Zweites Leben für Gebrauchtes

1.5.2016, 10:00 Uhr
Zweites Leben für Gebrauchtes

© Foto: Thomas Scherer

Kinderkleidung, ein rotes Rutschauto und andere Spielsachen, Schmuck, Bilder, ein Damenfahrrad und ein Heimtrainer, Bücher, CDs und Schallplatten, Dekorationsartikel und Mode für Erwachsene: Das Angebot bei FlohQuadrat im Industriegebiet Schmalau gleicht dem von herkömmlichen Flohmärkten und wirkt trotzdem anders, werden die Waren in dem 210 Quadratmeter großen Laden doch in Regalen und Vitrinen präsentiert statt auf Tapeziertischen und Decken.

Zum Verkauf nimmt Margit Gruber-Engelhardt alles an — außer Lebensmittel, verschmutzte und stark riechende Gegenstände. Auf das Konzept FlohQuadrat ist sie durch einen Bekannten gekommen, der sich damit 2010 in Mannheim selbständig gemacht hat. 2013 folgte ein weiteres Geschäft in Landsberg am Lech. "Dieser Laden hat eine ganz besondere Aura", schwärmt Gruber-Engelhardt, die sich im Vorfeld ihrer Selbständigkeit dort zwei Tage umgeschaut hat.

Die Idee von FlohQuadrat erklärt die Unternehmerin so: "Wir verkaufen Waren im Auftrag unserer Kunden und das relativ preisgünstig. Die Standgebühr für einen Tag auf einem Flohmarkt ist oft höher als die Miete hier für eine Woche." Außerdem müssten Verkäufer weniger Zeit investieren und seien obendrein vom Wetter unabhängig. An ihrer neuen Arbeit gefällt der gelernten Hotelkauffrau vor allem, dass sie dabei mit so vielen verschiedenen Menschen zu tun hat: von Müttern, die ausgediente Kleidung und Spielsachen ihres Nachwuchs anbieten, über Geschäftsleute bis hin zu Senioren, denen das Besuchen von Flohmärkten bei Wind und Wetter zu viel geworden ist.

"Überrascht hat mich, wie viele gut situierte Menschen sich bei uns umschauen", resümiert die Herzogenauracherin, die ihren Anfang April eröffneten Laden nicht als soziales Projekt sieht — auch wenn zu den Kunden etliche finanziell nicht so gut betuchte Menschen aus dem Umkreis von bis zu 20 Kilometern gehören. "Ich erlebe auch sehr viele Emotionen", berichtet Gruber-Engelhardt. "Wenn zum Beispiel die Kleidung von der Mama aus den 80er Jahren verkauft wird."

Liebevolle Arrangements

Was der Kunde für seine Waren verlangt und wie er sie präsentiert, ist ihm selbst überlassen. Keinesfalls sollten Mieter zu viele Artikel auf ihre Fläche packen, rät Gruber-Engelhardt. Denn: "Wenn das Regal zu voll ist, traut sich keiner hinlangen." Gut kommen dagegen häufiges Umdekorieren und liebevolle Arrangements an - so habe etwa eine Kundin einen hübschen Schmuckständer mit einem Ast mitgebracht und von diesem bereits viele Stücke verkauft.

"Einmal in der Woche sollten Mieter schon vorbeischauen", sagt die Unternehmerin. Wenn sich die Regalfläche oder die Kleiderstange geleert hat, informiert FlohQuadrat seine Kunden automatisch per E-Mail, damit sie bei Interesse neue Waren bringen können. Gute Erfahrungen habe beispielsweise eine Mutter gemacht, die ihr Regal allwöchentlich umgestaltet und thematisch gegliedert hat - etwa nur Babysachen, nur Bücher oder Elektroartikel - präsentiert hat. "Sie war schnell in der Gewinnzone", sagt Gruber-Engelhardt.

Lediglich drei ihrer Kunden hätten bislang nichts verkauft. Deren Plätze sehen aber auch eher aus wie ein privater Kleider- oder Abstellraum als wie eine Verkaufsfläche. An der "FlohStation" können Mieter tagesaktuell ihr Guthaben prüfen und es sich bei der Inhaberin oder ihrer Mitarbeiterin auszahlen lassen. Eine Provision fällt bei FlohQuadrat nicht an, wohl aber eine Miete, die sich nach der Art der gebuchten Fläche und der Dauer des Mietverhältnisses richtet.

Schwieriger als gedacht habe sich die Suche nach einem geeigneten Laden gestaltet. Schließlich sollte der nicht auf der grünen Wiese stehen, sondern von anderen Geschäften umgeben sein und über genügend kostenlose Parkplätze verfügen, berichtet die Franchise-Nehmerin. Am Rande von Bislohe wurde sie schließlich fündig und freut sich nun über die Nähe zu einem Discounter, einem Bäcker und einem Fabrikverkauf. "Es ist hier zwar nur ein Ortsteil, dafür aber ganz schön viel los", schildert die vierfache Großmutter.

Um bekannter zu werden, setzt Gruber-Engelhardt vor allem auf zufriedene Kunden und auf Mund-Propaganda. Daneben ist sie im Internet präsent, schaltet Anzeigen in Amts- und Wochenblättern und lässt Flyer drucken, die sie vor der Eröffnung mit Hilfe ihrer Familie an 10.000 Haushalte verteilt hat.

Weitere Infos unter: http://www.flohquadrat.de
Anschrift:
Gründlacher Straße 313
90765 Fürth-Bislohe
Öffnungszeiten:
Mo. - Fr. 10 - 18 Uhr
Sa. 9 - 13 Uhr

1 Kommentar