Weißwürste aus dem Deberndorfer Blumen-Idyll

3.6.2017, 14:00 Uhr
Weißwürste aus dem Deberndorfer Blumen-Idyll

© Foto: Fiedler

Schon in den Vormittagsstunden ist alles gerichtet: die Tische tragen den Blumenschmuck des Frühsommers, der Kühlschrank steckt voller Getränke, auf der Herdplatte warten im dampfenden Wasser die frischen Weißwürste. Vorstand Georg Schönleben ist in seinem Element: "Wir rechnen mit mindestens 100 Gästen." Bei einer Mitgliederzahl von 189 ist das an einem Wochenende mit Brückentag und lockendem Wetter eine ganze Menge.

Seit 1953 existiert der Obst- und Gartenbauverein in Deberndorf. In den vergangenen zehn Jahren hat er einen gehörigen Aufschwung erlebt. Zwischen 2008 und 2011 wurde der Lehrgarten angelegt, das Herz des dörflichen Vereins. Er stellt sich an diesem Himmelfahrtstag wie aus dem Ei gepellt vor. Das frische Grün sprießt in der Kräuterspirale ebenso wie an den mannigfaltigen Obstbäumen. Raritäten gedeihen hier, wie Goldparmäne, Nordhäuser Birne oder Winterglockenapfel.

2016 hat Georg Schönleben den Pflanzkatalog der Anlage zusammengestellt. Zur Auflistung der fast 50 Kräuterarten gesellen sich auch gleich die Rezepte für deren Verwendung. Öle und Essige für verschiedenste Gerichte haben die Deberndorfer Gärtler dafür zusammengetragen.

Natürlich werden auch kleine und große Stauden und Sträucher sowie Sommerblumen kultiviert. Im Deberndorfer Garten gedeihen neben Obst und Blumen auch Gemüse und Salat. Sie tun es prächtig, denn der Garten ist geschützt. Oft halte, so erzählen die Gärtler, der Dillenberg Unwetter und Frost ab. Das Ergebnis lohne den Aufwand, den der Lehrgarten seinen Mitgliedern abringt.

Die Gemeinnützigkeit des Vereins kommt auch Nichtmitgliedern zugute: "Am letzten Freitag im Monat öffnen wir die Tür unseres Gartens für jeden Gärtner und versuchen auf alle Fragen und Probleme Antworten bzw. Lösungen zu finden", erzählt Schönleben. Dazu gehöre auch, dass man in Deberndorf dem Thema seniorengerechter Garten viel Aufmerksamkeit widmet. "Auch wir haben Teilnehmer zum Gartenpflegerlehrgang des Kreisverbandes geschickt, um entsprechend beraten zu können", sagt Wohlleben und zeigt gerne die rückenfreundlichen und schneckenfeindlichen Hochbeete. Ein Muss, wenn der Garten und sein Besitzer in die Jahre gekommen sind.

Gefragt nach der Arbeit, die der Garten den Vereinsmitgliedern abverlangt, antwortet Schönleben: "15 Stunden pro Woche in den Vegetationsmonaten müssen es mindestens sein". Dafür stehen im Vereinsheim blitzsaubere Arbeitsgeräte parat. In Reih und Glied sind sie griffbereit montiert.

Überhaupt ist das Vereinsheim ein kleines aber feines Schmuckstück. Hier kann getagt und gefeiert werden, hier werden die Arbeitsabläufe und Aufgaben für jeden Einzelnen festgelegt. "Nur so lassen sich in einem so kleinen Verein auch größere Aufgaben wie die Vatertagsfeier stemmen", ist der Vorstand überzeugt.

Der Verein selbst finanziert seine jährlichen Ausgaben für den Unterhalt des Gartens in Höhe von bis zu 800 Euro aus den zehn Euro Mitgliedsbeitrag und dem Erlös verschiedener Aktionen. "Unter Kostenstelle 305 ist alles verbucht, was die Vatertagsfeier betrifft", verrät Georg Schönleben und ist sichtlich stolz, dass jedes Mitglied auf einen Blick nicht nur die Bilanz dieses Festes, sondern auch die wirtschaftliche Situation des Vereins einsehen kann.

In der Zwischenzeit finden sich immer mehr Gäste ein. Der älteste Gast ist 86 Jahre, der jüngste sieben Wochen alt. Und Georg Schönleben verrät, was der Verein in den nächsten Wochen vorhat: "Wir gehen neue Mitglieder werben". Vor allem die Neubürger Deberndorfs wolle der Verein ansprechen. Auf eine Wurfzettelaktion werde das persönliche Gespräch folgen. "Dann haben wir im nächsten Jahr vielleicht schon ein Dutzend mehr Gäste und Mitglieder", wünscht sich Schönleben für seinen "Zwetschgaverein".

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