Waidmanns Leid: Die Jäger quält ihr Ruf

3.10.2017, 10:00 Uhr
Waidmanns Leid: Die Jäger quält ihr Ruf

© Patrick Pleul/dpa

Monika Rast fällt auf in der Gruppe der Männer, als einzige Frau. Das wird sich bald ändern, denn viele der Jagdschein-Anwärter sind heute Frauen. Außerdem hat Rast ihre "Hummel" dabei, das ist ein Weimaraner Jagdhund, den sie auch für die Arbeit im Wald nutzt. Eine hübsche Hundedame, im Kreis der Kollegen gut bekannt.

Wie die meisten hier ist Rast zwar leidenschaftliche Jägerin, übt aber einen ganz anderen Beruf aus, den der technischen Fachjournalistin. Freilich ist das Jägerdasein eine Tätigkeit, die die Grenzen eines Hobbys überschreitet — auch das hat sie mit den meisten hier gemein —, die dann nur noch wenig Raum für anderes lässt. Und eine Leidenschaft, die auch Leiden schafft: Denn das Ansehen der Jäger in der Öffentlichkeit, so hört man allenthalben, entspricht nicht dem Selbstbild der Mitglieder des "Landesjagdverbandes Bayern in der Kreisgruppe Fürth", wie die Gemeinschaft offiziell heißt.

"Hege und Pflege"

Auf den Punkt gebracht: "Die Mordlust", die den Jägern allenthalben unterstellt werde, geht ihnen an die Nieren, dies sei doch kein Motiv für so viel Arbeit und Verantwortung der Jägergemeinschaft. "Hege und Pflege" nicht nur des Wildes, auch im Sinne der Waldlandschaft, der Waldbesitzer und der Bauern seien Triebfeder ihres Handelns, das betonen alle. Erich Reichert aus Rütteldorf, von Beruf technischer Angestellter, außerdem Nebenerwerbslandwirt und Jäger, betont: "Natürlich müssen wir unsere Schussquoten erfüllen. Das ist unsere Pflicht gegenüber der Waldbesitzer-Genossenschaft, die die Jagd verpachtet und ihren Wald vor den hungrigen Rehen schützen will, besonders die jungen, nachwachsenden Bäume", erklärt er. So steht in seinem Vertrag über 500 Hektar Jagd, dass er in drei Jahren 90 Stück Rehwild schießen muss.

"Laut Statistik", weiß Günter Gabsteiger, "geht ein Jäger 15 Mal in den Wald, bevor er einmal ein Wild erlegt." Auch Landrat Matthias Dießl, selbst Jagdscheininhaber, betont die hohe Belastung für die ehrenamtlichen Jäger, gleichzeitig aber auch die "schönen Aufgaben in der Natur".

Wie wird man Jäger? "Das ist ein weiter Weg mit einer sehr gründlichen Ausbildung", berichtet Roland Kretsch. 144 Stunden theoretischen Unterricht haben die Jagdschein-Prüflinge hier in der Fürther Gruppe absolviert. Dazu kommen etwa 60 Stunden praktischer Unterricht im Wald, bevor man dann, nach etwa neun Monaten, im Herbst die Jagdscheinprüfung ablegen kann. Vorher müssen die Anwärter auch 250 Wurfscheiben beschießen und eine gewisse Treffsicherheit nachweisen, denn wer den Jagdschein besitzt, darf die Waffe auch im Wald verwenden. Kein Wunder, dass dieser Teil zu den schwierigsten und strengsten Prüfungsabschnitten zählt.

Im Jahr 2016 haben 2500 bayerische Prüflinge den Jagdschein erwerben wollen, 2000 haben bestanden. Besonders erfolgreich sind die Prüflinge aus der Fürther Landkreis-Schmiede, sie werden weit über das Mindestmaß geschult. Die obligatorischen Fächer lauten Jagdrecht, Wildbiologie, Jagdwaffen, Jagdpraxis, Jagdhunde und Naturschutz. Wer die umfangreiche Prüfung absolviert, der kennt sich aus in der heimischen Natur, weiß mehr als nur die Namen von Bäumen, Hecken und Tieren.

Damit die Zuhörer ein wenig einen Eindruck gewinnen, welcher Lohn dem Jäger für all die Mühen zukommt, hat Erich Reichert eine köstliche Wildgulaschsuppe mitgebracht, mit verschiedenen Fleischsorten und Wurzelgemüse. "Der Ertrag ist mit dem eines Landwirts zu vergleichen", so Reichert: "Der Natur wird entnommen, was nachwächst." "Was wir liefern", so Monika Rast, "ist das beste Fleisch, das man sich vorstellen kann: frisch, fettarm, bestens genährt, bio von Natur aus", führt sie aus. "Und das Tier hatte ein perfektes Leben, vor seinem Tod." Reichert ergänzt: "Übrigens ist Wild kein reines Herbstgericht, wie viele meinen. Am besten schmeckt’s im Frühjahr, wenn sich die Tiere von den jungen Trieben ernähren. Und Wildfleisch eignet sich erstklassig zum Grillen."

Wer Appetit bekommen hat auf Rehrücken, Wildsuppe, Kurzgebratenes, Hasenbraten —, der kann sich direkt beim Jäger Fleisch kaufen — heutzutage muss es kein ganzes Wild mehr sein. Auskunft erteilt: Erich Reichert, e_reichert@t-online.de Tel. (01 52) 33 58 26 46.

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