Wassermusik a cappella: Viva Voce im Naturbad

4.9.2017, 12:00 Uhr
Wassermusik a cappella: Viva Voce im Naturbad

© Foto: Anestis Aslanidis

Als Sänger hatte Matthias Hofmann den Newsletter der Band abonniert. Als er darin las, dass ein neues Mitglied gesucht werde, bewarb er sich sofort. Mit Erfolg: Am Wochenende stand er nun erstmals mit den neuen Kollegen auf der Bühne.

Im Naturbad Großhabersdorf haben sich so viele Musikfans versammelt, dass es aussieht als ob der halbe Ort zum Konzert gepilgert ist. Doch die Besucher kommen aus der ganzen Region.

Die über 400 Gäste sitzen auf Decken und Camping-Stühlen, haben reichlich Leckereien und Getränke dabei — und genießen den Spätsommerabend mit Musik vom Feinsten. Immer mal wieder gab es Wechsel bei Viva Voce, nun sind die Fans gespannt, was "der Neue" so bietet. Bariton Matthias Hofmann, der Nachfolger von Mateusz Phouthavong, passt tatsächlich glänzend in die Vokalgruppe. Der flotte "Vox-Pop", den die fünf Stimmzauberer über die Jahre entwickelt haben, scheint für ihn maßgeschneidert.

Ein Rap zum Einstand

Nachdem er sich mit einem Rap vorstellt, geht es rund mit munteren, nachdenklichen, bekannten und unbekannten Songs, mit Stücken aus dem Programm "Ego" und frischen Arrangements. Hofmann, der passenderweise auch ein Mittelfranke ist, wurde 1983 in Feuchtwangen geboren und studierte an der Hochschule für Musik in Stuttgart Gesang. Seitdem lebt er in Passau, in einer echten, alten Burg, wo er Gesangsunterricht gibt. Als Chef der "Stimmburg" coachte er auch Ina Freund, die bei den "Popstars" ins Finale kam.

Ob ihm für seine Schüler noch viel Zeit bleiben wird, darf man bezweifeln. Denn durch seine sympathische Art, sein locker zurückhaltendes Auftreten in Jeans und Hemd überzeugt er sofort. Die Harmonie ist frappierend, die Truppe erzeugt manchmal Töne, die man kaum einordnen kann, vom gurgelnden Wasserrohr über zwitschernde Vögel und schnarrende Maschinen ist alles geboten, gerne auch Bass, Geige, Trompete oder ein sattes Saxofon. Was der Titel halt so braucht.

Jörg Schwartzmanns punktet wie gewohnt damit, alle Perkussionsinstrumente mit dem Mundwerk perfekt zu imitieren. Wer die Augen schließt, könnte meinen, er schwinge selbst die Drumsticks, die Human Beatbox und der Rap sind ein Publikumsmagnet. Bass Heiko Benjes fasziniert mit einem Chanson über den Hafen von Marseille und liefert sich als Elvis mit Tenor David Lugert als Frank Sinatra ein heißes, laut beklatschtes Gefecht.

Humoristische Akzente

Lugert wiederum triumphiert bei "Brennen tuts gut" von Hubert von Goisern im Stil der Comedian Harmonists. Matthias Hofmann aber hat seine Sternstunde mit Leonard Cohens zart gesungenem "Hallelujah". Sein grandios sonorer Bariton ist fest und elastisch zugleich, tragend und schmelzend. Alle gemeinsam setzen humoristische Akzente mit dem Song vom "inneren Schweinehund", bei dem das Publikum mitmacht, und überraschen mit "Ein Hoch auf uns", ihrer eigenwilligen, bewusst langsamen Interpretation des Hits von Andreas Bourani. Die Boygroup-Zeiten sind vorbei, manch ein Sänger ist inzwischen glücklich gestresster Familienvater.

So widmen sie allen neugierigen, viel fragenden Kindern den witzige Song "Ich weiß, dass ich nichts weiß", bei dem die Kleinen klatschen wie wild. Was punktgenaue Instrumentierung doch ausmacht – denn bei Viva Voce imitieren die Stimmen keine Instrumente, sondern sind selbst welche. Ein gelungener Einstand, der viel verspricht und in eine volltönende Zukunft verweist.

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