Wie wird man die To-Go-Becher wieder los?

19.7.2017, 06:00 Uhr
Wie wird man die To-Go-Becher wieder los?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Unübersehbar wurde das Problem am verkaufsoffenen Sonntag im März. Weil die Abfalleimer überquollen, landeten Kaffeebecher, Pizzakartons und Dönerboxen daneben. Fotos des Müllchaos’ kursierten schnell im Internet.

Aber auch an ganz normalen Tagen sieht man die Spuren der neuen Bequemlichkeit. Nie war es einfacher, Hunger und Durst in der Stadt zu stillen oder sich etwas zu gönnen. Zurück bleiben die Verpackungen: Die Menge an Müll in den Abfallbehältern im Fürther Zentrum ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen, bestätigt Bauhof-Leiterin Doris Langhardt. Sie spricht von einer "zunehmenden To-Go-Mentalität" – und die sieht man nicht nur in Fürth. In vielen Großstädten ist der Verpackungsmüll zum Ärgernis geworden, allem voran die To-Go-Kaffeebecher.

Rund 2,8 Milliarden solcher Becher werden jährlich in Deutschland verbraucht, das sind rund 320 000 Stück pro Stunde, heißt es in einer Erhebung der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Gewaltige Mengen an Holz, Kunststoff, Wasser und Energie werden zur Herstellung benötigt. Pro Jahr entstehen so zudem bundesweit rund 40 000 Tonnen Abfall.

Die Zahlen hat die Stadtverwaltung nun dem Umweltausschuss präsentiert. Dort wollten die Fürther Grünen wissen, welche Möglichkeiten das Rathaus hat, den Müll einzudämmen. Die Antwort: wenige.

Rechtlich gebe es keine Grundlage, die Abgabe von To-Go-Verpackungen zu beschränken, betonte die Leiterin der Abfallwirtschaft Susanne Grünbaum. Die Kommune könne die Händler nur beraten und die Öffentlichkeit sensibilisieren. Dass eine große Menge vermeidbarer Abfall entsteht, ist nur das Eine. Der Trend sorgt auch dafür, dass vieles im Restmüll landet, was eigentlich in den Gelben Sack gehört.

Fürths Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann hat sich nun vorgenommen, das Thema ins Bewusstsein der Händler zu bringen. Und das Umweltamt will verstärkt darauf achten, dass bei städtischen Veranstaltungen wiederverwertbares Geschirr benutzt wird.

Apropos Mehrweg: Die Grünen wollten wissen, ob Fürth nicht zumindest bei den Kaffeebechern ein Pfandsystem einführen könnte, wie es unter anderem Freiburg getan hat. Der Pfandbecher, der so genannte FreiburgCup, kann dort in allen teilnehmenden Läden zurückgegeben werden, wird gespült - mindestens 400 Spülgänge soll er überstehen - und wieder in den Umlauf gebracht. So etwas ginge nur zusammen mit dem Handel "auf freiwilliger Basis", lautet die Einschätzung der Fürther Stadtverwaltung. Vertieft beschäftigt habe man sich damit aber noch nicht.

Kein Fürther Alleingang

So ein einheitliches Pfandsystem wäre "nicht verkehrt", aber wohl nur erfolgreich, wenn es nicht auf Fürth beschränkt wäre, sondern sich die Metropolregion gemeinsam engagieren würde, glaubt Tobias Ballbach, Pressesprecher der Bäckereikette "Der Beck": "Die Leute steigen doch mit dem Kaffee in Erlangen in den Zug und in Nürnberg aus, dann wollen sie auch dort den Becher abgeben." Der Beck sammelt wie einige anderen Betriebe bereits eigene Erfahrungen mit Mehrwegbechern. Wegen des Gewichts hat man sich hier für Bambusbecher entschieden. Kunden können sie kaufen oder aber für fünf Euro Pfand leihen und in jeder beliebigen Beck-Filiale wieder abgeben.

Das Fazit nach den ersten Monaten: Der Großteil der Kunden wählt immer noch den bequemsten Weg: die Wegwerfvariante. Auf Platz zwei kommt der gekaufte Becher – dahinter erst der Pfandbecher, für den man einen eigenen Deckel kaufen kann. Viele, so Ballbach, wollen keinen Deckel, den vorher schon andere benutzt haben.

Das Umdenken braucht noch Zeit, sagt Ballbach. Und hofft wie Jürgen Tölk aus dem Umweltamt auf eine Entwicklung wie bei den Plastiktüten: Die hat man sich früher auch unbedacht im Laden geben lassen. Und heute bringen viele einen eigenen Beutel mit.

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