Weihnachten mit ganz viel Puste

30.11.2016, 16:00 Uhr
Weihnachten mit ganz viel Puste

© Georg Thom

Genau, es heißt doch „Fröhliche Weihnachten“. Bob Ross und sein beschwingtes Ensemble nehmen das ernst. Rote Mützen auf den Köpfen der Musiker und Stimmungsvolles auf den Pulten geben den Ton vor: Die stille Nacht wird heiter. Ross, Hornist der Münchner Philharmoniker, sammelte vor 32 Jahren seine Blechbläser-Kollegen aus dem Orchester um sich und verstärkte die Truppe mit einem Schlagzeuger: Das war die Geburtsstunde eines Erfolgsmodells, für das es bereits zwei Mal den Echo Klassik gab.

Das Ensemble spielt, was jeder mag. Ungewöhnlich sind Instrumentierung und Mix. Oder wie Bob Ross sagt: „So ein Konzert für Streicher ist doch viel schöner ohne Streicher.“ Ein Satz, der aus dem Mund eines Bläsers völlig logisch klingt. Mit leichter Hand wird dann zum Beispiel ein Cello-Part mit einem Euphonium besetzt und tatsächlich klingt das wunderbar nuancenreich. Zuvor hatte schon die populäre Bach’sche Toccata ganz ohne Orgeleinsatz eine erstaunlich kraftvolle Leichtigkeit entfaltet.

Lässiger Genre-Sprung

Das wirklich Verblüffende an dieser Gruppe ist die Nonchalance, mit der zwei unterhaltsame Stunden lang die Kunst des lässigen Genre-Sprungs glückt. Häppchenweise wird Vertrautes auf außerordentlichem Niveau serviert, garniert mit grenzenlosem Spaß am Schabernack. Eine Disziplin, in der Bob Ross sich wohlfühlt. Der Mann aus Schottland lässt keinen Kalauer am Wege stehen und dirigiert dabei seine Mannen mit bedingungslosem Ganzkörpereinsatz.

„Haben Sie ein Programm?“, erkundigt sich Ross strahlend beim Publikum. Zustimmung schlägt ihm entgegen und wird von ihm befriedigt kommentiert: „Das ist schön. Ich hab‘ nämlich keins.“ Was aber weiter nicht schlimm ist, denn die Abfolge der Titel scheint sich ohnehin nach einer ganz anderen Quelle zu richten. Aber wen sollte das stören?

Hauptsache die vielgeliebten Hauptdarsteller der inoffiziellen Weihnachtslieder-Hitliste ertönen und das tun sie. Das „Winter Wonderland“ gibt ein stimmungsvolles Intermezzo und für die alte Volksweise „Es wird scho glei dumpa“ kommen sogar zwei mobile Alphörner zum Einsatz. Zu den Wundern dieses Potpourris gehört nicht zuletzt, dass die Almhütten-Pulverschnee-Glühwein-Ode „Last Christmas“ von Wham zu ungeahnter Feinfühligkeit erblüht, ersetzt man Synthesizer und George Michael mit Solo-Flügelhorn und Begleitblech.

Wie sich in dieses festliche Tannenbaum-Idyll dann plötzlich Astor Piazzollas Libertango hinein mogeln konnte, bleibt zwar ein Geheimnis. Doch dafür hat Christian Ude noch ein paar ziemlich erbauliche Schmankerl dabei. Der 69-Jährige, der bis 2014 als Oberbürgermeister in der bayerischen Landeshauptstadt fungierte, sitzt geduldig am Rande des Ensembles und wartet, bis er dran ist. Er hat Münchner Geschichten notiert und erweist sich als Meister der eleganten Herleitung, wenn er von den bevorstehenden Weihnachtsfeiertagen mühelos die Kurve zu einer Muttertagsglosse bekommt. Was er bei frühen Erlebnissen mit dem Orff’schen Schulwerk gelernt hat, kann Ude jetzt auch noch einmal vorführen – mit einem punktgenauen Schlag auf die Triangel.

Am Ende dürfen alle ran zum großen „Jingle Bells“-Chor. Die „Blechschaden“-Mission „Fröhliche Weihnachten“ in Fürth ist erfüllt.

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