"Wir dürfen uns nicht spalten lassen"

26.3.2017, 06:00 Uhr

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Herr Köninger, Ihr Vorgänger fühlte sich regelrecht düpiert, er hatte offensichtlich nichts geahnt. Was war da los bei der Vorstandswahl?

Köninger: Dazu möchte ich mich nicht mehr äußern. Siegfried Tiefel hat viel Zeit für den BBV aufgewendet, dafür muss man dankbar sein. Dem unbenommen muss sich so ein Verband auch mal erneuern dürfen. Ich werde mich hüten, über meinen Vorgänger zu reden.

 

Also gut, reden wir über Sie. Wäre es nicht fair gewesen, Ihrem Vorgänger zu signalisieren, dass er mit einem Gegenkandidaten rechnen muss?

Köninger: Ich hatte zwei Varianten. Die eine wäre gewesen, Wochen vorher meine Kandidatur anzukündigen und Stimmung gegen den Amtsinhaber zu machen. Die andere, die ich vorzog, war, es auf der Versammlung auf mich zukommen zu lassen. Aber ich mag nicht mehr nachkarteln.

 

Landwirtschaft im Fürther Raum ist ein weites Feld, womöglich auch ein schwieriges: Milchviehhalter und Getreideanbauer einerseits, Spargel- und Gemüsebauern andererseits. Wie wollen Sie deren Interessen unter einen Hut bringen?

Köninger: Ich sehe das nicht als schwieriges Terrain. Wir dürfen uns da nicht spalten lassen. Im Grunde geht es allen ums Gleiche: Wer Gemüse oder Erdbeeren produziert, bewirtschaftet sein Land draußen sicher genauso gut wie der klassische Landwirt, egal er ob Mais für Biogasanlagen oder wie ich Futterpflanzen fürs Milchvieh anbaut. Das birgt eine Vielfalt, die das Fürther Land auch auszeichnet und viel Potenzial für die Direktvermarktung liefert. In Ballungsraum-Nähe ist das ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Auch wenn es bereits über 30 Hofläden gibt, ist auf dem Markt sicher noch mehr drin. Ich suche das Miteinander und will jeden Betrieb mitnehmen.

 

Nach Ihrer Wahl haben Sie gesagt, immer mehr Kollegen fühlten sich vom BBV in ihren Sorgen und Nöten nicht ernst genommen, was meinten Sie damit?

Köninger: Das ist nicht nur Thema unseres Kreisverbands. Im BBV ist das Meinungsspektrum sehr breit. Da hilft nur, die Diskussion möglichst breit zu fächern, so dass alle eingebunden sind. Nehmen wir das Beispiel Milch: Es gibt wohl kaum ein anderes Produkt, das kontroverser diskutiert wird. Die einen wollen zurück zur Milchquote. Frag’ ich andere, vor allem die Jungen, heißt es: Auf keinen Fall wieder eine Mengenregulierung. Aber einen guten Milchpreis wollen alle, nur ist das die Quadratur des Kreises. Verfällt er wie im Vorjahr, wird das dem Verband angekreidet, obwohl der Spielball da bei ganz anderen, allen voran bei den großen Handelsorganisationen liegt. Deren aktuelle Bestrebungen, Milch aus Anbindeställen als solche zu deklarieren, wäre des Todesstoß für die meisten kleinen Betriebe.

Wieso?

Köninger: Die Milch von den 15 Kühen, die mein Nachbar als Nebenerwerbslandwirt im Anbindestall hält, ist sicher nicht schlechter als die von meinen 100 Kühen im Laufstall. Aber wenn der nach zwei Jahren, die er wegen der Milchkrise nichts mehr verdient hat, noch weniger kriegen soll und sich dann auch noch der öffentlichen Kritik wegen nicht artgerechter Tierhaltung ausgesetzt sieht, ist doch klar, dass er sich fragt, warum tu’ ich mir das an — und hinschmeißt. Dabei wäre das genau der Betrieb, der dem verklärten Bild von der kleinen, überschaubaren Einheit, die mit Herzblut betrieben wird, noch am nächsten kommt. Auch wenn das der Realität von heute nicht entspricht. Mit 20 Kühen lässt sich schon lange keine Familie mehr ernähren.

 

Wie geht es der Landwirtschaft im Fürther Land denn generell?

Köninger: Der Viehbestand geht immer mehr zurück. Gäbe es die Hotspots in Langenzenn und Wilhermsdorf nicht, sähe es mau aus. Am drängendsten aber ist der massive Flächenverbrauch bei uns im Landkreis Fürth: In Roßtal etwa wurden jetzt 90 Hektar für Wohnbebauung und die Sportmeile ausgewiesen, sie sind für die landwirtschaftliche Nutzung verloren. Im Landkreis Fürth muss man sich grundsätzlich überlegen, wo man hinwill. Geht es so weiter, ist kein Platz mehr für die Landwirtschaft.

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