Wilhermsdorfer Bürger sagen Nein zur Hallenbad-Ehe

12.7.2017, 17:30 Uhr
Die Wilhermsdorfer hängen an ihrem Hallenbad.

Die Wilhermsdorfer hängen an ihrem Hallenbad.

Auf dem Tisch lag das Angebot aus Langenzenn: Für 1,6 Millionen Euro könnten sich die Wilhermsdorfer bei den Nachbarn im geplanten neuen Hallenbad der Stadt exklusive Schwimmzeiten für Vereine, VHS und Schulen sichern.

Emmert war schon im Vorfeld der Veranstaltung sehr angespannt. Hinterher bekannte er: "Das war meine schwierigste Versammlung, seit ich im Amt bin." So emotional, wie befürchtet, ging es aber nicht zu.

Sollen wir das Kooperationsangebot der Stadt Langenzenn annehmen? Das war die Frage des Abends. Im Falle einer Zusammenarbeit gingen einige Vorzüge verloren: beispielsweise die exklusiven Trainingsmöglichkeiten der örtlichen DLRG. Jeden Montagabend besuchen immerhin fast 200 Schwimmer die Halle vor Ort.

Werden sie in die Nachbarstadt umziehen? Das konnte noch nicht einmal Walter Schießl, Vorsitzender des DLRG-Ortsvereins, komplett beantworten. Immerhin zitierte er aus einer Umfrage: Unter den zurzeit 42 ehrenamtlichen Trainern und Betreuern sei nur die Hälfte bereit, das Amt auch in der Nachbarstadt auszuüben. Unter den Jugendlichen aus dem Verein sei bislang kein Stimmungsbild erhoben worden. Seine Meinung zum Thema: "Wenn lediglich 30 von denen mitgehen, gibt Wilhermsdorf vorher einen Haufen Geld aus, und wir werden hinterher geschimpft."

Doch viel Geld kostet auch ein Wilhermsdorfer Solo: knapp 300.000 Euro jährliches Defizit und eine Sanierung, für die 4,5 Millionen Euro angesetzt sind. In Langenzenn wird die jährliche Verlustbeteiligung auf nur etwa 100.000 Euro geschätzt.

Kulturtreff oder Kinderbetreuung müssten zurückstehen

Die Kosten waren jedoch für die Vertreter der kürzlich gegründeten Pro-Hallenbad-Bürgerinitiative (BI) nicht entscheidend. Sie wollen lieber etwas Eigenes, als Geld nach Langenzenn tragen. Wichtig war ihnen insbesondere die Nähe zwischen Bad und Schule, also der optimale Schwimmunterricht der Kinder.

Auch als Uwe Emmert eine Erhöhung der Pro-Kopf-Verschuldung prognostizierte und ankündigte, dass andere Projekte wie Kulturtreff oder Kinderbetreuung zurückstehen müssten, konnte das die BI-Vertreter nicht umstimmen.

Die Stimmung bei der DLRG ist, was einen Umzug nach Langenzenn angeht, selbst für deren Vorsitzenden Walter Schießl schwer einzuschätzen.

Die Stimmung bei der DLRG ist, was einen Umzug nach Langenzenn angeht, selbst für deren Vorsitzenden Walter Schießl schwer einzuschätzen.

Ein ganz anderen Aspekt brachte Unternehmensberater Udo Zill in Diskussion. Zill gilt als ein anerkannter Finanzfachmann in Wilhermsdorf. Er bezweifelte die Wirtschaftlichkeitsanalyse des Langenzenner Ingenieurbüros. Und er verwies auf die hohe Verschuldung in der Nachbarstadt. "Mit was für einem finanztechnisch nicht astreinen Partner haben wir es zu tun?", fragte er provokant. Doch Uwe Emmert konterte: "Wir wären dort kein Juniorpartner, wir kaufen nur Nutzungsrechte." Wohl auch, weil ein Wilhermsdorfer das aktuelle Gemeinderatsgremium bereits als "Totengräber des Hallenbads" brandmarkte, räumte Bürgermeister Emmert in seinem Schlusswort ein: "Es wird keine Lösung geben, die allen gerecht wird." Denn auch die 250 Gäste bei der Versammlung seien nur eine fünfprozentige Minderheit.

Punkte zum Schluss

Zum Schluss durften die Anwesenden Punkte verteilen: Grün für eine Kooperation mit Langenzenn, ein roter Punkt dagegen. Die Farbe Rot überwog eindeutig. Am Freitag, 21. Juli, wird der Wilhermsdorfer Marktgemeinderat die Entscheidung fällen, ob man mit den Nachbarn gemeinsame Sache macht. Rot oder Grün.

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