Vorsicht Schnecken!

22.7.2016, 06:00 Uhr
Vorsicht Schnecken!

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Herr Frenzke, wie schlimm ist in diesem Sommer die Schneckenplage?

Vorsicht Schnecken!

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Lars Frenzke: Sie ist zumindest nicht schlimmer als in den Jahren zuvor. Der vergangene Winter war, wie schon die vorherigen, relativ mild. Das kommt den Schnecken zugute, weil sie sich dann weiter vermehren können. Frost reduziert die Eiergelege der Tiere zwar nicht, verhindert aber, dass weitere hinzukommen. Die Eier halten Minustemperaturen nämlich recht gut aus. Gab es einmal mehrere Wochen bei minus 15 oder minus 20 Grad, macht sich das bemerkbar. Dann gibt es im folgenden Frühjahr weniger Schnecken. Auch langanhaltende Trockenheit wie vergangenen Sommer dezimiert die Tiere kaum. Sie richten dann zwar keinen Schaden an, aber wenn es regnet, sind sie sofort wieder zur Stelle.

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Welche Pflanzen sind besonders gefährdet?

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Frenzke: Schnecken haben durchaus Lieblingspflanzen. Äußerst gerne fressen sie zum Beispiel Rittersporn, Dahlien, Sonnenblumen oder Tagetes. Im Gemüsebeet machen sie sich gerne über Basilikum, Salat, Kohlgemüse und Bohnen her. Generell kann man sagen, dass Jungpflanzen gefährdeter sind als andere. Über Pflanzen, die auf der Fensterbank vorgezogen wurden und dann ins Freie gepflanzt werden, machen sie sich als Erstes her. Alles, was nicht widerstandsfähig ist, räumen sie ab. Schneckenresistente Pflanzen gibt es nicht. Wenn nichts anderes da ist, fressen die Tiere auch Verbene oder Frauenmantel, die sie sonst verschmähen.

 

Vorsicht Schnecken!

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Gibt es eigentlich Schnecken, die weniger großen Schaden anrichten als andere?

Frenzke: Das ist ganz wichtig: Schnecke ist nämlich nicht gleich Schnecke. Es gibt bei uns viele verschiedene Arten, die man klar unterscheiden muss. Die Weinbergschnecke, die übrigens unter Naturschutz steht, und der Tigerschnegel, eine Nacktschneckenart, ernähren sich hauptsächlich von verrottenden Pflanzen. Außerdem räubern sie die Eiergelege anderer Schnecken. Besonders gefräßig hingegen sind die Spanische Wegschnecke und die Ackerschnecke. Beides sind Nacktschnecken. Die Schnirkelschnecken, das sind die mit einem kleinen Häuschen, sind harmlos. Sie ernähren sich vom Moosbezug auf Blättern, den sie abraspeln. Das schadet den Pflanzen nicht.

Wie wappnet man sich als Gartenbesitzer gegen die Tiere?

Frenzke: Die Frage ist nicht unbedingt, wie man sich wappnet, sondern wann. Ist die große Population nämlich erst einmal da, wird es schwierig. Nach dem Winter starten die Schnecken und ihr Nachwuchs hungrig in den Frühling. Dann sollte man keine anfälligen Jungpflanzen setzen, sondern möglichst etwas resistentere Pflanzen. Gießen sollte man am besten morgens, die Bodenoberfläche sollte feinkrümelig sein, damit die Tiere sich und ihre Eier nicht verstecken können. Ein Kompost ist leider oft eine wahre Schneckenhochburg. Das lässt sich aber verhindern, wenn die Rottetemperatur möglichst hoch ist. Außerdem sollte man Nützlingen wie Igeln, Mäusen, Vögeln, Eidechsen und Blindschleichen Lebensräume wie Totholz- oder Laubhaufen, Hecken, Steinhaufen oder Trockenmauern anbieten.

 

Wenn die Schnecken aber nun schon da sind — wie bekämpfe ich sie wirkungsvoll?

Frenzke: Die beste Abwehrstrategie ist meiner Meinung nach eine Kombination verschiedener Maßnahmen, zum Beispiel, indem man die Schädlinge aus bestimmten kleineren Bereichen des Gartens aussperrt. Das kann man tun, indem man um diese Beete Asche, Säge- oder Steinmehl oder zerstoßene Eierschalen streut. Schneckenzäune aus Metall, Kunststoff oder Beton helfen ebenfalls, wenn auch nicht zu 100 Prozent. Zusätzlich hat es sich bewährt, ihnen ein verlockendes Angebot zu machen. Beispielsweise, wenn man Wildblumen oder eine Bienenweidemischung in der Nähe des zu schützenden Bereichs sät. Diese Blumen fressen die Tiere gerne und verkriechen sich in den dichten Beständen. Andere Pflanzen bleiben so oft verschont.

 

Wie sieht es mit Schneckenkorn aus?

Frenzke: Da gibt es viele verschiedene Marken, aber nur noch zwei zugelassene Wirkstoffe, nämlich Metaldehyd und Eisen-III-Phosphat. Darüber, wie giftig sie sind, scheiden sich die Geister und die Wissenschaft. Beide Wirkstoffe werden schadstofffrei abgebaut, Fressfeinde bleiben verschont, lediglich der erste Wirkstoff stellt in größeren Mengen eine Gefahr für Haustiere dar. Man sollte es dennoch sparsam anwenden, da auch nützliche Schnecken wie der Tigerschnegel daran verenden.

 

Was halten Sie davon, die Tiere abzusammeln?

Frenzke: Regelmäßiges Absammeln kann helfen, vor allem, wenn es morgens passiert. Die Frage ist allerdings, was mit den Tieren passieren soll. Sie in den Wald zu bringen und dort das Ökosystem zu belasten, halte ich für fragwürdig. Manche Gärtner schwören auf einen sanften Tod der Tiere durch Einfrieren, andere schneiden sie mit der Gartenschere durch. Ich habe das Glück, dass ich am Siedlungsrand wohne, so dass ich die Tiere in eine Wiese werfen kann. Dort stören sie niemanden, nicht einmal meine Nachbarn. Und bis sie zurückkommen, dauert es eine Weile.

 

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