Wilhermsdorf nutzt ein neues Geodaten-System

6.6.2016, 14:00 Uhr
Wilhermsdorf nutzt ein neues Geodaten-System

© Foto: Heinz Wraneschitz

Wer am lautesten über seine vermeintlich marode Straße klagt, bei dem rückt prompt die Baufirma an. So war es in der Vergangenheit durchaus auch in Wilhermsdorf, weiß Bürgermeister Uwe Emmert. Doch das gilt jetzt nicht mehr. Freilich seien der Marktgemeinde bei der Entscheidung, ihre Straßen, Gehwege und Baumstandorte unter die Lupe nehmen zu lassen, mehrere Dinge wichtig gewesen: „Wir wollten wissen, wie unsere Straßen beieinander sind.“ Und dabei sollte ein externer Dritter – vollkommen neutral – die Daten erfassen und bewerten.

Mit den jetzt gesammelten und schnell greifbaren Informationen sowie Satellitenaufnahmen fällt es dem Gemeinderat leichter, sich ein Bild von der Lage zu machen. Außerdem habe man wissen wollen, „wie viel Geld wir pro Jahr ausgeben müssen, um unsere Straßen zu erhalten“. Oder anders herum gesagt, so formuliert es Dirk Hahn vom Wilhermsdorfer Bauamt: „Wie können wir mit unserem Geld möglichst viel erreichen?“ Die Riwa Geoinformations GmbH und die mit ihr kooperierende „eagle eye technologies“, die das Wilhermsdorfer Straßennetz im Spätsommer vergangenen Jahres mit einem speziellen Messfahrzeug abgefahren ist, haben sehr detailliert gearbeitet. So ist die Art der Schäden — Setzung der Straße, Risse oder Löcher in der Deckschicht — genau dokumentiert.

Was die Fachleute durchaus sorgenvoll betrachten: Die Masse der Fälle (158) sind Setzungen. Feuchter Grund oder mangelhafter Unterbau könnten die Ursachen sein, die Beseitigung der Probleme ist in der Regel teuer. In dem Papier heißt es: „Umfangreiche Eingriffe sind nötig.“ Die Gemeinde hat gleichzeitig ein Handlungskonzept bekommen, welche Straßen in den nächsten fünf Jahren abzuarbeiten wären.

Ein Platz im Mittelfeld

Bei den etwas über 39 Kilometer Orts- und Verbindungsstraßen sind laut der Untersuchung 6,4 Prozent in einem schlechten Zustand. Der überwiegende Anteil wird als „mittelmäßig“ (59,7 Prozent) beziehungsweise „gut“ (32,8 Prozent) eingestuft. Im Vergleich zu anderen Kommunen rangiert Wilhermsdorf damit im Mittelfeld. Die Abschlussbemerkungen der Untersuchung lassen dennoch an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: In der Vergangenheit habe es „erhebliche Defizite“ beim Straßen-Unterhalt gegeben und „zu geringe Haushaltsansätze“.

Interessant ist auch der Blick in die Zukunft, drei Szenarien hat Riwa entworfen. Würde Wilhermsdorf ab sofort nichts mehr in den Unterhalt der Straßen investieren, wären zwei Drittel der Flächen im Jahr 2025 in einem kritischen Zustand, einzelne Verbindungen müssten gesperrt werden. Zu klein wäre auch ein Budget mit 200 000 Euro. Das Straßenvermögen, so lautet die Beschreibung, würde „gebremst verfallen“, die Zustandsklasse in dem fünfteiligen Bewertungssystem sich innerhalb von zehn Jahren um eine Stufe verschlechtern. Der umgekehrte Schritt wäre möglich, könnte die Gemeinde im besagten Zeitraum 6,2 Millionen Euro investieren. Allein heuer wäre dann bereits eine Million fällig.

Rund 30 000 Euro hat sich die Gemeinde das Informationssystem kosten lassen. Eine Investition, die sich in den nächsten Jahren bezahlt machen soll. Allerdings: Man werde bei den künftigen Entscheidungen nicht nur die Prioritätenliste, sondern auch äußere Einflüsse, wie Schäden durch Frost, oder Baustellen, wie beim gerade laufenden Breitbandausbau, berücksichtigen, sagt der Bürgermeister. Abhängig ist alles natürlich vom Budget, das im Haushalt zur Verfügung steht.

Doch jetzt wissen die Politiker und Experten: Die im Schnitt 200 000 Euro per anno waren in der Vergangenheit zu wenig. In den letzten zwei Jahren, sagt Emmert, habe man den Posten bereits verdoppelt. Damit liegt die Zenngrundgemeinde sogar über dem Mindestbudget für Straßensanierungen, zumindest wenn man sich an Werten aus dem Nachbarbundesland Baden-Württemberg orientiert, die im Fazit der Studie ebenfalls nachzulesen sind: 1,30 Euro werden dort pro Quadratmeter befestigter Fläche kalkuliert um diese zu erhalten. Bezogen auf Wilhermsdorf würde das ein jährliches Budget von 330 000 Euro bedeuten.

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