Wolf Butterback baut Standort Fürth aus

20.10.2016, 14:29 Uhr
Wolf Butterback baut Standort Fürth aus

© Foto: Firma

Aktuell werden in dem zum Oetker-Konzern gehörenden Unternehmen, an dessen Spitze ein Geschäftsführer-Trio steht, auf elf Fertigungslinien süße und herzhafte Gebäckstücke vom Croissant bis zum Krapfen hergestellt. Tag für Tag entstehen in Fürth aus 20 Tonnen Markenbutter und 50 Tonnen Mehl, wie es heißt, 1,167 Millionen Teiglinge.

Wolf Butterback - laut Geschäftsführer Christian Tomasch Marktführer bei Plunder und Croissants in Deutschland - beliefert im wesentlichen Bäckereien und Hotels im In- und Ausland mit 150 Produkten. Exportiert werden sie in 20 Länder, darunter Skandinavien, Russland, die Türkei und Japan. Zu den Abnehmern zählt auch eine Fluggesellschaft. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 500 Menschen, davon 440 in der Produktion. Das neue Werk und ein zweites, 40 Meter hohes Hochregallager mit 8700 Palettenstellplätzen lässt sich die Firma 30 Millionen Euro (Gebäude und Gebäudetechnik) kosten, wie Geschäftsführer Axel Dirschner sagt, hinzu kommen 20 Millionen Euro für die Ausstattung. Wie berichtet, wurde auf dem Gelände an der Magazinstraße zuletzt ein neues Sozialgebäude für bis zu 800 Mitarbeiter hochgezogen.

Wenn das Werk 3, wie geplant, im Frühjahr 2018 seinen Betrieb aufnimmt und dort sukzessive auf weiteren sechs Fertigungslinien gearbeitet wird, wächst die Belegschaft nach Dirschners Worten um weitere 200 Personen. Für zwei Drittel der neuen Stellen brauche die Firma ungelernte Arbeitskräfte, also Leute, die unter der Aufsicht von Bäckermeistern beispielsweise Quarktaschen falten, Käsezwirbel drehen, Gebäckstücke mit Mandeln bestreuen oder Teiglinge verpacken.

Wolf Butterback baut Standort Fürth aus

© Horst Linke

Oberbürgermeister Thomas Jung begrüßte die Expansion der Firma, die Bäckermeister Erwin Wolf 1992 in einer Garage in Stein gegründet hatte und die im September 2000 mit gerade mal 50 Mitarbeitern von Nürnberg nach Fürth umgezogen war. "Wir sind nach wie vor nur begeistert", sagte der OB. Denn: Bei Wolf Butterback, das mit künftig 700 Beschäftigten zu den Top Five unter Fürths Arbeitgebern zähle, gehe es "immer nur um Erweiterung, nie um Krisen". Und weil "ein Großteil der Fürther Bevölkerung keine hochqualifizierte Ausbildung" habe, sei ein Unternehmen wie dieses "existenziell für die Menschen hier und auch für die Stadt Fürth". Wirtschaftsreferent Horst Müller schwärmte von Wachstumsraten "chinesischer Ausmaße" und von einer "Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht".

Wolf Butterback baut Standort Fürth aus

© Foto: Horst Linke

Am Tag vor dem Spatenstich, am Mittwoch, hatten rund 100 Beschäftigte von Wolf Butterback im Rahmen eines Warnstreiks vor den Werkstoren demonstriert. Nach Jahren ohne Tarifbindung fordern sie mehr Lohn und eine tarifvertragliche Regelung ihrer Arbeitsbedingungen. Zu dem Streik aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nach fünf Verhandlungsrunden ohne Aussicht auf eine Einigung.

OB Jung kommentierte den Streik mit den Worten: "Dass es Tarifauseinandersetzungen gibt, gehört zu unserem Land." Das müssten die Tarifparteien untereinander ausmachen, der Staat habe sich da herauszuhalten. "Und so halten wir es hier auch." Geschäftsführer Tomasch sagte, sein Unternehmen habe "immer über dem Mindestlohn bezahlt" und setze "auch den Manteltarifvertrag des Bayerischen Bäckerhandwerks um". Im laufenden Tarifstreit gibt es laut Tomasch seit 7.Oktober "konkrete Angebote von beiden Seiten", am 26. Oktober stünden die nächsten Tarifverhandlungen an. Betriebsratsvorsitzender Ümit Kosak hatte zuvor beklagt, dass ein Großteil der Belegschaft vom Lohn nicht leben könne und deshalb beim Arbeitsamt aufstocken müsse. Die anderen Arbeitnehmer müssten sich mit Nebenjobs über Wasser halten.

Ein Ende des Wachstums von Wolf Butterback ist nicht in Sicht. Die 50-Millionen-Investition gilt einem „ersten Bauabschnitt“, ein zweiter soll nach 2020 folgen. Wie  Tomasch erläuterte, floriert das Geschäft mit den Teiglingen weltweit. Hierzulande nutze das Bäckerhandwerk mit seinen Nachwuchsproblemen die Produkte aus Fürth gern, um einen Teil des eigenen Sortiments abzudecken. International wiederum genieße  das deutsche Bäckerhandwerk „hohes Ansehen“. Die   Folge:  Teiglinge made in Germany  gehen offenbar weg wie warme Semmeln. Tomasch rechnet damit, dass sich der Exportanteil von jetzt 25 Prozent bis zum Jahr 2023 verdoppelt.

 

 

 

 

 

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