Vom „Orchideen-Virus“ infiziert

22.4.2014, 06:00 Uhr
Vom „Orchideen-Virus“ infiziert

© Antje Seilkopf

Zwischen Hunderten von Pflanzen, darunter natürlich auch Orchideen, haben die Hobbygärtner ab 17 Uhr im Café ihren Tisch reserviert. Ihnen ist jeder willkommen, egal ob Anfänger oder Liebhaber. Die Runde aus bis zu 15 Mitgliedern aus Nürnberg, Fürth und Umgebung ist locker und herzlich.

„Oft bekommt man eine Orchidee geschenkt und ärgert sich dann über ihr Verblühen“, bringt Katharina Wenzel das Grundproblem mit dem Sensibelchen auf den Punkt. Doch das müsse nicht zwangsläufig so sein, ergänzt die Obermichelbacherin: „Wenn man ein Grundwissen hat, ist es relativ leicht, sie wieder zum Blühen zu bringen.“ Dann werde eine Pflanze fünf bis zehn Jahre alt.

„Möglichst weiches, kalkarmes, am besten Regenwasser“ empfiehlt Ernst Avenhaus zum Gießen, abgekochtes Wasser aus der Leitung tue es aber auch. Er hat den Stammtisch vor rund anderthalb Jahren angeregt, um Orchideen-Freunden den zwanglosen Austausch zu ermöglichen. An diesem Donnerstag erläutert er die Funktionen der Wurzel, „das wichtigste Organ unserer Orchideen“. Neben der Verankerung an Baum oder Boden dienen sie der Wasser- und der Nährstoffaufnahme.

Franz Josef Meyer, Vorsitzender der Gruppe Nordbayern, erläutert, dass aus den rund 20000 natürlich vorkommenden Arten mittlerweile 60- bis 80000 Kreuzungen gezüchtet wurden. Letztlich sei die Pflege dieser Hybriden von den Standorten abhängig, an denen sie natürlich gewachsen sind. Wichtig sei deshalb, vorab zu klären, ob die Naturräume warm, temperiert oder kalt waren, danach richteten sich Standort und Pflege.

Regina Hofmann zum Beispiel liebt die südamerikanischen Orchideen „mit den großen Blüten und dem faszinierenden Duft“. Cattleya, so ist auf einem Prospekt der Orchideen-Gesellschaft zu erfahren, wachsen in Süd- und Mittelamerika meist auf Bäumen und mögen eher Halbschatten als direkte Sonne. Sie sind ideal für den Wintergarten. Hofmann hat in ihrem Wintergarten und auf Fensterbänken „um die 100 Orchideen“, die sie hegt und pflegt.

Neulingen der Runde empfiehlt die Nürnbergerin, es zuerst mit einer Phalaenopsis zu versuchen, die auch Schmetterlings- oder Malayenorchidee genannt wird. Sie sei die beliebteste Art, da sie das ganze Jahr über blüht. Wie es der Zufall will, sind davon gerade verschieden gefärbte Exemplare im Angebot, dazu gibt es spezielle Übertöpfe. Die unterscheiden sich von den üblichen in ihrer Höhe, damit die lebenswichtigen Wurzeln auf keinen Fall im Wasser hängen und möglicherweise faulen. „Nasse und kalte Füße“ vertragen die Pflanzen nicht. Hermann rät zum wöchentlichen viertelstündigen Tauchgang der Wurzelballen.

Dass es sehr schnell geht, sich mit dem „Orchideen-Virus“ zu infizieren, wie er am Stammtisch genannt wird, erleben Neulinge, die prompt ihre erste Pflanze nach Hause tragen und dem nacheifern, was Herbert Geistlehner seit 20 Jahren gelingt. In seinem Burgthanner Haus gedeihen an die 500 Orchideen. Es hört sich einfach an, als er erklärt: „Man muss diesen außergewöhnlichen Pflanzen die Luftfeuchtigkeit und das Licht bieten, das sie aus ihrer Heimat kennen.“ Lächelnd ergänzt er: „Und natürlich gehört auch ein bisschen Liebe dazu.“

Keine Kommentare