Geheimnisse des Limes

20.9.2010, 23:06 Uhr
Geheimnisse des Limes

© Horst M. Auer

Vom Aussichtshügel in der Nähe von Theilenhofen schweift der Blick weit ins Land. Dort im Süden, am Waldrand, verlief einst die Grenze zwischen dem römischen Weltreich und den germanischen Stämmen. Die Stelle, wo sich vor 1800 Jahren ein Wachturm befand, markiert heute ein Fahnenmast mit rotem Wimpel. Mindestens fünf derartige Orientierungspunkte lassen sich im Gelände ausmachen.

Der Aussichtshügel mit seinen Informationstafeln ist der beste Beweis, dass sich bei der publikumswirksamen Aufbereitung des antiken Bollwerks seit 2005 viel getan hat. Überall erklären Cicerones-Wanderführer auf Wunsch den Alltag in der römischen Provinz; die Gemeinde Burgsalach investiert derzeit 600.000 Euro in sein Burgus genanntes Kleinkastell; im Wald bei Gunzenhausen erklären neuerdings eine Palisadenwand und Schautafeln die Grenzanlage. Und in Weißenburg ist das Limes-Infozentrum nach wie vor Dreh- und Angelpunkt für die Welt der Römer.

Paradehelm im Acker

Theilenhofens antike Geschichte ist spätestens seit den 1980er Jahren bekannt, als Jungbauern beim Wettpflügen einen römischen Paradehelm aus den Ackerboden holten. Die Reste eines Römerbads sind damals als Freilichtanlage konserviert worden.

Doch neben dem Kastell als Stützpunkt einer römischen Reitereinheit hat Theilenhofen noch weitaus mehr zu bieten, wie Landeskonservator Sebastian C.Sommer erläutert: Die geophysikalische Untersuchung des Bodens im Frühjahr dieses Jahres förderte in der benachbarten Zivilsiedlung das Halbrund eines Theatergebäudes aus Stein zutage. Auf hölzernen Sitzreihen haben sich wohl Soldaten und Dorfbewohner an szenischen Vorstellungen ergötzt.

Geheimnisse des Limes

„Diese Entdeckung ist sensationell und einmalig am Limes“, sagt Sommer. Rätselhaft sind auch die Fundamente einer Basilika und eines Forums mit Säulenhalle, ein Handelsplatz, wo die Römer ihren Warenaustausch betrieben. Urbane Siedlungsstrukturen dieser Art kennen Wissenschaftler nur aus römischen Städten. Im kleinen Theilenhofen ging es womöglich um eine „Machtdemonstration gegenüber den Germanen in Form einer Monumentalarchitektur“, schreibt das Fachblatt Der Limes der Deutschen Limeskommission in seiner aktuellen Ausgabe.

Geschichten wie diese sind es, die das Interesse wecken. „Für uns ist der Limes touristisches Kapital“, betont der Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen, Franz Xaver Uhl. Das hat längst auch die Staatsregierung erkannt. Kunstminister Wolfgang Heubisch, gestern zu Besuch in der ehemaligen Nordprovinz Raetien, sprach sich dafür aus, „auch auf diesem Feld nachhaltig die Strukturen zu stärken“. Der Weltkulturerbe-Titel sei nicht nur ein großer Gewinn, sondern „Ansporn und Auftrag“.

In Ruffenhofen im benachbarten Landkreis Ansbach wird die Vorgabe fleißig umgesetzt. Unweit des Hesselbergs schlummern ebenfalls die Reste einer römischen Garnison im Boden. Neben einem 3,7 Hektar großen Kastell für 500 Reiter erstreckte sich ein ausgedehntes Lagerdorf mit Thermen, Tempel und einem stattlichen Speicherbau. Großes Plus: Seit der Antike wurde das Areal nicht überbaut. Ein Zweckverband dreier Gemeinden hat die Entwicklung vorangetrieben. Ein Aussichtshügel erlaubt einen Blick auf das Modell des Militärlagers, dessen Umrisse in der Landschaft Bepflanzungen sichtbar machen. Derzeit laufen die Planungen für ein Limes-Museum auf dem Gelände bei Ruffenhofen. Rund 75 Prozent der Baukosten von 3,3 Millionen Euro übernimmt der Bund. Politiker und Wissenschaftler sind sich einig: Der Neubau wird Signalwirkung für die Region am Hesselberg haben.