Zirndorfs Ausländerlobby vor Neustart

24.5.2017, 06:00 Uhr
Zirndorfs Ausländerlobby vor Neustart

© Archivfoto: Riemann

Ausgehend von den Erfahrungen der letzten Jahre soll die Verwaltung einen Satzungsentwurf erstellen, der es erlaubt, das Gremium nicht direkt von den aktuell rund 2200 volljährigen Zirndorfern mit ausländischer Staatsangehörigkeit wählen zu lassen, sondern vom Stadtrat zu berufen. Bereits bei den zurückliegenden Wahlen habe sich gezeigt, dass die Wahlbeteiligung im unteren einstelligen Bereich "recht überschaubar" gewesen sei. Nur "mit viel Mühe" seien überhaupt so viele Kandidaten für das Ehrenamt gefunden worden wie Sitze zu vergeben waren.

Ob Hieu Giang, seit 2013 Vorsitzender von Zirndorfs Lobby für ausländische Mitbürger, noch einmal mitmischt, ließ er nach seinem Bericht in der jüngsten Stadtratssitzung offen. Denn der Integrationsbeirat sei doch wesentlich mehr als der Organisator des Fests des Kulturen im Zimmermannspark, wenngleich das sicherlich das öffentlichkeitswirksamste Ereignis sei. Hinter den Kulissen sei in den zurückliegenden zwei Jahren weit mehr über die Bühne gebracht worden als zwei Kulturfeste, erklärte er. Als da wäre beispielsweise ein Dolmetscher-Netzwerk, das in Kooperation mit dem Landratsamt entstanden ist und in dem mittlerweile über 30 ehrenamtliche Übersetzer engagiert sind. Oder ein Selbstverteidigungskurs für auffallend schüchterne Mädchen mit Migrationshintergrund an der Mittelschule Zirndorfs.

Dann sind da die regelmäßigen Öffnungszeiten des Büros für Ratsuchende (jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 16 bis 18 Uhr im Gebäude rechts neben dem Rathaus), die zu besetzen sind oder punktuelle Einsätze etwa, um zugereiste EU- Bürger bei der Einbürgerung und Eingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen. Oder die Organisation des Gastspiels vom Hope-Theater Nairobi an der Realschule Zirndorf, einer sozial-politischen Theatergruppe, die 2009 mit westlicher Hilfe entstand, um jungen Erwachsenen aus den großen Armenvierteln der kenianischen Metropole eine Zukunftsperspektive zu geben. Darüber hinaus war Giang bei unzähligen Veranstaltungen im Namen Zirndorfs vertreten, bei denen es um Integration oder die Rechte ausländischer Mitmenschen ging.

"Das Problem ist die Zeit, die so ein Ehrenamt benötigt, Berufstätigkeit und Ehrenamt verträgt sich nicht", so Giang. Was auch der derzeitige Integrationsbeirat zeigt: Dessen Mitgliederstärke zeichnet sich nicht gerade durch Kontinuität aus. Als der Jüngste 2013 für vier Jahre an den Start ging, zählte er noch die vorgeschriebenen neun Personen, mittlerweile ist ihre Zahl, überwiegend aus privaten Gründen, auf fünf geschrumpft. Auch das Vorgängergremium, das sich aufgrund interner Querelen vorzeitig auflöste, konnte nur die gerade erforderliche Anzahl von Bewerbern an den Startblock stellen. Bereits damals hatte der Stadtrat die Ausländerbeiräte per Beschluss bestellt.

"Nur wie für das Amt motivieren?", fragte Anton Gebert von der CSU. Könnte die Stadt eine Zusage etwa für eine Aufwandsentschädigung in Aussicht stellen, wäre das etwas, woran man auch eine Verpflichtung knüpfen könnte, entgegnete Giang. "Aber dann müssten wir alle ehrenamtlich besetzten Institutionen der Stadt wie etwa auch den Seniorenbeirat gleich behandeln", gab Zwingel zu bedenken. Und das würde die ohnehin schon schwer angeschlagene Stadtkasse weiter belasten, noch dazu mit einer freiwilligen Leistung, die zu kürzen Zirndorf seit Jahren von der Rechtsaufsicht angehalten wird.

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