Was für ein Wochenende!

25.2.2017, 17:52 Uhr
Was für ein Wochenende!

© Foto: Berny Meyer

"Weekend Man" heißt das dritte und jüngste Album der Herren aus Malmö. Und wie sich das für ein Wochenende gehört, wird die Uhr eben verstellt; dann fällt der Auftritt eben nicht auf einen Donnerstag, sondern man beschließt: Jetzt ist halt schon Samstag. Und zu einer ordentlichen Wochenend-Sause gehört ausgiebiges Vorglühen. Sprich, die Band lässt sich Zeit, viel Zeit — und lässt erst mal die Vortruppe The Wholls gewähren sowie einen niederländischen Solo-Artisten, der sich, allein mit seiner Klampfe, die Lunge aus dem Hals schreit, als hätte er Richie Havens’ Auftritt in Woodstock verinnerlicht. Das dauert, nämlich eindreiviertel Stunden.

Dann endlich geht’s richtig los. Die vier Schweden erscheinen im feinen Zwirn mit Fliege und Pomadenhaar, als wollten sie das überwiegend junge Publikum zu Damentee und Wiener Walzer einladen. Die Musik indes ist laut, brachial und eng getaktet. Damit es so richtig kracht, erfleht Frontmann Adam Grahn vom Weekend Man die höheren Weihen und vor allem die Energie, diesen musikalischen Rauf- und Saufmarathon durchzustehen. Was dieser ihm mit einer Stimme, als grunze Bacchus persönlich aus der Gruft, auch gewährt.

Was dann folgt, ist knallharter Garagen-Partyrock für zwei Gitarren, Urschreie und Gedresche nah am Herzinfarkt. Das Publikum übt sich im Pogo und Bierbecher-Hochwurf, die älteren Semester treten derweil den geordneten Rückzug in die hinteren Reihen an. Hochfrequente Rhythmen im Hubschrauber-Knattermodus wechseln ab mit laaang gehaltenen und endlos wiederholten Power-Gitarrenakkorden, als träte im nächsten Moment King Kong persönlich auf die Bühne. Abwechslung gibt es nur kurz, so wenn Adam Grahn ein gesittetes Liedchen anstimmt und seine Mitstreiter ihn a cappella zum Steinerweichen begleiten. So feiert man in Schweden, wenn schon nicht das kalendarisch exakte Wochenende, so doch zumindest den Geburtstag des Bassisten Jonas Alma; wobei Adam Grahn "Happy Birthday" auf Deutsch intoniert.

Und nein, der Frontmann ist kein Menschenfresser, er lässt sogar Kinder ran. Wie etwa ein vielleicht zehnjähriges Mädchen, das beherzt die Bühne entert, sich des Leadsängers Gitarre umhängt und einige Akkorde schlägt. Für die Melodie sorgt Adam Grahn, der mit seiner Griffhand die richtigen Noten packt.

Nach 90 Minuten schon ist das alles vorbei. Schade! Aber für die harten Fans war das wohl eh nur der Vorglüher für das mitternächtliche Winteraustreiben auf Schwedisch.

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