Gewaltverherrlichung? Vater zeigt Geisterbahn-Betreiber an

14.6.2012, 12:51 Uhr
Gewaltverherrlichung? Vater zeigt  Geisterbahn-Betreiber an

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So geschehen auf der Kirchweih in Neustadt/Aisch. Ein 46-jähriger Familienvater wollte sich nicht damit abfinden und zeigte den Eigentümer der Geisterbahn wegen eines Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz und wegen Gewaltverherrlichung an.

„Das ist wohl ein Witz“

„Das ist wohl ein Witz, mir fehlen die Worte“, reagierte Schausteller Andreas Kutschenbauer, als er von der Anzeige erfuhr. Seit 25 Jahren sei er mit der Geisterbahn auf Kirchweihen unterwegs, so etwas habe er aber noch nie erlebt.

Was der Schausteller eher witzig findet, nimmt der Vater dagegen sehr ernst. Er sei mit Ehefrau und dem Jungen zum Kinderkarussell gegangen – es liegt direkt gegenüber der Geisterbahn. Da habe er schon gemerkt, wie der Bub ständig die schaurigen Figuren an der Fassade gemustert habe. Nach nur drei Fahrten – „sonst ist er vom Karussell nicht wegzukriegen“ – habe er geäußert, von hier weg zu wollen. Später und auch noch beim Zubettgehen habe er gefragt, ob es den Menschen gut gehe, die er da gesehen habe.

Den Vater hat dies so beeindruckt, dass er die örtliche Polizeiinspektion aufsuchte, um Strafanzeige zu erstatten. Der diensthabende Polizeibeamte hielt sein Anliegen zunächst für einen Scherz und vermutete, der Mann sei möglicherweise angetrunken, weshalb er einen Alkoholtest anordnete. Das Ergebnis: 0,0 Promille. Sein Kollege habe zunächst nicht gewusst, wie er den Anzeigeerstatter einordnen solle, erklärte Inspektionsleiter Siegfried Archut hinterher das Verhalten seines Beamten.

Dann habe der Polizist die Anzeige angenommen, obwohl ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz nicht erkennbar sei: „Schließlich sind solche Geisterbahnen zugelassen, es ist ja ihr Wesen.“ Die Anzeige werde an das Landratsamt weitergeleitet.

Lieber in den Wald?

Geisterbahn-Eigentümer Kutschenbauer legt Wert darauf, dass seine Anlage sowohl technisch als auch optisch immer auf dem neuesten Stand gehalten wird. „Das Publikum will stets aktuelle Effekte und Neuheiten“, heißt es in einer Broschüre des Unternehmens. Die Anzeige des Vaters hatte blankes Unverständnis ausgelöst: „Der Mann soll mit seinem Buben doch im Wald spazieren gehen. Das ist nun halt mal ein Geisterhaus“, sagte er gegenüber der Fränkischen Landeszeitung.

Bei Bürgermeister Klaus Meier stieß der Vater auf ein gewisses Verständnis. Die Stadt wolle sich über die künftige Platzierungen der Fahrgeschäfte auf der Kirchweih Gedanken machen.

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