Wolfsgrubermühle: Berufsschule hat Interesse

29.10.2016, 10:00 Uhr
Wolfsgrubermühle: Berufsschule hat Interesse

© Archivfoto: Johnston

Ortwin Mihatsch leitet die Ludwig-Erhard-Schule (LES) erst seit zwei Jahren, aber über ihre Vergangenheit wusste er sehr schnell Bescheid. Zum Beispiel darüber, dass schon sein Vorvorgänger die Stadt schriftlich gebeten hat, sie möge das marode Schulgebäude in der Theresienstraße abreißen und durch einen Neubau ersetzen.

16 Jahre ist das her, sagt Mihatsch. Seitdem hat sich der Zustand des Hauses, Baujahr 1964, nicht gebessert, im Gegenteil. Eingangshalle, Treppenhäuser, Klassenzimmer und Mobiliar seien verbraucht und abgenutzt. Durch die Fenster ziehe der Wind, was gerade für die Schüler unangenehm sei, die daneben sitzen, und der Hausmeister müsse in der kalten Jahreszeit wöchentlich an der Heizung herumdoktern, damit sie funktioniert.

Hinzukomme die Raumnot: Die Schülerzahlen steigen. Zum einen, weil dank Neuer Mitte, Hornschuch-Center und Forum Stein mehr Einzelhandelskaufleute und Verkäuferinnen ausgebildet werden. Zum anderen, weil inzwischen fünf Flüchtlingsklassen an der LES unterrichtet werden. Als Ausweichquartier dient seit September der Containerbau an der Kapellenstraße. Dort, wo zuletzt die Rosenschüler ausquartiert waren, belegt die LES acht Klassenzimmer.

Küchen nehmen Platz weg

Dabei hat die LES sogar genügend Räume, sie können aber nicht genutzt werden. In vier von fünf Etagen gibt es große Küchen aus der Zeit, als noch Hauswirtschaft unterrichtet wurde. Sie müssten zu Klassenzimmern umgebaut werden, das Rathaus will vor einer Generalsanierung aber kein Geld für Einzelmaßnahmen in die Hand nehmen. Die Frage ist nur: Wann kommt die Generalsanierung?

Für 2017 hatte die Stadt der LES die Architektenausschreibung für das Projekt angekündigt, 2018 hätte der Architekt anfangen sollen zu planen, damit 2019 die Bagger rollen. Vor einigen Wochen erhielt Mihatsch aber einen Anruf aus dem Rathaus: Alles werde sich um mindestens ein Jahr verschieben.

Aufmerksam verfolgt der Oberstudiendirektor deshalb die Diskussion um den geplanten Neubau für das Schliemann-Gymnasium, den ein Teil der Schulfamilie gar nicht will: Die Tradition wiegt für sie schwerer. Mihatsch kann diese Haltung nur bedingt verstehen. Er würde den Neubau mit Kusshand nehmen. Das sei für Schüler und Lehrer allemal besser, als jahrelang auf einer Baustelle lernen bzw. lehren zu müssen.

Diese Meinung teilt Bürgermeister und Schulreferent Markus Braun. Er räumt aber ein, dass sich die Pläne für die Wolfsgrubermühle bislang allein aufs Schliemann fokussieren. „Bisher haben wir das nicht ernsthaft für eine andere Schule in Betracht gezogen.“ Dass sich die LES nun selbst ins Spiel bringt, registriert er schmunzelnd und durchaus mit Verständnis. Die Innenstadtlage, die Anbindung an den ÖPNV: „Der Standort ist attraktiv.“

Braun beteuert, andere Schulen müssten sich nicht sorgen, wegen des Schliemann-Neubaus ins Hintertreffen zu geraten. „Dieses Projekt verdrängt nicht alles, auch andere haben ihre Notwendigkeit und Dringlichkeit.“ Angesichts des benötigten Vorlaufs könnten die Arbeiten ohnehin „frühestens in fünf Jahren“ beginnen.

Dass sich die LES ein weiteres Jahr gedulden muss, hat Braun zufolge keine finanziellen Gründe. Schuld sei die Fülle der Aufgaben, die das Baureferat nicht alle zugleich stemmen könne. Aktuelle Beispiele: Die Sanierung der Farrnbachschule liegt in den letzten Zügen, die Grundschule Vach benötigt zwei weitere Klassenzimmer in Modulbauweise, das Hardenberg-Gymnasium bekommt neue naturwissenschaftliche Räume und die Toiletten der Grundschule Frauenstraße müssen saniert werden.

Höchster Sanierungsdruck

Prioritäten zu setzen, sei legitim und notwendig, sagt Berufsschulleiter Mihatsch. Wenig Verständnis hat er aber dafür, dass sich die öffentliche Diskussion zumeist um Gymnasien und Realschulen drehe; dabei würden die drei Berufsschulen in Fürth doch von insgesamt 4500 Schülern besucht.

Weil die B1 in der Fichtenstraße bereits vor einigen Jahren mit Millionenaufwand saniert wurde und die Martin-Segitz-Schule (B3) noch nicht so alt ist, habe seine Ludwig-Erhard-Schule (B2) mit Abstand den höchsten Sanierungsdruck, betont Mihatsch, der nicht noch länger warten möchte. Es sei denn, die Stadt würde ihm einen Neubau an der Wolfsgrubermühle versprechen.

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