Zwischen Kesselpauken und Schlangenbeschwörern

21.4.2018, 19:38 Uhr
Zwischen Kesselpauken und Schlangenbeschwörern

© Foto: Edgar Pfrogner

Black Sabbath haben ihre letzte schwarze Messe gesungen, sämtliche Krawalleristen von Motörhead ruhen mittlerweile in Frieden. Doch das Heavy Metal unserer Vorväter, es kracht und scheppert wie eh und je und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Das liegt wohl daran, dass das Musikkorps Veitshöchheim sich auch zivileren Melodien, Musicals und Filmpartituren nicht verschließt. Und zugegeben: Wenn Militärs in Uniform die Titelfanfare von "Jesus Christ Superstar" schmettern, dann hat das schon eine gewisse surreale Wirkung.

Umso mehr, wenn gar nicht so lange zuvor ein Militär-Klassiker aus dem 19. Jahrhundert mit dem Titel "Mit Bomben und Granaten" zu Gehör kam. Die Kesselpauke signalisierte dabei unmissverständlich: Die Einschläge kommen näher. Doch schon bald schlug das Korps unter dem Dirigat von Oberstleutnant Roland Kahle zivilere Töne an.

John Philip Sousa, der Erfinder des Sousaphons — das Blasinstrument mit dem Riesenrohr, das sich sein Spieler wie einen Rettungsring umlegt —, ergeht sich auf dem "Manhattan Beach"; die Ouvertüre von Leonard Bernsteins Operette "Candide" spielt geradezu karikierend mit den betont zackigen Rhythmen, und gegen Rimsky-Korsakows irrwitzigen "Hummelflug" auf der Klarinette brummt ein Starfighter wie eine Stubenfliege vorm Fenster.

Die Höhepunkte des Konzerts, zu dem die VdK-Kreisvorsitzende Petra Guttenberger wieder zahlreiche Gäste aus Politik, Verbänden und Behörden begrüßte, sind nun jeglicher Martialität unverdächtig. Otto Schwarz’ Filmmusik für "In achtzig Tagen um die Welt" versammelt musikalische Idiome und Exotismen von der Marseillaise über afrikanische Schlangenbeschwörung und indischem Elefantentrompeten bis zur Wildwest-Lagerfeuerromantik. Und der Tribut an Andrew Lloyd-Webber versammelt dessen Greatest Hits von "Jesus" bis zum "Phantom der Oper".

Zirzensischer Höhepunkt des launigen Nachmittags war allerdings ein grandioses Trommelgewitter der Schlagzeuger auf Trittbrettleitern. Wenn die "Los Escalieros" die Leiter erklimmen, bleibt jeder General offenen Mundes auf dem Kasernenhof zurück.

Viel Applaus der 1300 Zuhörer. Hat Spaß gemacht.

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