm Salz auf einen Liter Wasser.

Doch Salz ist nicht gleich Salz. Da gibt es ganz normales Speisesalz, Meersalz oder gar Hochgebirgssalz. Alle drei sind weiß und feinkristallig, den Unterschied macht der Preis. Gibt es sonst noch Unterschiede? Ehli gibt Essig und Öl zu den Salzproben und lässt die Gläser reihum gehen. Das Meersalz beginnt zu sprudeln; das liegt daran, dass sich das darin enthaltene Hydrogencarbonat auflöst. Das teure Salz aus dem Hochgebirge färbt sich zartrosa. Da ist nämlich Eisenoxid drin, auf gut Deutsch: Rost.

Zur Abwechslung ein bisschen Physik. Jeder Teilnehmer hat einen Faden und 15 kleine rohe Nudeln erhalten. 14 Nudeln werden nun der Länge nach aufgefädelt, bis sich ein schöner Kranz ergibt, und dann verknotet. Die letzte Nudel hängt am anderen Ende des Fadens. Jetzt beide Arme im 90-Grad-Winkel halten, die Schnur spannen, einmal um den Zeigefinger wickeln und dann loslassen.

Folgendes passiert: Der Nudelkranz sinkt nach unten, reißt die einzelne Nudel zur Hand, doch statt abzustürzen wickelt sich die Nudel samt Faden um den ausgestreckten Finger. Ein toller Partytrick, der jeden verblüfft und der den ersten Hauptsatz der Thermodynamik ausgesprochen anschaulich vor Augen führt: Energie geht nicht verloren.

Kein chemischer Experimentalvortrag ohne Knalleffekt oder Explosion. Um die Reinigungskosten in der VHS in Grenzen zu halten, begnügt sich Christian Ehli diesmal mit einem Filmvortrag. Was passiert, wenn man ein harmloses Mentos-Dragee in eine 1,5 Liter fassende Cola-Light-Flasche wirft? Es schäumt, und zwar gewaltig. Doch das lässt sich steigern: Bei 14 Dragees erreicht man eine Fontäne von den Ausmaßen des Stadtpark-Springbrunnens, und bei 18 Dragees auf zwei Litern Cola bricht schier der Vesuv aus. Nicht auszudenken, was sich in den Bäuchen auf Süßigkeiten versessener Kinder abspielt.

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