Wasserstreit gegen Faber-Castell: "Wir werden Daten sammeln"

21.6.2018, 13:00 Uhr
Wasserstreit gegen Faber-Castell:

© Foto: Thomas Scherer

Der Verband hatte versucht, die vom Landratsamt Fürth genehmigte Bohrung dreier Tiefbrunnen beim Wolfgangshof in Anwanden zu verhindern, die das ohnehin geringe Grundwasservorkommen anzapfen würden. Die Bauern fürchten um ihre Ernteerträge. Wie es nun weiter geht, darüber sprechen Wolfgang Kleinlein und Matthias Schindler vom Verband sowie der Weitersdorfer Landwirt Harald Beck, der privat geklagt hatte, im Interview.

Wie werten Sie das Urteil des VGH?

Wolfgang Kleinlein: Wir hatten schon die Hoffnung, dass der Verwaltungsgerichtshof eine Berufung gegen das aus unserer Sicht grenzwertige Ansbacher Urteil zulässt. Das bezieht sich nicht nur auf das Zusammenspiel des Fürther Landratsamtes und der Anwälte von Faber-Castell, sondern auch auf die beiden widersprüchlichen Gutachten mit Blick auf die Konsequenzen für das geringe Grundwasservorkommen.

 

Sie sprechen damit die befristete Genehmigung für die Brunnenbohrung an, die erst kurz vor der Verhandlung vom Landratsamt nachträglich verlängert wurde. Ihr Experte hielt die Grundwasserentnahme von 45000 Kubikmetern im Jahr, die nur für 15 Hektar reichen würde, für gravierend, das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg dagegen für gering.

Kleinlein: Genau. Und diesen Widerspruch wollten wir mit einer weiteren Expertise klären lassen. Das wurde aber bereits in Ansbach mit Blick auf eine mögliche Berufung verworfen. Doch dazu wird es nun nicht kommen. Der VGH hat die Fristverlängerung als rechtlich zulässig eingestuft. Durch die Genehmigung, hieß es, werden wir als Verband nicht in unseren eigenen Rechten verletzt.

 

Bliebe als letzter Schritt noch eine Verfassungsbeschwerde.

Kleinlein: Auf einer Vorstands- und Ausschusssitzung haben wir beschlossen, diesen Schritt nicht zu gehen. Die Erfolgsaussichten sind zu gering.

Was ist im Moment am Wolfgangshof Stand der Dinge?

Kleinlein: Die drei Brunnen wurden als Versuchsbohrung angelegt, die müssten noch ausgebaut werden. Außerdem braucht es ein etwa zwei Fußballfelder großes Wasserbecken als Puffer, da die Förderung der Brunnen mit drei Litern pro Sekunde zu gering wäre, um die Felder des Landwirtes aus dem Knoblauchsland, der die Flächen von Faber-Castell gepachtet hat, während der Aufwuchszeit zu bewässern. Aktuell wächst dort Rhabarber. Nach Aussagen von Faber-Castell wird derzeit nicht bewässert.

Harald Beck: Das kann ich bestätigen. Ich fahre regelmäßig dort vorbei zu meinen Feldern. Es hat sich nichts weiter getan. Faber-Castell würde jedoch bei einer Bewässerung einen mehrfachen Pachtzinsertrag erhalten.

 

Und jetzt warten Sie ab. Oder gäbe es nicht doch noch eine andere Lösung, von der sowohl der Pächter als auch Ihre Verbands-Mitglieder profitieren könnten?

Kleinlein: Es gab Gespräche mit den derzeit Verantwortlichen der Faber-Castell’schen Vermögensverwaltung. Auch nach der VGH-Entscheidung ist es das erklärte Ziel, nach Möglichkeit, eine einvernehmliche Lösung mit dem Verband zu finden.

 

Der Wasser- und Bodenverband, bei dem Faber-Castell das Mitglied mit den meisten Flächen ist, könnte selbst auch bewässern, tut das aber seit Jahren nicht. Warum?

Kleinlein: Weil zu wenig Grundwasser vorhanden ist. Deswegen hat das Wasserwirtschaftsamt uns gegenüber eine Grundwasserentnahme ausgeschlossen.

 

In Ansbach hörte sich das seitens der Behörde anders an. Lassen Sie jetzt alle Aktivitäten ruhen?

Kleinlein: Wir werden jetzt Daten sammeln, um die Entwicklung zu dokumentieren. Die Stadt Oberasbach hat bei Rehdorf eine Wassermessstelle im Asbach eingerichtet. Es gibt Landwirte, die die Niederschlagsmengen protokollieren. Außerdem wollen wir uns mit dem Roßtaler Hobby-Meteorologen Tobias Volgnandt in Verbindung setzen.

 

Gäbe es überhaupt irgendwelche Möglichkeiten in Sachen Bewässerung?

Kleinlein: Man müsste Wasser aus der Rednitz zu unseren Äckern heraufpumpen. Eine Art der Bewässerung, wie sie auch im Knoblauchsland durchgeführt wird.

Beck: Das wäre aber ein finanzieller Kraftakt, es kommt darauf an, wie viele Landwirte Interesse hätten. Und natürlich, wie sich die Landwirtschaft verändert. Bleibt es beim Getreideanbau oder kommt vielleicht mehr Gemüse? Fakt ist: Gemüse braucht schon wegen der Anforderung der Supermärkte immer ausreichend Wasser. Da muss schließlich alles gleich aussehen.

Matthias Schindler: Die Frage ist generell, wie es weiter geht: Vielleicht kommen in einem nächsten Schritt Gewächshäuser? Und welche Probleme es dann mit den Bürgern gibt, hat man vor noch nicht allzu langer Zeit in Obermichelbach gesehen.

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