Vielseitiges "Wunderkind" pfeift auf Firlefanz

25.5.2017, 18:15 Uhr
Mit dem Programm "Ich pfeif' auf die Oper" tritt Nikolaus Habjan am Sonntag im Schlossgarten auf.

© Foto: Bernhard Fuchs Mit dem Programm "Ich pfeif' auf die Oper" tritt Nikolaus Habjan am Sonntag im Schlossgarten auf.

Er spielt mit Puppen, pfeift auf modischen Firlefanz und macht ein hinreißendes Theater: Nikolaus Habjan ist alles außer gewöhnlich. Der 29-Jährige aus Österreich wird im Nachbarland gefeiert, nach Erlangen kommt er nun zum zweiten Mal im Rahmen des Figurentheaterfestivals. Am Donnerstag stellt der Vielseitige bereits im Stadttheater Fürth seine Inszenierung von Goethes "Faust" für das Grazer Jugendtheater Next Liberty vor.

Wunderkind wird er in der Presse genannt, Ausnahmetalent, Maniac und Aufmischer. Was fällt ihm denn selbst zu sich ein, wenn er morgens in den Spiegel schaut? Nikolaus Habjan lacht: " . . . du hättest ein bisschen mehr schlafen müssen". Das Telefongespräch mit den EN führt er am Morgen, bevor er sich wieder in sein Atelier im 9. Wiener Bezirk zurückzieht. "Gestern Nacht ist es spät geworden", verrät der Künstler.

Was ihn wach hält, ist die Arbeit an den elf Puppen für "Operon" von Carl Maria von Weber, die romantische Feen-Oper hat unter seiner Regie am 21. Juli im Münchner Prinzregententheater Premiere. Alle Sprechrollen, erklärt er, werden dabei mit neuen Vertretern jener Klappmaul-Kreaturen besetzt, mit denen er seit Jahren Publikum und Feuilleton begeistert. Sein Lehrer war der große Puppenspieler Neville Tranter, der ebenfalls gerade in Erlangen zu erleben war.

Am Anfang waren es allerdings Marionetten, die seine Leidenschaft entfachten. Habjan war drei Jahre alt, als er in Salzburg die Zauberflöte sah, die wie am Schnürchen lief. Puppentheater machen hieß von da an sein Ziel, das er konsequent verfolgte. "In meiner Kindheit habe ich mich mit Dingen auseinandergesetzt, die meine Alterskollegen nicht so interessierten", sagt er. Da sei zum Beispiel sein Musikgeschmack gewesen: "Ich wollte nur Barockmusik hören", erinnert er sich an seine Kindergartenzeit.

Die "Tante Gabi" aus dem Kindergarten habe dann seiner Mutter dringend geraten, mit dem Buben sofort in die Oper zu gehen. Was auch geschah. In der Volksschule sei er dann "ein bisschen ein Einzelgänger" gewesen: "Eine Weile habe ich versucht, mich an die anderen anzupassen. Aber dann hab‘ ich gemerkt, dass ich damit nicht glücklich werde."

Ungefragt macht der 29-Jährige rasch klar, dass ihn die Eltern nie gezwungen haben, sich als Kind mit großer Kultur statt mit Legoklötzchen oder Gameboy zu beschäftigen. "Meine Schwester hat zum Beispiel immer die Musik gehört, die ihrem Alter entsprach." Sehr gemocht habe er die Urlaube mit den Eltern: "Meine Mutter, sie ist Kunsthistorikerin, hat für uns immer zwei Wochen Kultur und zwei Wochen Badestrand geplant." Museumsbesuche habe er dabei lieben gelernt: "Im Kunsthistorischen in Wien könnte ich wohnen, bei Besuchen verliere ich mich darin."

Auftritte am Wiener Burgtheater

Seit elf Jahren lebt der junge Mann, der in Graz aufwuchs, in Wien. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich einen festen Platz im Kulturleben erobert. Er tritt am renommierten Burgtheater auf und wagt sich an eine Kultfigur wie den "Herrn Karl", ist mit Elfriede Jelinek in Kontakt, inszeniert Lessing, Goethe. Hat der 29-Jährige gar keinen Respekt vor den Säulenheiligen?

"Aber natürlich habe ich Respekt, großen sogar. Was ich nicht habe, ist Angst." Und dann begeistert er sich für den "Faust", mit dem er jetzt fürs Figurentheater-Festival nach Fürth reist: "Die Inszenierung ist für junge Menschen ab 14, mir ist wichtig, dass sie nicht abgeschreckt werden, sondern ganz schnell merken, der Abend wird cool, da kann auch mal gelacht werden."

Ihm gehe es um die Motivation des Autors, die Erkenntnis, nicht darum, ein Stück zu zerschlagen: "Wenn Regisseure Effekte vor den Inhalt stellen, dann nervt mich das."

Lebhaft, konzentriert und liebenswürdig ist Nikolaus Habjan im Gespräch. Der junge Puppenspieler, Regisseur, Schauspieler, Kabarettist, Stimmenimitator und, kein Scherz, Kunstpfeifer hat noch viel vor. Vielleicht auch das: "Gut möglich, dass ich im Alter nachhole, was andere als Kinder und Jugendliche gemacht haben."

Die Musik von Michael Jackson, sagt er, findet er inzwischen sogar schon ganz gut.

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