Widerstand formiert sich

20.6.2011, 13:00 Uhr
Widerstand formiert sich

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Wie im Norden Oberfürbergs stößt auch hier der Umfang der geplanten Bebauung auf Widerstand aus der Nachbarschaft. Um der städtischen Planung wirksamer Paroli bieten zu können, hat sich der Bürgerverein „Rettet Fürberg“ mit der Anwohnerinitiative Wohngebiet Westvorstadt zusammengeschlossen. Wie berichtet, hat die Stadt die Siedlungsfläche zwischen Oberfürberg und der Schnellstraße auf Grund der Proteste von „Rettet Fürberg“ von ursprünglich 300000 auf 120000 Quadratmeter reduziert. Statt 800 sollen hier rund 300 Wohnungen entstehen.

In seiner Größenordnung entspricht das Projekt in etwa den Plänen für das 132000 Quadratmeter große Reichsbodenfeld an der Südwesttangente zwischen Breslauer Straße und Brünnleinsweg. Und wie in Oberfürberg fürchtet man in der Nachbarschaft um die Qualität einer bevorzugten Wohnlage.

Eine Schlafsiedlung?

„Soll Fürth West zu einer Schlafsiedlung und Trabantenstadt werden?“, fragt Reinhard Hammerbacher, 2. Vorsitzender von „Rettet Fürberg“. Skeptisch betrachtet er große Neubausiedlungen, weil es in Fürth nicht genügend Arbeitsplätze gebe und deshalb neue Pendlerverkehrsströme zu befürchten seien. Auf die Seite der Kritiker hat sich Stadtrat Günter Witzsch geschlagen. Er vertritt den Standpunkt: „Das Glück der Stadt hängt nicht von einer Zunahme ihrer Einwohnerzahl ab.“

Die Kommune darf sich, so der Sozialdemokrat, nicht vornehmlich an den wirtschaftlichen Interessen der Investoren orientieren, sondern muss auch den berechtigten Erwartungen der bereits ortsansässigen Bevölkerung Rechnung tragen. Die habe sich schließlich in der auch von der Stadt genährten Erwartung auf ein intaktes Wohnumfeld angesiedelt. Könne man jetzt in Dambach und Fürberg den einstigen dörflichen, naturnahen und landwirtschaftlich geprägten Charakter noch ansatzweise erahnen, sollen die verbliebenen Freiflächen nach Witschs Worten nun offenbar der Verstädterung geopfert werden.

Die Gegner der Reichsbodenfeld-Planung berufen sich darauf, dass ursprünglich nur eine aufgelockerte Bebauung mit höchstens 180 Wohnungen vorgesehen war. Das kann der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes, Dietmar Most, auf Anfrage der FN nicht bestätigen. Vielmehr sei die Bebauung des Reichsbodenfeldes schon immer umstritten gewesen. An eine stärker aufgelockerte Bebauung sei allenfalls bei einer Variante mit höheren Gebäuden gedacht gewesen. An der Anzahl der knapp 300 Wohneinheiten habe sich jedoch nichts geändert.

Rund 200 Gebäude

Vorgesehen sind rund 200 Gebäude auf 345 bis 1334 Quadratmeter großen Grundstücken. Am Banderbacher Weg waren 23 Kettenhäuser geplant. Die Ansiedlung eines Nahversorgungszentrums mit Discounter verzögert sich allerdings, weil erst noch Naturschutzfragen geklärt werden müssen. Auf dem vorgesehenen Baugelände gegenüber der Einmündung des Mohnwegs in die Breslauer Straße befindet sich nämlich eine Brutkolonie der vom Aussterben bedrohten Kiebitze. Der Bebauungsplan für das Reichsbodenfeld wird im Technischen Rathaus vom 28. Juni bis 21. Juli öffentlich ausgelegt. In dieser Zeit können offiziell Einwände gegen das Projekt vorgebracht werden.

Die sogenannte frühzeitige Bürgerbeteiligung endet am 21. Juli um 15 Uhr mit einem Erörterungstermin, bei dem sämtliche Bedenken diskutiert werden. Um 19.30 Uhr treffen sich dann die Initiative Wohngebiet Westvorstadt und der Bürgerverein „Rettet Fürberg“ im Gasthaus Kirschbaum, Unterfürberger Straße 105, um mit Baureferent Joachim Krauße das Problem zu erörtern.

Während viele Städte schrumpfen, weist Fürth immer noch eine Zunahme der Bevölkerung aus. Im März hat die Einwohnerzahl erstmals die Marke 115000 übersprungen. Von den 17 Freiflächen im Stadtgebiet, auf denen rein theoretisch Wohnungen für 6362 Menschen entstehen könnten, lassen sich die meisten nach einer Studie des Baureferats kurzfristig nicht bebauen.

Zu den größeren Neubaugebieten zählen laut einer aktuellen städtischen Untersuchung neben Oberfürberg-Nord und dem Reichsbodenfeld das Darby-Areal mit 250 Wohnungen, der Golfpark mit 60 Wohnungen, das Kavierlein mit 300 Wohnungen, ein Areal an der Heilstättenstraße mit 443 Wohnungen und das alte Brauereigelände an der Schwabacher Straße mit 500 Wohnungen. Verlässliche Aussagen über die Entwicklung der Wohnpotenziale durch Umwandlung ehemaliger Gewerbeobjekte sind laut Studie nicht möglich.

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