Wider die Country-Klischees

25.2.2018, 12:00 Uhr
Markus Rill.

© pr_by Daniel Biscan Markus Rill.

Als Anglistik-Austauschstudent kam der Unterfranke Markus Rill für einige Zeit nach Austin, Texas, und wurde dort endgültig vom Virus der Americana-Musik infiziert. Bei der Abwägung seiner Berufswünsche als Jugendlicher — Freistilringer, Heiratsschwindler oder Musiker — entschied er sich für letzteres. Ein weiser Entschluss.

Mittlerweile hat er zehn CDs produziert, drei davon in der Country-Metropole Nashville, und sein vorletztes Album "Dream Anyway" erhielt den ehrenvollen Titel "Deutsches Country-Album des Jahres 2016". Dabei hat Rill mit den traditionellen und oft recht klischeehaften Formen der Country Music nichts am Hut, zu viele Stetsons oder Konföderierten-Flaggen im Publikum machen ihn misstrauisch. Sein Stil orientiert sich eher an einer modernen Art des Rockabilly, einer Mischung aus Roots-Country und Texas-Rock irgendwo zwischen Steve Earle und Tom Petty.

Als Kopf der fünfköpfigen, gut eingespielten Band The Troublemakers präsentierte er dem leider überschaubaren Publikum in Fürth einen dynamischen Set aus eingängigen, knackigen Songs — allesamt Eigenkompositionen, die von seiner dezent angerauten Stimme und den präzisen Gitarren-Licks von Marco Hohner geprägt sind. Als solide Rhythmusgruppe fungieren Chris Reiss (Bas) und der neue Schlagzeuger Daniel Feldmeier, Manu Huber steuert nette Akzente am Keyboard und am Akkordeon bei, den dreistimmigen Harmoniegesang könnte man ruhig noch öfter einbauen. Auch solo mit Akustik-Gitarre und Mundharmonika macht Markus Rill eine gute Figur, wenn er etwa die berührende Story von dem Mädchen, das im Geheimen eine Abtreibung organisieren muss, besingt ("On The Sly").

Die Zugabe nutzt er dann für eine Hommage an den legendären texanischen Singer-Songwriter Townes van Zandt. Als dieser 1996 ein Konzert in Würzburg gab, schaffte es der junge Markus Rill, als Vorprogramm aufzutreten und ein bisschen mit seinem Idol zu plaudern; vier Monate später starb van Zandt. Den Grund enthüllt das letzte Lied des Abends: "Lots of booze and lots of ramblin’/Well it's easier than just a-waitin’ around to die".

Aktuelle CD: Markus Rill: Getting Into Trouble / 20 Years Of Gunslinging (Blue Rose Records BLU DP 0702)

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