Fürther Stadtrat lehnt den «Fürther Bogen“ ab

9.3.2006, 00:00 Uhr

Mit diesem Votum schloss sich das Ratsgremium bei seiner Sitzung am Mittwochnachmittag der Empfehlung des Bauausschusses an. Dieser hatte zur Wahrung der Interessen der von dem Projekt betroffenen Bürger mit deutlich negativer Tendenz die Entscheidung an den Stadtrat delegiert.

Der «Fürther Bogen“, wie die S-Bahn-Planer beim Projektzentrum Nürnberg der Bahn-Tochter DB Projektbau diesen Schwenk nennen, führt in Höhe der bestehenden Bahnüberführung Vacher Straße im Stadtnorden weg von der bestehenden Strecke und hin zur A 73. Parallel zu dieser führt die S-Bahn bis auf Höhe Großgründlach, um dort wieder in die vorhandene Trasse einzumünden. Diese ist dem ICE- und dem Güterverkehr vorbehalten.

OB Jung nach Ende der Ratssitzung zur NZ: «Wir haben gegen den ,Fürther Bogen’ gestimmt, weil er wirklich sinnlos durch die Äcker führt und die Landschaft nicht verschönert.“ Nirgendwo sonst entlang der geplanten S-Bahn sei ein solcher Schwenk vorgesehen. Nur weil hier vor 20 Jahren einmal ein Gewerbepark geplant gewesen sei, werde nun dieser unnötige Aufwand getrieben, schimpft Jung.

Dennoch blieb ein Rest von Skepsis bei Ratsmitgliedern und OB zurück. Alle am Verfahren Beteiligten wissen nur zu genau, dass nicht die Bahn für die Genehmigung der Pläne zuständig ist, sondern die ihr durch die Bahnreform als «TÜV“ und Bauaufsichtsbehörde übergeordnete Behörde Eisenbahn-Bundesamt (EBA). Bei ihr liegt die Entscheidung, ob es im Zuge des Planfeststellungsverfahrens die Fürther Einwände als stichhaltig bewertet, oder ob es sie verwirft. Danach bliebe Stadt und Privatleuten nur noch der Verwaltungsrechtsweg.

Dass es dazu kommen könnte und damit die seit bald zehn Jahren durch das Parallelprojekt der umstrittenen ICE-Trasse Nürnberg—Erfurt verzögerte S-Bahn erneut Verspätung bekäme, gilt bei Verkehrsplanern als unwahrscheinlich. Dies nicht nur deshalb, weil der Großteil der einstigen Gewerbeparkflächen auf Nürnberger Stadtgebiet liege, sondern auch, weil eindeutige Parameter gegen das Fürther Begehren sprächen.

Darin sind sich Planungschef und Leiter des DB Projektzentrums, Jürgen Seiler, als auch Willi Weißkopf, Infrastrukturplaner und Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Großraum Nürnberg (VGN), einig. Der «Fürther Bogen“ habe eindeutig den besseren Nutzen/Kosten-Faktor etwa durch höheres Fahrgastaufkommen. Die Planungsdaten stammten aus dem Jahr 2003 und seien auf einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren ausgelegt, so Seiler. Die Entscheidung liege aber allein beim EBA. Rolf Syrigos

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