2200 Fahrradfahrer erobern das Fränkische Seenland

30.7.2017, 18:31 Uhr
2200 Fahrradfahrer erobern das Fränkische Seenland

© Marianne Natalis

Wie kann man sich nur freiwillig mit so vielen Menschen zusammen auf eine Radtour begeben? Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Die Tagesetappe in der Region, zu der neben den 1100 Teilnehmern an der einwöchigen Radtour sich noch einmal 1100 Radler angemeldet haben, bietet nun die Gelegenheit, das einmal hautnah selbst mit auszuprobieren.

Normalerweise fahre ich gerne vorneweg, so ist es schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, sich mitten im Pulk zu bewegen und genau auf die Vordermänner und -frauen zu achten. Doch schon auf der Oettinger Straße stadtauswärts zieht sich die Kolonne etwas auseinander. Zeit, sich einmal umzusehen, wer denn da neben mir herfährt.

Wer bei der BR-Radltour einen Gesprächspartner sucht, wird schnell fündig. Als erstes sticht mir eine größere Gruppe ins Auge, die nicht die blau-weißen BR-Radltour-Shirts trägt sondern durch ihr eigenes Outfit auffällt. "So finden wir uns leichter" ist die naheliegende Begründung, aber auch die laute Musik ("Tage wie diese") ist da sicher hilfreich — wenn auch nicht jedermanns Sache. Aus der ganzen Republik kommt der Freundeskreis, der sich bereits zum vierten Mal bei dieser besonderen Radtour trifft.

Die erste Augustwoche ist für viele Teilnehmer schon seit Jahren fett im Kalender markiert. Nicht wenige sind schon zehn Mal und mehr mitgefahren. Sie erzählen gut gelaunt von Lagerkoller um die Wochenmitte, für die Nachtruhe notwendigen Schlaftrunks und dem unverzichtbaren Oropax. Auch wenn nicht mit allen Mitfahrern gut Kirschen essen ist, die allermeisten haben viel Spaß bei der Tour und man kommt sehr einfach mit ihnen ins Gespräch.

"Des werden a immer mehr E-Bikes", höre ich im Vorbeifahren und nehme, gespannt auf die Antwort, etwas Gas weg. "I tret selbst, solange i ko", kommt es prompt vom Nebenmann. Meinen hochgestreckten Daumen nehmen die beiden Oberbayern mit Gelächter zur Kenntnis.

Die beiden Radler vor mir wecken mein Interesse: Während sie im weiß-blauen Wochen-Shirt gewandet ist, trägt er das Ein-Tages-Shirt. Das Ehepaar, erfahre ich, kommt aus Ludwigsburg. Weil er keinen Urlaub bekommen hat, fährt er wenigstens die Ein-Tages-Runde mit, seine Frau gönnt sich die gesamte Tour, hat aber sicherheitshalber noch Freunde dabei.

Mutter und Tochter aus dem Steigerwald sind bereits zum zweiten Mal dabei und fahren auch heuer wieder die ganze Woche mit. Im vergangenen Jahr haben sie die Teilnahme gewonnen — und waren von der Großveranstaltung so begeistert, dass sie sich gleich wieder angemeldet haben.

Nicht nur die Teilnehmer der eigentlichen BR-Radltour kommen aus dem ganzen Freistaat und darüber hinaus. Auch die Tagesetappe hat Radler weit über die Grenzen des Seenlands in die Region gezogen. Etwa das Ehepaar aus Bayreuth, dass sich die Chance, einmal so ein Massenerlebnis zu haben, nicht entgehen lassen wollte und dafür extra früh aufgestanden ist. Eines wird bei den vielen Gesprächen aber auch deutlich: Nicht nur die BR-Radltour begeistert die Menschen, sondern auch das Seenland. Und nicht zuletzt sind sie voll des Lobes für die gute Organisation in Gunzenhausen.

Im Durchschnitt fährt der Tross mit rund 18 Stundenkilometer durch die Landschaft. Bergab werden es aber auch schnell mal 35 oder mehr, nicht umsonst herrscht bei der Tour Helmpflicht. An engen oder scharfen Kurven, Fahrbahnteilern oder ähnlichen Hindernissen steht stets ein ehrenamtlicher Helfer, der mit einer gelben Flagge auf die mögliche Gefahrenstelle aufmerksam macht. Allerdings sieht man die erst kurz vorher, weshalb die Warnung per erhobenem Arm durch das Peleton weitergegeben wird.

Rund 70 Kilometer umfasst die heutige Etappe, die über den Altmühlsee zurück nach Gunzenhausen und von dort, nach einem Gottesdienst, über Weißenburg und Ellingen zurück auf den Schießwasen führt.

Ich habe mich für die kleine Schleife entschieden. Ehe ich mich versehe sind wir schon wieder in Gunzenhausen auf dem Marktplatz angekommen, und ich verabschiede mich angetan von meinem letzten Gesprächspartner. Wider Erwarten hat die Runde richtig Spaß gemacht. Schade, dass ich in die Redaktion muss ...

 

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