Wir bilden die Liebe nach

Um Rezepte aller Art kümmern sich in diesen Wochen die Autoren der literarischen FN-Wochenreihe. Den lyrischen Abschluss macht, bevor in der nächsten Woche ein neues Thema naht, Tobias Falberg. 1976 geboren und in Oberasbach lebend, ist er als Lyriker mehrfach ausgezeichnet worden. Zuletzt überreichte ihm der Erlanger Oberbürgermeister den Literaturförderpreis 2013 der Kulturstiftung Erlangen. Die Jury würdigte dabei die „metaphernstarken Texte mit neuartigen Bildwelten und kühnen Sprachdetails“ des in der Edition Art Science erschienenen Gedichtbandes „Plastiniertes Gelände“.

Wir bilden die Liebe nach

Wimperntierchen am Lid stützen das Irisrund,
strudeln Blicke herbei, Paarungsreflexe, Glanz,
aus Mascara gegossen,
lang, geschwärzt und gebogen, die

Widerhaken in spe ankern am Gen, das wir
optimieren. Du kannst dich überzeugen, kannst
Pfirsichkörper betasten,
faltenfreie Verlockung sehn.

Auf Befehl wird er feucht, Pawlowscher Mund, gespritzt
mit Lipiden, mit Öl gleitend lackiert. Ein Film,
tollkirschsaftig im Auge,
dehnt Pupillen auf Sehnsuchtsmaß

für den Wespeneffekt: Schwarzgelber Leib, vom Druck
kleiner Zangen gereizt, löst die Erstarrung, stößt,
in das Schamhaar gehalten,
schnell die lustrote Schwellung an.

Durch die Räume pulsiert, mit Kokain versetzt,
Atemgas. Es erregt Nerven und Neugier. Bald
sind die Ängste verschwunden
und die Becken bereitgelegt

zur Vollendung. Ampere und ein paar mehr an Volt,
durch die Leisten geschickt, geben den letzten Kick
in die Arme der Forschung,
in die fröhliche Fruchtbarkeit.

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