Wildbret als Marktlücke

13.4.2015, 17:00 Uhr
Wildbret als Marktlücke

© Foto: Leberzammer

An der Ortsdurchfahrt begrüßt eine Hauswand mit Lüftlmalerei und alpiner Bergwelt den Besucher. Doch spätestens im Hof der Schönlebens weiß man sich dank des stolz im Wind wehenden Frankenrechens wieder sicher in heimischen Gefilden. In der Region war Hans Schönleben, der heute 74 Jahre alt ist, 1976 einer der Ersten, der sich auf das Wagnis Wildtierhaltung einließen.

„Damals hatten wir noch Kühe“, erinnert sich sein 50-jähriger Sohn Horst, der heute gemeinsam mit dem Vater die Herden betreut. Dass die Landwirtschaft, gerade im Nebenerwerb, vor größeren Umbrüchen stehen würde, war der Familie schon früh bewusst.

„Unsere Grundidee war seinerzeit, mit der Wildhaltung auch eher unwegsame Grundstücke nutzbar zu machen“, erläutert Senior Hans Schönleben. Und die Umsetzung ließ sich vor knapp 40 Jahren so gut an, dass schon wenige Jahre später der ersten Damwild- eine Rotwildherde folgte. „Der Absatz ist überhaupt kein Problem“, berichtet er, die Nachfrage nach regionalem Wildbret ist vorhanden.

Aktuell weiden rund 60 Hirsche, Rehe und Kitze der beiden Arten auf den großzügig bemessenen Flächen. Als Futter bekommen sie neben dem Wiesengras Grassilage, Heu, Wintergerste und überzählige Kartoffeln. „Ihre absolute Leibspeise ist aber das Fallobst“, weiß Hans Schönleben, der sich über die Jahre zu einem echten Experten in Sachen Wildtierhaltung entwickelt hat.

Doch nicht alles konnte sich der aus einer Landwirtsfamilie stammende Vogtsreichenbacher selbst aneignen. Besonders das Erlegen der Tiere mit einem gezielten Schuss aus dem Jagdgewehr bedarf fachlicher Einweisung. Die erhielt er vom Landesverband Bayerischer landwirtschaftlicher Wildhalter — mit Erfolg: In 39 Jahren habe die bei allen Schlachttieren vorgeschriebene Fleischbeschau durch den Amtsveterinär noch kein Tier für ungenießbar erklärt – „und auch kein Kunde hat sich jemals beschwert“, erzählt Schönleben stolz.

Trend erkannt

Die Abnehmer kommen aus dem ganzen Großraum, darunter sind Gastronomen ebenso wie private Konsumenten. „Einen Abschuss gibt es immer erst, wenn wir genügend Bestellungen zusammen haben“. Mit der Wildtierhaltung habe die Familie einen Trend frühzeitig erkannt, findet Landrat Matthias Dießl, der die drei insgesamt sieben Hektar großen Gehege und den modernen, den EU-Normen entsprechenden Schlachtraum kürzlich gemeinsam mit Vertretern der Regionalinitiative „Gutes aus dem Fürther Land“ besichtigte.

Bayernweit hat die landwirtschaftliche Wildhaltung in den vergangenen 25 Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen, derzeit gibt es im Freistaat rund 2700 Gehege mit gut 60 000 Tieren. Eine Ausweitung ist durchaus erwünscht, weil dadurch eine flächendeckende und umweltschonende Grünlandbewirtschaftung bei geringen Investitionskosten möglich sei. „Die Wildhaltung leistet damit auch einen Beitrag zur Grünlanderhaltung und zu einer vielfältigen Kulturlandschaft“, lobt Dießl.

Wer mageres Wildbret aus der Region beziehen möchte, kann telefonisch bei Hans und Horst Schönleben unter (0 91 03) 82 30 bestellen. Als einer der Direktvermarkter im Landkreis bietet unter anderem Michael Tiefel in Kirchfembach neben Wild Weideschweine, Angusrinder und Mufflons an (Tel. 0 91 01-84 81). Von heimischen Jägern erlegtes, frei lebendes Wild verkauft beispielsweise der Hofladen Hans-Peter Rotter in Fürth-Ritzmannshof (09 11-76 38 28). Dort bekommen Verbraucher neben Reh zudem Wildschweine und Feldhasen.

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