Von Tattoos bis Fifa: Das Fürther "net:works"-Programm

9.10.2015, 05:58 Uhr
Von Tattoos bis Fifa: Das Fürther

© Foto: Michael Lelliott

Zwischen „analog“ und „digital“ klafft ein Spannungsfeld, in das sich die Kunst- und Kulturmenschen der Arbeitsgemeinschaft Kultur im Großraum so munter wie kritisch hineinbegeben. Das Netz ist für nicht mehr allzu viele Mitmenschen Neuland - doch wie geht die Kultur mit dieser Form der rundum vernetzten „neuen Öffentlichkeit“ um? Bestechende - und höchst überraschende - Antworten kommen aus Fürth.

Dort eröffnet am Samstag als Teil des „net:works“-Projektreigens die Ausstellung „Skin Stories. Tattoo & Kunst“ in der Kunst Galerie Fürth (Königsplatz 1, 19 Uhr). Mit der Schau (bis 8. November) widmet sich das Haus einer unübersehbaren Paradoxie des 21. Jahrhunderts. So schnell heutzutage nämlich Botschaften im Mediensturm vorüberziehen, so dauerhaft und meist lebenslänglich sind die Zeichen eines völlig konträren Trends: Tattoos. Längst haben sie auch Einzug in Galerien gehalten.

Zu sehen sein werden verschiedene künstlerische Auseinandersetzungen, so etwa das präparierte und tätowierte Schwein „Donata“ des belgischen Konzeptkünstlers Wim Delvoye, das bereits mehrfach, unter anderem im Frühjahr 2015 in Hamburg, ein skandalträchtiger Aufreger war.

Zum „Skin Stories“-Programm gehört die musikalische Lesung „Hautsachen“ an diesem Sonntag (18 Uhr, 5/2 Euro) mit Thomas Herr und den digitalen Loopcollagen des Fürther Musikers Schimmy Yaw, ein Vortrag „Kunst ist das aber keine?!“ über Tattoo-Kunst (16. Oktober, 19 Uhr, Eintritt frei), eine Tattoo-Filmreihe im Uferpalast sowie, spektakulärer Höhepunkt, die Bloodline-Tattoo-Performance „The Letting Go“ der Berliner Performance-Fachfrau Natascha Stellmach (25. Oktober, 13-19 Uhr, 25. Oktober, 11-17 Uhr, Anmeldung unter info@kunst-galerie-fuerth.de).

Mit der Frage „Was möchtest du loslassen?“ und mit der (tintenlosen) Tätowiermaschine nähert sich Stellmach den Teilnehmern und einer von ihnen gewählten Körperstelle; durch den fotografisch festgehaltenen Heilungsprozess des Bloodline-Tattoos wird das Loslassen täglich vor Augen geführt.

Der Wörter- und „Gefällt mir“-Sintflut des digitalen Zeitalters widmet sich, wie berichtet, das Kult-Ensemble des Stadttheaters im Schauspiel „Man sieht sich“, das morgen, Samstag und Sonntag (je 20 Uhr) im Kufo (Würzburger Straße 2) zu sehen sein wird (ab 16 Jahren).

Digitale und analoge Spielewelten

Aus den Themen Games, Kunst und Kommunikation entsteht auf der Kufo-Piazza vom 17. bis 24. Oktober ein „GamesARTEN“. Fünf Themen-Container präsentieren täglich digitale und analoge Spielewelten von Multiplayer-Spielen bis zum 3D-Drucker. Zum Rahmenprogramm um den „GamesARTEN“ gehört am 23. Oktober ein Ü-18-Abend (Kufo-Piazza) mit Lasertag-Spielfeld, ein Fifa-Derby2.0 zwischen Fürther und Nürnberger PS4-Spielerinnen und -Spieler am 19. Oktober und ein Retrospieleabend im Rundfunkmuseum (Kurgartenstraße 37, 21. Oktober, 19-22 Uhr).

Mittels digitaler Medien lässt das Fürther rgb-Ensemble - alias Sascha Banck, die live auf dem iPad malt, Tänzerin Eva Borrmann, Bassist Ferdinand Roscher und Geiger Gustavo Strauß - Malerei, Tanz und Musik in einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Die Collage „zwischen der Mitte - ein Tanzklangbild“ hat am 24. Oktober im Kufo (20 Uhr) Uraufführung.

Das Thema Wald

Die Verästelung der Natur mit digitalen und analogen Medien steht im Mittelpunkt einer weiteren Ausstellung, die das Babylon (Nürnberger Straße 3) vom 18. bis 25. Oktober unter dem Titel „Da ist kein Baum im Wald“ zeigt. Zwölf Künstler bespielen das Thema Wald mit Live-Performances, Videoinstallationen, Grafiken, Malerei und Objektkunst. Bei Live-Acts am 22. Oktober begeben sich Besucher mit Bryan Hillesheim und Siegfried Kärcher aktiv in die virtuellen Welten von Trickfilm und sogenannten Arcade Games, Videospielen, wie sie auch in Spielhallen angeboten werden.

Die Arbeitsgemeinschaft „Kultur im Großraum Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach“ (ARGE) wurde 1988 als Kooperationsmodell von den vier Städten gegründet und widmet sich seitdem Kulturprojekten im Großraum. „net:works“ ist die 17. Zusammenarbeit, sie folgt auf „made in. . .“ aus dem Jahr 2011. Fürther „Strippenzieher“ und Veranstalter ist das hiesige Kulturamt.

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