Vogel mit Migrationshintergrund

15.1.2014, 17:00 Uhr
Vogel mit Migrationshintergrund

© Jutta Endlein

Am vergangenen Sonntag traute der ehemalige Brauereichef Karl Dorn seinen Augen nicht. Als er nach dem Aufstehen aus dem Fenster blickte, hatte er ein Déjà-vu-Erlebnis: Saß doch der gleiche komische Vogel wie 2009 gegenüber auf dem ehemaligen Brauereidach. Von 8 bis 9 Uhr interessierte sich der Besucher für Adebars Sommerresidenz, bevor er wieder den Abflug machte. Ohne die Gesellschaft der Schreitvögel war es dem Wasserfreund offenbar zu langweilig. Dem von Dorn informierten Vogelkundler Herbert Schlicht ist das nur recht. Denn wenn im März die Störche kommen, sollen sie kein artfremd okkupiertes Nest vorfinden.

Schlicht kann mit Bestimmtheit sagen, dass es sich bei dem Besucher vom Sonntag nicht um „Quax“ gehandelt hat. Denn dieser hatte 2009 an unterschiedlichen Schauplätzen so viel Wirbel gemacht, dass Ornithologen ihn nicht mehr aus den Augen ließen. Im Internet tauschten sie sich aus und konnten so seine Route nahezu lückenlos verfolgen. Deshalb blieb ihnen auch das Ableben von „Quax“ nicht verborgen. „Auf einem Acker in Baden-Württemberg ist er im März 2012“ in die ewigen Jagdgründe eingegangen, weiß Schlicht.

Ein wenig trauert Dorn dem Sonntagsgast doch nach. Denn lieber als die Heerscharen von Tauben, die mit dem Produkt ihrer überaus gesunden Verdauung das neu gedeckte Dach der zum exklusiven Wohnquartier umgebauten Brauerei ruinieren, ist ihm ein Pelikan dann doch. Ganz sicher ist sich Dorn, dass es sich wieder um einen Rosapelikan gehandelt hat. Zu Hause ist diese Familie laut Schlicht vornehmlich im Donaudelta. In der kalten Jahreszeit zieht es sie allerdings nach Afrika. Fürth liegt nicht gerade auf ihrer Flugroute.

Zwar hält es Schlicht auch für möglich, dass ein Vogel aus dem Nürnberger Tiergarten Gefallen am Vacher Storchenquartier gefunden hat, ihm gibt aber auch das Klima zu denken. „So einen warmen Winter wie heuer habe ich noch nicht erlebt“, sagt der scheidende Stadtrat und Naturschutzwächter. Keine Frage für ihn, dass das Wetter auch manchen Tieren den Kopf verdreht. Freuen dürfen sich jedenfalls die Fotografen über seltene Motive.

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