Wie viel Lärm bringt die „Sportmeile“?

29.9.2014, 06:00 Uhr

„Ich hätte gedacht, dass da mehr los ist.“ Nicht nur der ehemalige 2. Bürgermeister Anton Engelhardt wunderte sich beim Blick ins Rund der Mittelschul-Aula. Doch die Roßtaler nehmen das derzeit größte Zukunftsprojekt der Marktgemeinde wohl recht gelassen. Wie mehrfach berichtet, soll an der Buchschwabacher Straße auf einer rund zehn Hektar großen Fläche ein Sportgelände unter anderem mit zwei Hallen, einem Gymnastikraum und drei Spielfeldern entstehen (Siehe auch Artikel Seite 1). Auf dem Areal finden sich bereits das Schützenheim, eine privat betriebene Tennishalle, die Tennisplätze des TC Roßtal und ein Wohnhaus. Hier sollen künftig der TV und der Tuspo Roßtal ihre Heimat finden. Dafür geben beide Vereine ihre bisherigen Liegenschaften auf, diese werden von der Gemeinde aufgekauft und als Bauland vermarktet. Kostenpunkt des gesamten Projektes: rund 15,5 Millionen Euro.

Bügermeister Völkl betonte bei seinen einleitenden Ausführungen, dass der vorgestellte Entwurf noch keinen endgültigen Charakter besäße. Die Bürger könnten im Rathaus jederzeit Einwendungen vorbringen sowie die Gutachten zu den Themen Lärm und Verkehr einsehen.

Anschließend erläuterte Architekt Guido Bauernschmitt vom Büro Team 4 den Bebauungsplan. Besonders betonte der Experte, dass dieser nur eine Nutzung für sportliche Zwecke zulasse. Freilich sei es durchaus zulässig, so seine Antwort auf die Frage einer Bürgerin, dort auch einen Spielplatz zu errichten.

Erschlossen werden soll die Sportmeile über eine Verlängerung der Hochstraße zur Buchschwabacher Straße nördlich des Geländes. Den Zuwachs, den die Autos der Sportler, Besucher, Beschäftigten sowie der Anlieferer mit sich bringen, soll angeblich kaum ins Gewicht fallen. Ob mit oder ohne die neue Straße — die Verkehrsqualität sei an allen Knotenpunkten noch „gut“, meinte Bauernschmitt und verwies auf ein sechsstufiges Modell, das bei derartigen Gutachten angewendet werde. Dabei sei die Situation rund um die Sportmeile auf der zweitbesten, der Stufe B, einzuordnen.

Kreuzungen müssen nicht ausgebaut werden, allerdings will die Gemeinde die Buchschwabacher Straße zwischen der neuen Verbindungsstraße und dem Sportgelände verbreitern, Rad- und Gehweg inklusive. Aus der Versammlung kam daraufhin die Anregung, diese Maßnahme bis zum Ortsrand auszudehnen, das will der Bürgermeister prüfen lassen

Sorgen in Sachen Lärm machen sich allerdings Anwohner aus der Hochstraße und dem Hochbehälterweg, deren Häuser knapp 200 Meter vom künftigen Sport-Eldorado entfernt sind. Zwischen 0,5 und zwei Dezibel bewege sich der Lärmzuwachs, der Spielgeräusche des Sportbetriebs, Schiedsrichterpfiffe und Zuschauer-Äußerungen berücksichtige, sagte Bauernschmitt. In den meisten Fällen „kaum wahrnehmbar“, heißt es in dem Gutachten. Die Orientierungswerte, die gesunde Wohnverhältnisse ermöglichten, werden damit jedenfalls nicht überschritten.

Sie und ihre Nachbarn hätten dennoch die Sorge, von „Dauerlärm berieselt zu werden“, sagte eine Bürgerin. Schon jetzt höre man die Geräusche des Tennisplatzes, obwohl diese nicht über den zulässigen Grenzwerten lägen. Und welche Belastungen bringe die Sportmeile, zumal wenn der Wind ungünstig stehe? Die Aussage Bauernschmitts, dass den Untersuchungen immer der „worst case“, also der ungünstigste Fall, zugrunde gelegt werde, beruhigte die Anliegerin nicht. Denn: „Unser Befürchtung ist, dass wir überhaupt keine Ruhezeiten mehr haben.“ Sie regte deshalb an, dennoch Lärmschutzmaßnahmen zu ergreifen, ein Wunsch, den Architekt und Bürgermeister aufnahmen.

Etwas irritiert zeigte sich auch jener Roßtaler, der in dem Anwesen nahe der Tennishalle lebt. Auf dieser Fläche, so ein Vorschlag des Planers, könnte nämlich ein neues Mosthaus für den Obst- und Gartenbauverein gebaut werden. Es habe ihn schon überrascht, dass das Ansinnen öffentlich vorgestellt worden sei, sagte der Mann, „ohne mit uns Rücksprache zu halten“. Völkl sprach von einer „Idee“ und verwies erneut auf den vorläufigen Charakter des Bebauungsplans. Überdies habe die Marktgemeinde besagte Flächen eigentlich ganz aus der Planung herauslassen wollen. Damit hätte sich allerdings ein so genannter „städtebaulicher Missstand“ ergeben. Dies hätten Landratsamt und Regierung gerügt.

Nach den voraussichtlichen Ausgaben für die Entwässerung der neuen Straße befragt, nannte der Bürgermeister die Summe von geschätzt 700 000 Euro, die zu Lasten der Gemeinde gingen. Ob sich die Kosten für die Sportmeile insgesamt verändert hätten?, fragte eine Roßtalerin. Es hätten sich Kostenverschiebungen ergeben, antwortete Völkl, „aber der Deckel, der drauf ist, wird nicht angehoben“.

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