Wilhermsdorfs Rücklagen schmelzen

12.4.2017, 06:00 Uhr
Wilhermsdorfs Rücklagen schmelzen

© Foto: Wraneschitz

Das liegt vor allem am 30 Prozent größeren Ausgabevolumen des Vermögenshaushalts, in dem die Investitionen enthalten sind. Die Summe über 1,4 Millionen Euro soll in diverse Projekte fließen: In Kindertagesstätte, Josephstraße, Kircheneck, Breitbandausbau, Wasserversorgung, Hochwasserfreilegung und einige andere Baumaßnahmen mehr soll das Geld investiert werden.

Trotz der hohen Ausgaben sinkt die Pro-Kopf-Verschuldung auf 391 Euro. Doch das hat laut Emmert neben der Tilgung von Verbindlichkeiten auch mit dem Anwachsen der Bevölkerung zu tun. Und hier sieht der Bürgermeister die Crux: Mehr Bürger bedeutet zumeist auch mehr Kinder und das heißt, es müssen mehr U3-Betreuungsplätze her, die Emmert "als Kostentreiber" ausgemacht hat. Zuletzt lag die Gemeinde bei über 50 Geburten pro Jahr. Vorteil ist, dadurch könne die Grundschule immer zweiklassig laufen, stellte er fest.

Vor großen Herausforderungen

Gleichzeitig "muss man das Thema Generalsanierung Schule ernsthaft überlegen", gab er einen Ausblick und ergänzte: "Straßen, Infrastruktur, Kulturzentrum am Rathaus sind Herausforderungen, die man nur mit einer soliden Finanzlage stemmen kann."

Und an diesem Punkt schieden sich am Ende die Geister. Zwar lobten alle drei Fraktionen Verwaltung, Bürgermeister und Kämmerer für den Haushalt ohne neue Schulden. Doch den erreicht die Gemeinde nur, weil aus den Rücklagen fast 1,7 Millionen Euro entnommen werden sollen. 2014 hatte Wilhermsdorf noch fast fünf Millionen auf der hohen Kante, Ende 2017 werden es wohl nur noch 2,1 Millionen Euro sein.

Das ist für CSU-Sprecher Hans Peter Mahr "weiter reichlich". Deshalb ging er davon aus, "der Haushalt wird heute einstimmig verabschiedet". Wernhilde Mann (SPD) schätzte die Lage skeptischer ein: "Wir befürchten, wenn wir immer wieder auf Rücklagen zurückgreifen, muss man irgendwann auf Zuschüsse für Vereine und so weiter verzichten."

3. Bürgermeister Fritz Ruf (Freie Wähler) rechnete konkret vor: "Bürgerhaus eine Million, Hallenbad nicht unter zwei Millionen, alte Häuser sanieren kostet eine Million, fürs Gewerbegebiet ist eine Million Vorleistung nötig: Die fünf Millionen Euro haben wir nicht mehr. Und dann müssen wir eine Straßenausbaubeitragssatzung beschließen, 20 Jahre rückwirkend. Ich für meinen Teil möchte das nicht machen." Ruf und seine FW-Kollegin Betty Kilian lehnten den Haushaltsplan deshalb ab, der Rest der Ratsmitglieder stimmte dem Etat zu.

Zweifaches Ärgernis

Doch für CSU-Mann Mahr war die zweifache Ablehnung ein sichtliches Ärgernis: Zuerst im Finanzausschuss die Haushaltssatzung mit zu beschließen und sie dann im Gremium abzulehnen, da sei untragbar. Worauf sich Betty Kilian als FW-Vertreterin im Finanzausschuss rechtfertigte: Sie sei krank geworden nach der Sitzung, konnte sich mit ihren drei Fraktionskollegen deshalb nicht mehr beraten. Doch sie korrigierte Mahr deutlich: "Im Ausschuss beschließen wir den Haushalt nicht, wir beraten ihn nur vor."

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