Geldwäsche? Millionen-Immobilie in Nürnberg beschlagnahmt

20.2.2019, 16:58 Uhr
Drei Männer wurden im Zusammenhang mit den beschlagnahmten Immobilien festgenommen.

© dpa Drei Männer wurden im Zusammenhang mit den beschlagnahmten Immobilien festgenommen.

Experten sprechen vom größten Geldwäsche-Fall aller Zeiten. Der sogenannte "russische Waschsalon" (englisch: "Russian Laundromat") soll bis zu 22 Milliarden Dollar über Banken nach Lettland und Moldawien verschoben haben. Im Fokus steht ein leitender Manager der lettischen Bank Trasta Komercbanka, kurz TBK. Das Kreditinsitut wurde bereits 2016 wegen krimineller Geschäfte von der Bankenaufsicht in Riga abgewickelt. Die Affäre hat höchste Kreise erreicht: Im vergangenen Jahr kam der Präsident der lettischen Zentralbank in Untersuchungshaft, weil er Bestechungsgelder angenommen haben soll, in Russland soll ein Verwandter von Präsident Wladimir Putin verwickelt sein.

Jetzt schlugen deutsche Ermittler unter Federführung der Münchner Staatsanwaltschaft I zu. Vier Immobilien in Bayern und Hessen beschlagnahmten die Behörden bereits am Montag. Sie sollen einen Gesamtwert von rund 40 Millionen Euro haben. Auch in Nürnberg und Regensburg wurde jeweils ein Gebäude gesichert. Beide haben einen Wert von etwa zehn Millionen Euro, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft auf nordbayern.de-Nachfrage sagte. Um welche Immobilien es sich konkret handelt, bleibt zunächst aber unklar. "Die Ermittlungen laufen", sagte die Sprecherin.

Wo sind die restlichen Milliarden?

Man gehe davon aus, dass die hochwertigen Immobilien mit Geld aus dem "russischen Waschsalon" gekauft wurden, teilt die Staatsanwaltschaft mit. Drei Männer wurden im Zusammenhang mit dem beschlagnahmten Geld festgenommen - mit Details halten sich sowohl die Staatsanwaltschaft als auch das Bundeskriminalamt (BKA), das ebenfalls eingebunden ist, zurück. Zunächst bleibt unklar, woher sie stammen und wie alt sie sind. Neben den Immobilien wurde auch Guthaben im Wert von rund acht Millionen Euro eingefroren.

Die Masche des "russischen Waschsalon" war komplex. Experten vom Recherchenetzwerk OCCRP, die den Skandal 2014 öffentlich machten, sprechen von tausenden Briefkastenfirmen und hunderten Konten in Lettland. Bei Scheingeschäften wurden fiktive Kredite nicht zurückgezahlt. Die Bürgen eben jener Geschäfte jedoch waren echt - laut OCRRP waren sie Teil des "Waschsalons" und überwiesen die angeblich ausstehenden Gelder auf Konten in Moldawien. Von dort aus wurden die Gelder dann nach Lettland und damit in die EU transferiert. Das Geld investierten die Täter dann in Immobilien und andere Luxus-Güter, unter anderem in Deutschland.

Drei Jahre lang ermittlte die Münchner Staatsanwaltschaft I, kooperierte dabei unter anderem mit Zollfahndern aus Berlin-Brandenburg, dem BKA und Spezialeinheiten aus der Abteilung Wirtschaftskriminalität bei der Staatspolizei in Riga. Rund um den Globus suchen Ermittlungsbehörden nach den rund 22 Milliarden Dollar, die ins Ausland transferiert wurden. Doch noch fehlt der Großteil.