Zickenreigen unterm Christbaum

21.3.2014, 00:00 Uhr
Zickenreigen unterm Christbaum

© Martin Bartmann

Gleichberechtigung? Aber selbstverständlich auch auf der Bühne! Klaus Hoffmann, Chef und Regisseur der Bühne Erholung 27, klingelten die Ohren ob des Gegenwindes nach dem Stück „Crazy“. Das war mit fünf Männern besetzt. Prompt forderte die weibliche Crew der ältesten Fürther Amateurtheaterbühne als nächste Produktion ein Werk mit eindeutig femininer Schlagseite.

Da musste Hoffmann erst mal tief durchatmen und sich dann auf die Suche machen: Mit dem Kriminalstück „Acht Frauen“ von Robert Thomas fand er eine Drama-Groteske, die den Talenten seiner Darstellerinnen reichlich Raum zur Entfaltung bietet — nämlich acht Talenten.
Der 1989 in Paris verstorbene Autor hat sich als Ort der Handlung einen abgelegenen Landsitz im weihnachtlich verschneiten Frankreich ausgedacht. Eine Großfamilie feiert die stille Zeit, man verteilt Geschenke, plaudert, freut sich des Lebens. Noch hält die Idylle, doch wo bleibt Marcel, Herr des Hauses und Hahn im Korb? Der einzige Mann ist nicht präsent, aber in aller Munde. Die Antwort erschreckt: Marcel ist tot, ermordet.

Der Täter — oder vielmehr: die Täterin — hat ihn rücklings im eigenen Bett erdolcht. Die scheinbar heile Welt ist aus den Fugen. Schnell wird klar, dass eine der anwesenden Frauen die Tat begangen haben muss. Jede von ihnen hat ein Motiv, den Familienpatriarchen um die Ecke zu bringen.
Die bürgerliche Fassade beginnt zu bröckeln. Dunkle Geheimnisse kommen ans Tageslicht, auf dem eingeschneiten Landsitz verdächtigt man einander gegenseitig, die acht Frauen zeigen ihr wahres Gesicht. Das Nervenspiel endet in einem verblüffenden Finale.
„Acht Frauen“ wurde 1961 uraufgeführt, doch erst 2002 eroberte das Theaterstück in François Ouzons fürstlich besetzter Filmversion, unter anderem mit Catherine Deneuve, Fanny Ardant, Isabelle Huppert und Danielle Darrieux, die Herzen einer großen Fangemeinde; allein hierzulande sahen über 2,1 Millionen Zuschauer Ouzons Werk. Zahlreiche Filmpreise, darunter der Silberne Bär der Berlinale, rundeten diesen Erfolg ab. In der Kategorie „Bester ausländischer Film“ war „Acht Frauen“ für den Oscar 2003 nominiert, bekam ihn aber nicht.

„Die reinsten Engel“

Mit bewährten und neuen Bühne-Erholung-Darstellerinnen ging Regisseur Hoffmann an die Besetzung des Stücks, die ihn sicher einiges Kopfzerbrechen und viel Geduld kostete. Doch nach fünf Monaten intensiver Einstudierungszeit zeigt sich der Chef sehr zufrieden: „Trotz vorheriger Bedenken freue ich mich darüber, das Stück inszeniert zu haben. Im Gegensatz zu den etwas seltsamen Frauen im Krimi waren meine Mädels in den Proben die reinsten Engel. Es hat Spaß gemacht, mit ihnen zu arbeiten.“
 Den köstlichen Zickenkrieg führen in Fürth Bianca Otto, Elke Pusl, Laura Beyer, Susanne Lauterbach, Brigitte Riemann, Johanna Eberle,  Edith Wendler sowie die Jungchargen Tabea Mewis und Laura Leicht, die in ihrer Rolle abwechselnd auf der Bühne stehen.

„Acht Frauen“: Premiere heute, 19.30 Uhr, Grüner Baum (Gustavstraße 34). Weitere Termine: 22./28./29. März (19.30 Uhr), 20. März (15 Uhr), 4./5. April. Im Bürgerhaus Tuchenbach (Birken-/Ecke Bergstraße) am 10. Mai (20 Uhr). Karten (14/11 Euro) im FN-Ticket-Point (Rudolf-Breitscheid-Straße 19, Tel. 7798728) und an der Abend-/Tageskasse.
 

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