Zurück in die Sechziger mit Humor und Selbstironie

20.4.2014, 12:00 Uhr
Zurück in die Sechziger mit Humor und Selbstironie

© Martin Bartmann

Manch prominenter amerikanische Name klingt auf Deutsch nicht unbedingt vorteilhaft. Johnny Depp kann ein Lied davon singen. Tony Spinner auch. Aber Tony singt nicht nur sein Lied, er spielt obendrein Gitarre. Als zweiter Gitarrist hat er die Band Toto einige Jahre lang begleitet. Aber Stadionrock und konformes Zeug liegen ihm nicht. Viel wohler fühlt sich Tony Spinner, wenn er das spielt, womit er aufgewachsen ist: Chuck Berry, Alvin Lee, Jimi Hendrix.

Mit dem klassischen Powertrio Gitarre, Bass und Drums geht es also wieder zurück in den Bluesrock der sechziger und frühen siebziger Jahre. Und Tony Spinner weiß, wie er die Gitarre zu behandeln hat: Mal gibt sie verklemmte Twang-Töne von sich, dann quietscht sie als Slidegitarre am Griffbrett rauf und runter, heult wie eine Furie im Rückkoppelungsinferno, wärmt sich an Hendrix’ „Fire“ oder geht auch mal eine Allianz zwischen Blues und Funk ein. Man hört, Spinner spielt keinen stilreinen Blues, sondern mixt unbedenklich zusammen, was ihm in seinen Lehr- und Berufsjahren alles untergekommen ist.

Ach ja, der Blues. Man müsste mindestens Amerikaner sein, um den Blues „authentisch“ zu spielen, am besten als Schwarzer in den Südstaaten gelebt haben. Gähn! Tony Spinner ist weiß, blond und stammt aus Missouri.

Sein Bassist Michel Mulder ist ein echter Holländer, der Drummer Alex Steier stammt gar aus Usbekistan. Und was sie da fabrizieren, ist schönster, dreckiger Bluesrock, wie man ihn um 1970 herum kaum anders hätte hören können, dabei aber kein bisschen museal.

Mit seinen 50 Jahren wirkt der Gitarrenheros erstaunlich unverbraucht, dazu ist er mit einer dicken Portion Humor und Selbstironie gesegnet. Gerne klimpert er zur Einleitung einige Akkorde und mutmaßt „Sounds like Robin Trower?“, lässt die Zuhörer entscheiden, ob die nächste musikalische Reise in Richtung Chuck Berry oder lieber Peter Green gehen soll, tippt kurz „Hey Joe“ an, bevor er sich doch wieder anders entscheidet. Eine vergnügte Konfusion herrscht in der Kofferfabrik, ebenso pure Spielfreude, und man spürt, dass Tony Spinner mit jedem nächsten Song sich selbst genauso gern überrascht wie seine Zuhörer.

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