Wasser im Überfluss

16.5.2013, 16:00 Uhr
Wasser im Überfluss

© Eduard Weigert

Um die Trinkwasserversorgung für die nächsten 30 Jahre bei einem angenommenen Bevölkerungswachstum um 16000 auf 134000 Einwohner abzusichern, wurde 2009 bereits das jährliche Fördervolumen aus der Fürther Wasserfassung von 2,8 auf 4,8 Millionen Kubikmeter erweitert. Die neue Menge entspricht 1000 Füllungen der Kanal-Trogbrücke über das Rednitztal. Zuvor bereits ist das Fürther Wasserkontingent aus den Tiefbrunnen bei Allersberg, mit dem etwa die Hälfte des Bedarfs der Kleeblattstadt gedeckt wird, ebenfalls auf über vier Millionen Kubikmeter aufgestockt worden.

Derzeit läuft ein Verfahren, mit dem sich der Wasserverband Knoblauchsland jährlich 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser zur Beregnung der Gemüsesanbaufelder aus seinen Brunnen im Bereich der Kapellenruh sichern will. Genehmigt sind bisher nur 1,9 Millionen Kubikmeter im Jahr. Die maximale Tagesabnahme soll sich von 45000 auf 52000 Kubikmeter erhöhen, nicht jedoch die maximale Fördermenge von 600 Litern in der Sekunde.

Während die infra zur Erhöhung ihrer Förderkapazität fünf neue, 80 Meter tiefe Brunnen im Rednitztal zwischen Siebenbogenbrücke und Dambacher Talübergang anlegte, erweiterte der Wasserverband im Vorgriff auf das neue Fördervolumen seine Brunnengalerie am Rednitzufer beim Käppnersteg um drei unterirdische Wassersammler. Die Pläne und Beilagen zur Erlaubnis einer vermehrten Wasserentnahme liegen noch bis 29. Mai im Fürther Umweltamt, Schwabacher Straße 170, Zimmer 323, aus. Bis 12. Juni können dort Einwendungen erhoben werden.

Gegen die Ausdehnung der Wasserförderung der infra hatte bereits 2009 der Bund Naturschutz (BN) aus Sorge über einen Raubbau an der natürlichen Ressource protestiert – allerdings erfolglos. Der Nachschlag beim Wasserverband Knoblauchsland liegt nach Ansicht des Fürther BN-Kreisvorsitzenden, Reinhard Scheuerlein, auf derselben Ebene.

Den Grund für die Aktivitäten vermutet der Landschaftsplaner im Vorgriff auf eine künftige Wasserrichtlinie der Europäischen Union (EU), die den guten Zustand der Wasservorräte gewährleisten soll. Um sich maximale Fördermengen zu sichern, würden jetzt schon einmal Pflöcke eingerammt, sagt Scheuerlein.

Reine Vorsorge

Der Wasserverband Knoblauchsland beabsichtigt nach eigenem Bekunden aber nicht, die genehmigte Fördermenge auszuschöpfen. Man wollte sich vielmehr nur ausreichenden Handlungsspielraum für besondere Situationen sichern, um nicht mehr, wie im wasserarmen letzten Sommer, die Beregnung der Felder umständlich per Ausnahmegenehmigung sicherstellen zu müssen.

Die infra wiederum begründet den stark erweiterten Spielraum bei der Wasserförderung mit ihrer Versorgungspflicht. Der müsse nämlich auch in Perioden langer Trockenheit in vollem Umfang Rechnung getragen werden. Gegen den Vorstoß des Wasserverbandes Knoblauchsland hat das kommunale Versorgungsunternehmen keine Einwände. Schließlich liegt die Brunnengalerie am Käppnersteg flussabwärts der Fürther Brunnenfassungen. Sie kann deren Zufluss daher nicht schmälern.

Der 1960 gegründete Wasserverband mit 250 Mitgliedsbetrieben auf 830 Hektar Beregnungsfläche im größten zusammenhängenen Gemüseanbaugebiet Bayerns hat wegen des sinkenden Grundwasserspiegels und zunehmender Nitratbelastung des Wassers 2005 seine 58 Brunnen im Knoblauchsland stillgelegt. Seither wird das Wasser vom Rednitzufer in Fürth herbeigeschafft. 16,3 Millionen Euro kostete die prozessgesteuerte Wasserüberleitung mit sieben Druckpumpwerken, 150 Kilometer Wasserleitung und 1500 Hydranten Die Hälfte der Baukosten stemmten die Mitglieder, den Rest der Freistaat.

Trinkwasser gerät zunehmend ins Visier der Umweltpolitik. Eine Initiative der EU zur Erleichterung von Privatisierungen der Trinkwasserversorgung stößt in Stadt und Landkreis auf entschiedene Ablehnung. Neben dem Fürther Wasserbündnis unterstützt auch die infra eine europaweite Petition gegen die Privatisierung. Der BN in Fürth beklagt ferner die zunehmende Flächenversiegelung. Kritisch beurteilt wird vor allem das Neubauprojekt von Möbel Höffner im Knoblauchsland zwischen Steinach und Herboldshof. Die Auswirkungen auf das Grundwasser hält Scheuerlein für bedenklich. Den Landwirten wiederum ist die starke Vermehrung von ökologischen Ausgleichsflächen im Gegenzug großer Baumaßnahmen ein Dorn im Auge, weil dadurch landwirtschaftliche Nutzflächen verloren gehen.

 

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