Visionen für das Fürth des Jahres 2030

18.7.2018, 16:00 Uhr
Visionen für das Fürth des Jahres 2030

© Foto: Thomas Scherer

Solidarisch, grün, bunt und für alle finanzierbar: So haben sich die Zuhörer ihr Fürth im Jahr 2030 vorgestellt. Die kleine, nicht repräsentative Umfrage zu Beginn der Diskussion machte damit schon einmal deutlich, in welche Richtung sich das Gespräch bewegen wird. Sympathien für derartige Wünsche bekundeten nämlich alle vier auf dem Podium.

"Ich kann das alles sofort unterschreiben", sagte etwa Professor Markus Beckmann, Inhaber des Lehrstuhls für Corporate Sustainability Management an der Uni Erlangen-Nürnberg. Das Problem, das der Nachhaltigkeitswissenschaftler ausmachte, ist vielmehr: "Was können wir wollen?" Schließlich ergäben sich bei vielen Visionen Zielkonflikte. Jedes Wollen habe Auswirkungen auf ein anderes Wollen. Als Beispiel nannte Beckmann die Wünsche nach bezahlbaren Mietwohnungen, ein Ende der Nachverdichtung und des Bevölkerungswachstums.

"Wohnraum und günstige Mieten sorgen dafür, dass die Stadt weiter wachsen wird", prophezeite er, doch ganz ohne Neubauten würden die Herausforderungen der Zukunft kaum zu bewältigen sein. Lediglich bestehende Immobilien zu erhalten und zu sanieren – um auf diese Weise Wohnhäuser in Form von "seelenlosen Schuhschachteln" zu vermeiden, wie es sich ein Zuhörer wünschte – werde nicht ausreichen.

Dietmar Most vom Stadtplanungsamt berichtete dann von anderen Konflikten rund um den Wohnbau: "Wir kämpfen um jeden neuen Baum", berichtete er. Allerdings gehe das Grün zu Lasten von Parkflächen – und da höre für viele Stadtbewohner die Liebe zu Pflanzen auf. Ein Punkt, den Eva Göttlein von der Gesundheitsregion Fürth nur zu gerne aufgriff: "Wir brauchen autofreie Wohnquartiere, um Raum für Leben und Begegnung auf den Straßen zu schaffen." Man dürfe es den Autofahrern nicht zu bequem machen, denn ohne einen gewissen Druck ändere sich auch nichts.

Die Händler bangen

Karin Hackbarth-Herrmann wünscht sich persönlich zwar für 2030 einen auto- und fahrradfreien Innenstadtring, als Vertreterin der Einzelhandelsinteressen weiß sie aber auch, dass die meisten Geschäftsleute auf ihre Erreichbarkeit per Pkw pochen. "Die Kaufkraft liegt im Umland", sagt die Innenstadtbeauftragte und wer nicht in die Stadt fahren kann, kaufe eben meist woanders ein. Die möglichen Folgen einer weitgehend "autofreien" Stadt führe zurzeit die Baustelle in der Hirschenstraße vor Augen: Einige Einzelhändler bangen um ihre Existenz.

Einig war man sich auf dem Podium dagegen, dass mehr Grünflächen nicht das drängendste Problem der Stadt seien. Gerade von der Innenstadt aus erreiche man fußläufig innerhalb von Minuten Parks und Flusstäler. Ausruhen dürfe man sich darauf allerdings ebenfalls nicht, denn "nichts ist so gut, als dass man es nicht verbessern könnte", merkte Dietmar Most an.

Das gilt für ihn auch beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). An dessen Optimierung werde vieles von dem hängen, was an diesem Abend an Wünschen geäußert wurde. Eva Göttlein wünscht sich günstigere Fahrpreise, beispielsweise nach dem Vorbild Wien (dort kostet ein Jahresabo 365 Euro). "Lärm und schlechte Luft machen krank, deshalb besteht hier ein großer Handlungsbedarf."

Bei aller Sympathie für die diskutierten Visionen bleibt für Professor Beckmann allerdings letztlich die entscheidende Frage: "Wo kommen wir miteinander in Dialog? Also etwa mit den Autofahrern, die heute nicht mitdiskutiert haben."

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