Zirndorf ist ein sicheres Pflaster

3.5.2016, 06:00 Uhr
Zirndorf ist ein sicheres Pflaster

© Thomas Scherer

Dem nordrhein-westfälischen Innenministerium zufolge hatten 68 der 153 Tatverdächtigen von Köln Asyl beantragt, was die Vorverurteilung noch schürte. Im Stadtrat haben Sie gesagt, solche Situationen müssten Frauen in der Bibertstadt nicht fürchten, warum?

Roland Meyer: Vergleichbare Vorfälle wurden im Landkreis Fürth nicht bekannt. Und es gibt diesbezüglich keinen Anlass zur Sorge: Mittlerweile geht man davon aus, dass für die Übergriffe in Köln hauptsächlich Tatverdächtige aus den Maghrebstaaten verantwortlich waren. Doch für Algerien, Marokko und Tunesien ist die ZAE Zirndorf nicht zuständig.

Sexualdelikte scheinen in Ihrer Statistik ohnehin nur am Rande auf.

Meyer: Wir hatten sieben Sexualdelikte, in drei waren Asylsuchende verwickelt: In einem Fall hat ein schwer testosterongesteuerter Jugendlicher im Bibertbad eine junge Frau „angeschwommen“, was als sexuelle Belästigung zu sehen ist. In einem zweiten ist es tatsächlich zu unsittlichen Berührungen gekommen. Und in einem Fall war eine Frau in einer Flüchtlingsunterkunft das Opfer.

Entscheidend für das Sicherheitsempfinden der Bürger sind Straftaten im öffentlichen Raum. Was sagt die Statistik dazu?

Meyer: Insgesamt wurden in Zirndorf 86 Körperverletzungs-Delikte aktenkundig, auf Straßen und Plätzen waren es 46. In 24 Fällen waren Asylsuchende die Angreifer, aber uns ist kein Fall bekannt, in dem ein Zirndorfer zu Schaden gekommen wäre. Es wurden zwar drei Deutsche in Mitleidenschaft gezogen, aber das war berufsbedingt: Zwei Security-Männer wurden im Umfeld von Unterkünften im Rahmen ihrer Tätigkeit angegangen, ein Polizist wurde bei einer Festnahme nach einer Straftat, der sich der Betroffene widersetzte, leicht verletzt. In allen anderen Fällen sind Asylsuchende in den Unterkünften aneinandergeraten. Generell waren gefährliche Körperverletzungen, von ihnen sprechen wir, ist eine Waffe im Spiel, die absolute Ausnahme. Auch bei Raubdelikten, die die Menschen besonders ängstigen, sehen wir uns auf einem guten Weg. Wir mussten nur in drei Fällen ermitteln, in keinem wurde jemand schwer verletzt. Und in keinem Fall war ein Asylsuchender verwickelt.

Im Landkreisvergleich weist Zirndorf die mit Abstand höchste Zahl an Straftaten auf. Trotzdem wertet Bürgermeister Thomas Zwingel die Kriminalstatistik 2015 als Beleg dafür, dass sich die Zirndorfer sicher und gut aufgehoben fühlen können in ihrer Heimatstadt. Wie das?

Meyer: Wird ein Flüchtling von uns aufgegriffen, müssen wir ihn wegen illegalen Aufenthalts anzeigen, weil das gesetzlich so vorgeschrieben ist, auch wenn dass Verfahren in der Regel eingestellt wird. Schließlich kann man von jemandem, der vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat flieht, kaum verlangen, dass er zuvor noch aufs Amt geht, um sich gültige Papiere zu besorgen. Zu solchen Delikten, 2015 waren es 384, kommt es nur im Umfeld der ZAE. Das treibt Zirndorfs statistischen Wert der sogenannten Häufigkeitszahl — die Straftaten hochgerechnet auf 100 000 Einwohner — weit über den Durchschnitt hoch. Um diese aufenthaltsrechtlichen Verstöße bereinigt, bewegen sich die Zirndorfer aber auf sehr sicherem Pflaster.

Trotzdem kommt Zirndorf auch dabei vergleichsweise schlecht weg...

Meyer: Die Straftaten in Zirndorf sind binnen Jahresfrist von 1386 auf 1077 zurückgegangen. Dass dieser Wert um mehr als das Doppelte über dem von Stein oder Oberasbach liegt, ist auch auf die Masse von Menschen, die 2015 in der ZAE registriert wurden, zurückzuführen. Seit 2009 hat sich ihre Zahl von 2500 auf über 25 000 Ende 2015 verzehnfacht. 7000 Asylbewerber mehr als im Vorjahr wurden damit in der ZAE registriert, trotzdem konnten wir einen deutlichen Rückgang bei den von Asylsuchenden abseits des Aufenthaltsrechts begangenen Straftaten von 496 auf 226 verzeichnen. Das Gros davon waren 60 Eigentumsdelikte, darunter 43 Ladendiebstähle. In den anderen 17 Fällen haben sich die Asylsuchenden untereinander bestohlen. Den exorbitanten Rückgang bei den Ladendiebstählen führen wir auch darauf zurück, dass sich die Nationalitäten in der ZAE verändert haben: Osteuropäer rund um Georgien sind weniger geworden und Menschen aus den Balkanländern werden mittlerweile direkt über die Ausreisezentren in Bamberg und Manching zurückgeführt.

Dann wäre da noch der Exhibitionist, der zum Jahreswechsel sein Unwesen in der Bibertstadt trieb. Von Zeugen wurde er als eher dunkler Typ beschrieben, was den Schluss auf eine nichtdeutsche Nationalität nahelegte.

Meyer: Wir haben Ende Januar auf Basis der Beschreibungen einen Tatverdächtigen ermittelt und er war definitiv kein Asylbewerber, allerdings als Bulgare nicht deutschstämmig, aber mit einem Pass aus einem EU-Land regulär in Zirndorf gemeldet. Dass er nach mehreren Tagen U-Haft wieder auf freien Fuß gesetzt werden musste, hat für viel Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Für die Taten kommt er unserer Einschätzung nach durchaus in Frage, bei der Mehrzahl gilt er als dringend tatverdächtig. Tatsache ist, dass es seit dessen Festnahme zu keinen neuen Vorfällen kam. Das war für uns das Wichtigste.

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