Wechselbad der Gefühle

26.4.2010, 00:00 Uhr

Schon in den einleitenden Gesängen von Luys Milán aus der Renaissancezeit, die von Leidenschaft und Eifersucht handeln, beeindruckte die Sängerin mit stilsicherem Vortrag und einfühlsamer Gestaltung. In den spanischen Liedern von Joaquin Rodrigo, der vor allem durch seine Gitarrenkonzerte »Aranjuez« und »Andaluz« bekannt ist, fesselten die musikalischen Gegensätze: Beschwingt und heiter das Werben um die schöne Müllerin. Die von der Liebe enttäuschte Adela stirbt hingegen an gebrochenem Herzen. Und im Lied »Coplas del Pastor enamorado« werden Freud und Leid des verliebten Schäfers zum Ausdruck gebracht. Jede Stimmung wurde von Monika Teepe mit beeindruckender Wandlungsfähigkeit wiedergegeben.

Ein fast beklemmender Höhepunkt im Programm das »Kaddisch«, das jüdische Totengebet im sephardischen Stil von Maurice Ravel in der Bearbeitung für eine Stimme solo. Mit starker Leuchtkraft gestaltete Teepe das in hebräischer Sprache gesungene Gebet. Zartes Piano stand dramatischen Forte-Ausbrüchen gegenüber. Eine außergewöhnliche Interpretation, die unter die Haut ging.

Brillant gestaltet

In den spanischen Volksliedern von Manuel de Falla waren es wieder die Gegensätze in der Liedfolge, die der Sängerin Anlass zu brillanter Gestaltung boten. Das Wiegenlied für Nana in lyrisch-zartem Ton, dann Weinen und Klagen über die verlorene Liebe. Mit dramatischer Wucht klang das Konzert aus, als im Lied »Polo« die Liebe verflucht wird. Stimmgewaltig sowohl in der Höhe als auch in den tiefen Lagen fesselte die Sängerin in diesen von Leidenschaft und Schmerz geprägten Liedern.

Klaus Jäckle war nicht nur ein einfühlsamer Begleiter, sondern als virtuoser Mitgestalter stets ein ebenbürtiger musikalischer Partner. Als Solist brillierte er in den Variationen über ein Thema aus Mozarts »Zauberflöte« von Fernando Sor mit perlenden Läufen und ausdrucksvollem Spiel in der Charaktervariation. Und in »Sevilla« von Isaac Albéniz paarte sich virtuoses Spiel mit spanischer Leidenschaft – eine mitreißende Wiedergabe dieses bekannten Werkes. Als Zugabe hatten die beiden Künstler eine Arie der Carmen aus Bizets gleichnamiger Oper ausgewählt, und hier konnte Monika Teepe mit ihrer vom Timbre her ohnehin zum Mezzofach tendierenden Stimme in einer Altpartie noch einmal sängerisch und auch schauspielerisch groß auftrumpfen. GÜNTER GREB