Wachendorfer Beutelwäsche mit Tiefkühl-König

9.1.2017, 21:00 Uhr
Auch Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst (li.) hofft, dass das frische Wachendorfer Brunnenwasser Geld in die Gemeindekasse spült. Der alljährliche Neujahrsbrauch wird immer beliebter.

© Thomas Scherer Auch Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst (li.) hofft, dass das frische Wachendorfer Brunnenwasser Geld in die Gemeindekasse spült. Der alljährliche Neujahrsbrauch wird immer beliebter.

Normalerweise müssen nach dem Dreikönigstag Weihnachtsbaum samt Krippe Platz machen für das alljährliche Ritual des Beutelwaschens am Dorfbrunnen. „Diesmal war es allerdings so eisig, dass eine der Figuren unverrückbar am Boden festfror“, erklärt Vorsitzende Pedro Schramm vom organisierenden Kirchweihverein.

Immerhin: Das Wasser floss. Das Reinigen im drei Grad kalten Quellwasser, das vom Stegersberg herunterplätschert, soll Platz für künftige Reichtümer in der Börse schaffen. Der vor allem in Süddeutschland bekannte Brauch geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Auch im Cadolzburger Ortsteil Wachendorf finden jedes Jahr mehr und mehr Bürger Gefallen an der Zusammenkunft. Bei heißen Getränken, Stollen und Schmalzbroten wird über vergangene wie bevorstehende Ereignisse geredet und gelacht.

„Unser Dorfbrunnen war über Jahrhunderte Treffpunkt und Nachrichtenbörse“, weiß Alfred Tatzel vom Kirchweihverein. Da viele Bauernhöfe früher über keine eigene Wasserversorgung verfügten, trieb man die Tiere mehrmals am Tag zum Brunnen, wusch dort erdverkrustete Kartoffeln und Rüben oder holte Wasser für den Haushalt. Bei diesen Gelegenheiten wurde mit den Nachbarn ausgiebig geplaudert.

Vor über zehn Jahren hat der Kirchweihverein damit begonnen, alte Traditionen wieder aufleben zu lassen. Als erstes wurde die nach wie vor sprudelnde Quelle neu gefasst und ein massiver Sandsteintrog an der ursprünglichen Stelle zwischen der Alten Fürther Straße und dem Zirndorfer Weg aufgestellt.

Früher konnte man das erfrischende Nass bedenkenlos trinken, inzwischen warnt ein Schild davor. Wie in jedem Jahr machte sich auch Cadolzburgs Bürgermeister Bernd Obst mit einer großen Geldkassette auf zum Brunnen — in der Hoffnung auf die reinigende Kraft zum Wohl der Gemeindekasse. Mahnende Worte sprach Obst bei der Gelegenheit. Man dürfe sich nicht auf den geradezu selbstverständlichen Frieden in unserem Land verlassen, vielmehr bedürfe es eines intakten Gemeinwesens, um selbigen zu erhalten. Hier leiste der Kirchweihverein vorbildliche Arbeit, indem er Menschen zusammenführe und sich um die Bewahrung von Traditionen kümmere.

Keine Kommentare