Zu Lasten der Eltern

18.5.2012, 13:00 Uhr

Als „harten Tobak“, bezeichnet Anton Gebert, CSU, den Packen Papier. „Sollen wir etwa uneingelesen alles durchwinken?“, fragt er. Sein Fraktionschef Jürgen Grötsch kritisiert in Anspielung auf Bürgermeister Thomas Zwingels Reaktion, die Sitzung gleich komplett zu vertagen: „Wenns‘d an Piep sagst, macht er sofort auf beleidigt“. Und Wolfram Schaa (Grüne) vermutet Taktik hinter dem Vorgehen: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Projekte durchgehen, ist größer, wenn so kurzfristig informiert wird, weil sich keiner vor großer Runde die Blöße geben will, etwas nicht verstanden zu haben.“

Als Affront, nicht nur ihm und seinen Mitarbeitern, sondern auch den geladenen Fachleuten gegenüber, wertet dagegen Bürgermeister Zwingel den Schritt, die Tagesordnung mehrheitlich abzulehnen. Schließlich hätten die Stadträte Ende April genau das gefordert, was jetzt geplant war: die Experten einzuladen und über die Kostensteigerung bei dem Mammutprojekt der Kindertagesstätte in der Schützenstraße zu beraten.

Dann hätte auch klargestellt werden können, dass die von Grötsch in der April-Sitzung genannte Anfangskalkulation von 2,6 Millionen Euro nicht stimmte. Die erste Schätzung lag bei 3,3 Millionen Euro. Dass diese Zahl wegen des sehr frühen Planungsstadiums mit einem erheblichen Unsicherheitsfaktor belastet gewesen sei, habe Bauamtsleiter Klaus Bierwagen damals ausdrücklich betont. So nachzulesen im fraglichen Sitzungsprotokoll, erklärt Zwingel. Wie berichtet, hatte es wegen der Kostensteigerung auf 4,25 Millionen Euro erhebliche Differenzen gegeben.

„Da betreiben wir einen Riesenaufwand, um alle Fachleute herzukriegen, und dann das“, empört sich Zwingel. Dass die Architekten die Zeit, die sie unnütz nach Zirndorf kamen, nicht in Rechnung stellen, brauche keiner glauben. Und: „So wird Geld in den Gulli gekippt.“

Wenig Verständnis für den Eklat zeigt auch Gabi Bohrer, Geschäftsführerin des Familienzentrums, dass die Trägerschaft für das große Kinderhaus mit zwei Kindergarten-, zwei Hort- und drei Krippengruppen übernehmen soll: „So werden politische Reibereien auf dem Rücken der Eltern ausgetragen“, findet sie. Bohrer fürchtet um die Realisierung der Einrichtung. Denn den hohen Fördersatz von bis zu 80 Prozent für Krippen gibt es nur für Neubauten, die bis zum 1. August 2013, dem Stichtag, ab dem der Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz auch unter Dreijähriger gilt, fertig sind.

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