Vorwürfe gegen wbg Zirndorf

1.12.2016, 06:00 Uhr
Vorwürfe gegen wbg Zirndorf

© Foto: Balandat

Grad der Behinderung: 80 Prozent. Das steht auf dem Schwerbehindertenausweis von Jakob Schreiner. Der 48-Jährige konnte von Geburt an einen Arm und ein Bein kaum benutzen. Auch seine Frau Lilia ist körperlich schwer eingeschränkt. Mit den zwei kleinen Kindern leben sie in einer wbg-Wohnung im Norden Zirndorfs.

Es macht die Situation für die Eltern nicht gerade einfacher, dass sie im 3. Stock logieren, ohne Fahrstuhl. Jüngst stolperte der Familienvater mit dem fast zweijährigen Oskar auf der Treppe und stürzte in ein Fenster.

Am Arm verletzt

Er verletzte sich dabei am Arm und ist nun bis Dezember krankgeschrieben. Zwar ist dem Kind nichts passiert, doch Jakob und Lilia Schreiner meinen: „So kann man nicht weiterleben.“

Die Familie sucht nun im Norden Zirndorfs eine neue Wohnung, auch, weil hier Verwandte und Freunde sind, die die Familie unterstützen. Doch auf dem freien Markt haben die Schreiners wenig Chancen. Jakob Schreiner arbeitet Vollzeit in einer Behindertenwerkstatt, sein Lohn ist eher ein Zubrot. Die Familie ist auf das Sozialamt angewiesen.

„Es werden hier in der Siedlung öfter Wohnungen frei – im Erdgeschoss, mit mehr Zimmern. Doch auch wenn wir uns sofort bei der wbg bewerben, heißt es immer, die Wohnung ist schon weg“, berichtet Lilia Schreiner.

Schon als sie mit der heute sechs Monate alten Anna schwanger war, stellte die 42-Jährige einen Antrag auf eine familiengerechtere Wohnung. Die wbg habe ihr jedoch nur Wohnungen mit Ölöfen oder Schimmelspuren angeboten. Das sei einer Familie mit Kleinkindern und körperbehinderten Eltern nicht zumutbar, meint die Mutter.

Außerdem soll die wbg Lilia Schreiner mitgeteilt haben, dass eine in Frage kommende Wohnung für sie nicht von den Behörden bezahlt werden würde. Lilia Schreiner ist da anderer Ansicht, das Amt würde die betreffende Wohnung sehr wohl zahlen, meint sie.

Auf Anfrage der Fürther Nachrichten widerspricht die wbg diesen Anschuldigungen in einer schriftlichen Stellungnahme. „Die Aussage, dass die angebotenen Wohnungen nicht behinderten- bzw. familiengerecht oder verschimmelt gewesen sein sollen, ist falsch“, heißt es in einer Stellungnahme.

Wenn ein Mietinteressent Leistungen des Jobcenters bezieht, würden bei einer Wohnungsvergabe die allgemein gültigen Mietobergrenzen des Jobcenters herangezogen, schreibt die wbg weiter.

Viele Fälle

Dies verhalte sich letztlich ebenso bei Sozialwohnungen, bei denen gleichfalls Einkommensgrenzen zu beachten sind. „Allgemein kann gesagt werden, dass uns sehr viele Wohnungsbewerber – auch Dringlichkeitsfälle – vorliegen“, schreibt die wbg abschließend.

Jakob Schreiner hat sich bereits an Bürgermeister Thomas Zwingel gewandt. Doch auch hier sei er nur abgewiesen worden, sagt er. Zwingel kann sich an ein Gespräch mit Jakob Schreiner zwar nicht erinnern, aber dass er dem Wohnungssuchenden keine positive Auskunft erteilen konnte, das könne durchaus sein, meint er. „Ich gehöre nicht dem Aufsichtsrat der WBG an“, sagt der Bürgermeister. Auch sonst habe er keinen Einfluss auf das „operative Geschäft“, sprich die Vermietung der wbg. Wohnungen habe die Stadt nicht in ihrem Besitz, so dass sie nicht weiterhelfen könne.

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