Wenn der Franke zum Lachen aus dem Keller kommt

4.2.2016, 21:00 Uhr
Wenn der Franke zum Lachen aus dem Keller kommt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Am Wochenende wird Monika Schwundek ihrem Dachboden einen Besuch abstatten. Sie wird Kostüme, Perücken und Accessoires aus Kisten oder von Kleiderstangen holen und sich irgendwann für eine Verkleidung entscheiden. Am Rosenmontag nämlich ist es so weit: Dann mischt sich die Präsidentin der Carnevalsgesellschaft Fürther Kleeblatt (CFK) in einem Wirtshaus um die Ecke unter die Feiernden – und darf sich endlich in Schale werfen.

„Ich liebe es, mich zu verkleiden“, gesteht Schwundek. Wenn sie aber für den Verein im Einsatz ist, bei der Prunksitzung, beim Kinderfasching und beim Kehraus, dann trägt sie ein Kleid, eine Art Uniform. Zufrieden blickt sie schon jetzt auf die Session zurück. Nichts sei danebengegangen, das Programm der Prunksitzung lief ohne längere Pausen ab, die schnell zu Stimmungskillern werden können.

Sie gilt es zu vermeiden — vor allem in Franken, wo die Menschen, so Schwundek, gern mal „zum Lachen in den Keller gehen“. Sie selbst nimmt sich da nicht aus und erinnert sich an den Besuch einer Kölner Prunksitzung. „Das war schon ein Erlebnis“, erzählt sie. Allerdings fand sie keineswegs jede Nummer zum Totlachen, was wiederum die Kölner gar nicht verstehen konnten.

Das Thema Humor freilich ist ein heikles — gerade in Zeiten, in denen die Weltlage kaum Anlass gibt, sich darüber auszuschütten. Die Steiner Schlossgeister haben sich trotzdem für eine politische Büttenrede entschieden, ein Muss für Präsidentin Beate Weber-Klaus. Zur Prunksitzung in der Zirndorfer Paul-Metz-Halle kam deshalb unter anderem der Karnevalist Peter Kuhn, bekannt durch seine spitzzüngigen Veitshöchheimer Auftritte. Gut angekommen sei das Programm beim Publikum, unter das sich traditionell auch Mitglieder der Stadtverwaltung mischen. Doch nicht nur das: Steins Politiker sind den Schlossgeistern eng verbunden. „Da stimmt die Chemie“, schwärmt die Präsidentin und erzählt vom gemeinsamen Umtrunk, witzigen Spielen und prämierten Kostümen im Rathaus.

Als nicht ganz so entspannt empfindet Angelika Hofmann die Fürther. Wenn die Vorsitzende der Fränkischen Kanalflotte Fürth an Weiberfasching im Kostüm von einem Ort zum nächsten läuft, dann erntet dieser kleine Umzug oft verständnislose Blicke. „Wir werden manchmal angeschaut, als wären wir Außerirdische“, wundert sich Hofmann. „Das sind eben Franken durch und durch“, sagt sie. Dass selbst diese Spezies jedoch richtig viel Spaß haben kann, wenn das Eis erst einmal gebrochen ist, weiß die langjährige Vorsitzende aus Erfahrung.

Mädchen in der Bütt

Auch heuer sei die Stimmung auf der Prunksitzung — traditionell findet sie in der Veitsbronner Zenngrundhalle statt, weil sich in Fürth kein passender Veranstaltungsort findet — „sehr gut“ gewesen. Das lag vielleicht auch an der Büttenrede. Zwei Mädchen, elf und 13 Jahre alt und aus den Reihen der Kanalflotte, haben sie gehalten. Politik war nicht das Thema, vielmehr setzten sich die beiden mit dem Alltag Pubertierender auseinander. Eine Redenschreiberin habe den Mädels, die sich vor drei Jahren spontan bereit erklärt hatten, das Amt zu übernehmen, den Vortrag quasi auf den Leib geschrieben.

Auch die Zirndorfer Cyrenesia konnte zu ihrem 60. Jubiläum auf eigene Büttenredner zurückgreifen. Gleich drei Prunksitzungen servierten sie in dieser Session. Politik spielte bei den Reden allerdings keine Rolle, sondern Themen wie Haushalt, Hausmänner oder Handwerker, erzählt Präsident Timo Petschner. Er bedauert, dass in den vergangenen Jahren die großen Maskenbälle, zu denen alle Gäste in Kostümierung kamen, so gut wie ausgestorben sind. „Heute erscheinen die Damen im Abendkleid, die Männer in Jeans und Hemd“, sagt er. Gleichwohl beobachtet er, dass sich immer mehr Menschen für Fasching interessieren und auch der Nürnberger Umzug am letzten Faschingssonntag zunehmend Besucher anzieht.

Was den Gästen der Prunksitzungen der Karnevalsgesellschaft Blau-Rot aus Unterasbach gefällt, das durften sie heuer erstmals in Fragebögen ausfüllen. „Weil sich unsere Führungsriege neu zusammengesetzt hat, haben wir uns dazu entschieden“, sagt Verwaltungschefin Nicole Jaeckel. Von Faschingsmüdigkeit war bei dieser Umfrage jedenfalls nichts zu spüren. Die Antworten seien, so Jaeckel, durchweg positiv ausgefallen.

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