Wilde Weiber-WG

17.10.2016, 16:00 Uhr
Wilde Weiber-WG

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Grund: Florence wurde nach 14 Ehejahren von ihrem Mann verlassen und wollte sich in ihrer Verzweiflung umbringen. Da blieb ihrer besten Freundin, der geschiedenen Olive, gar nichts anderes übrig, als sie bei sich aufzunehmen. Doch nun putzt die gute Florence wie eine Besessene, stattet alle Möbel mit Schonbezügen aus und serviert täglich üppige Menüs, während Olive chaotisch in den Tag hinein lebt und Ordnung hasst. Das kann nicht lange gutgehen.

Wem das bekannt vorkommt und wer dabei an Jack Lemon und Walter Matthau denkt, der liegt richtig. Autor Neil Simon hat sein berühmtes, mehrfach verfilmtes Stück, den Klassiker „Ein seltsames Paar“ über eine turbulente WG, nämlich gleich zweimal geschrieben. Einmal spielen zwei Kumpels die Hauptrollen, einmal steigen in der „Damenversion“ zwei Freundinnen in den Ring. Viel Situationskomik und fetzige Dialoge gibt es bei beiden Geschlechtern.

Während die Herrenrunde pokert, spielen die sechs Freundinnen von Olive und Florence jede Woche zusammen Trivial Pursuit. Natürlich wird bei dieser gemütlichen Quiz-Rallye über Männer gelästert und getratscht.

Dabei zeigen sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten: Mickey (abgebrüht dargestellt von Petra Kirner) ist eine kernige Polizistin, Vera dagegen (mit viel Humor und ständigen Gegenfragen: Fiona Stutz) ein hilfloses Naivchen, Sylvie (cool: Laura Pickel) agiert wie eine reiche Lady und Renee (mit Wärme und Schwung: Elena Riemann) wird bald schwanger.

Den Überblick über die muntere Truppe behält stets Hausherrin Olive, die forsche, schlampige Sportjournalistin, die von Astrid Weißmann-Weigel mit einem großen Herzen auf dem richtigen Fleck gespielt wird. Sie alle helfen Florence, als die plötzlich allein dasteht. Johanna Eberle gibt eine köstliche Hausfrau und Köchin aus Leidenschaft, die zur Hypochondrie neigt und sich ein Leben ohne ihren Mann nicht vorstellen kann.

Doch immer nur im Sauberen sitzen reicht Olive auf Dauer nicht. Sie will endlich wieder einmal Erotik erleben. Darum arrangiert sie ein Doppel-Rendezvous mit zwei spanischen Nachbarn. Florence besteht darauf, für alle zu kochen. Doch dann berichtet sie heulend von ihrer gescheiterten Ehe. Manolo, der ältere Bruder (charmant: Thomas Kiergassner), versucht sie zu beruhigen, der jüngere Jesus (lässig: Tobias Frischling) ist zu Tränen gerührt. Sprachliche Missverständnisse tun ihr übriges dazu, dass es ein merkwürdiger Abend wird. Danach beschließt die völlig entnervte Olive: Florence muss raus. Ein Zusammenleben ist trotz aller Freundschaft unmöglich. Regisseur Klaus Hoffmann lässt die Bombe am Ende unerwartet platzen und gibt dem Text reichlich Freiraum, seine zwerchfellerschütternde Wirkung zu tun. Den Darstellern schenkt er die Möglichkeit, ihren Humor zu entfalten, indem er dramaturgisch die unterschiedlichen Charaktere akzentuiert. Sehenswert.

Weitere Aufführungen im Januar: www.buehneerholung.de

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