Wasserkraft: Neue Felder für kleine Stadtwerke

23.9.2014, 11:00 Uhr
Wasserkraft: Neue Felder für kleine Stadtwerke

© Foto: Armin Leberzammer

Die Leistung, die das Kraftwerk erzeugen soll, ist mit einem Kilowatt überschaubar. Das räumt Leif Schoeller von der Firma Aquakin, die das Vorhaben umsetzt, auch ein. Es entspreche in etwa der für zwei Haushalte benötigten Stromerzeugung. „Wir bauen hier eine Pilotanlage, bei der wir verschiedene Rotoren und den Dauerbetrieb testen möchten“, erklärt Schoeller.

Noch ist das Kleinkraftwerk nicht fertig. Gemeinsam mit OB Jung und infra-Geschäftsführer Hans Partheimüller haben sich die SPD-Bundestagsabgeordneten Carsten Träger und Florian Post trotzdem schon einmal vor Ort über den Fortgang der Arbeiten informiert. Post, in Berlin energiepolitischer Sprecher der SPD-Landesgruppe, bewertet das von Bayern Innovativ, der Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer, geförderte Pilotprojekt positiv: „Das eröffnet mögliche neue Geschäftsfelder für kleinere Stadtwerke.“

Stabile Netze

Ein Thema, das auch in der anschließenden Veranstaltung „Fraktion vor Ort“ im Kulturforum breiten Raum einnahm. „Den Goldesel Stadtwerke wird es nicht mehr geben“, machte Post deutlich, „und das bereitet mir im Hinblick auf die Querfinanzierung von öffentlichem Personennahverkehr oder städtischen Bädern Sorge.“ Stadtwerke seien nicht nur wichtige Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Gerade im Energiesektor sorgen sie laut Post auch für stabile Stromnetze, weil sie Stromkapazitäten vorhalten.

Der Münchener Abgeordnete forderte deshalb – und damit liege er nicht ganz auf Parteilinie, wie er hervorhob – „ein verändertes Strommarktdesign“. Zu vergüten wäre demnach nicht mehr nur die verkaufte Energiemenge, sondern ebenso die Leistung, Energie vorzuhalten und dadurch die Grundlastfähigkeit des Netzes zu erhalten. „Mit so einem zweiten Erlös für die Bereitstellung würden sich dann auch wieder Gaskraftwerke lohnen“, ist Post überzeugt.

Die von der Großen Koalition unlängst beschlossene Änderung des Erneuerbaren-Energien-Gesetz verteidigte er, denn: Das Prinzip „Je schneller, desto besser“ sei bei den erneuerbaren Energien nicht zielführend, sondern das Motto „Je planbarer, desto besser“. Befürchtungen, durch die geplanten Stromtrassen werde vor allem Braunkohlestrom aus Ostdeutschland nach Bayern transportiert, trat Post entgegen. „Das stimmt bestimmt nicht.“

Eines machte Post aber ebenso klar und zielte dabei auf Ministerpräsident Horst Seehofer und die CSU: „Ohne Windenergieanlagen, neue Stromtrassen und Speicherkraftwerke wird die Energiewende nicht gelingen.“ Sonst müsse man Atomstrom aus dem tschechischen Temelin oder dem elsässischen Fessenheim importieren. „Wer das verschweigt, ist unehrlich.“

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